Bochum. . Nach Informationen der WAZ hat ein Arzt aus Bochum auf seinem Grundstück im Ortsteil Stiepel geschütze Bäume illegal fällen lassen. Doch der Arzt verteidigt sich und gibt an, dass die Stadtwerke mit den Rodungen angefangen hätten.
Hat ein Bochumer Arzt auf seinem 2100 Quadratmeter großen Baugrundstück im teuren Stiepel geschützte Bäume illegal abholzen lassen, um sich und zwei Bau-Partnern auf diese Weise eine besonders schöne Aussicht ins Ruhrtal zu verschaffen? Nach Recherchen der WAZ sieht es so aus. Pikant: Das Traumgrundstück befindet sich noch im Eigentum der Bochumer Stadtwerke, das belegte das Grundbuchamt auf Nachfrage am 17. März.
Keine Geringere als die Bürgermeisterin der Grünen, Astrid Platzmann-Scholten, hatte am 9. März eine Anfrage in der Ratssitzung zum Thema „Baumfällungen im Landschaftsschutzgebiet“ gestellt. Nach ihrer Darstellung wurden auf dem Grundstück zwischen Kemnader Straße 302a und 316a „zahlreiche geschützte Bäume im Februar gefällt“.
Für einen Teil der Rodungen gab es keine Genehmigung
Nach bisherigen Erkenntnissen der Stadtverwaltung, die dort eine Ortsbesichtigung noch vor der Ratssitzung vorgenommen hatten, verfestigt sich der Eindruck, dass illegal abgeholzt worden war. Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch bestätigte: Für einen Teil der Rodungen habe es eine Genehmigung gegeben, für einen weiteren Teil aber nicht. Die Stadt werde den Fall sorgfältig im Auge behalten, sicherte der Dezernent zu.
Das Grundstück liegt in idyllischer Lage in Stiepel, grenzt direkt am Kalkampsweg in prominenter Nachbarschaft. Von hier aus erstreckt sich ein herrlicher Blick in die weite Tiefe des Ruhrtals. Laut Stadtwerke-Sprecher Thomas Schönberg war es im vergangenen Jahr an den Arzt verkauft worden.
Doch bereits am 1. März 2010 hatten die Stadtwerke mit Baumschnitt begonnen, schildern die Grünen. Dabei sei sogar ein Schild der Stadtwerke aufgestellt worden. „Achtung Baumschnitt“.
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„Die Stadtwerke haben mit den Rodungen angefangen“, sagte der Arzt der WAZ gegenüber. Im Übrigen sei er noch nicht Eigentümer. Er habe das Grundstück gekauft, damit dort drei Häuser gebaut werden können, eins für sich und zwei für andere. Er räumte ein, dass weitere Bäume auf seine Anweisung hin gefällt wurden. Dabei habe er deutlich gemacht, dass nur die Bäume fallen sollten, die nicht unter Schutz stehen. Oder Bäume, die aus bautechnischen Gründen gefällt werden müssen und für die Ersatzpflanzungen angelegt werden müsse.
Auf die Frage, welche Firma er beauftragt hatte, sagte er zögernd: „Keine Firma. Da war jemand mit der Kettensäge.“
Stadtwerke sind rechtlich immer noch Eigentümer des Grundstücks
Weil die Stadtwerke rechtlich immer noch Eigentümer des Grundstücks sind, solange die Eintragung des neuen Erwerbers im Grundbuchbuch noch nicht vollzogen ist, stellt sich nun die Frage, inwieweit sie für die illegale Holzaktion zur Rechenschaft gezogen werden können.
Stadtwerkechef Bernd Wilmert bemerkte dazu, dass ihm der ganze Vorgang völlig unbekannt sei: „Aber wenn es so ist, ist es mir äußerst unangenehm. Das ist Mist.“
Die Grünen hatten am Donnerstag ihre Anfrage im Umweltausschuss wiederholt. Wie Bürgermeisterin Platzmann-Scholten der WAZ schilderte, habe die Stadtverwaltung ihr gegenüber bestätigt, dass Bäume gefallen sind, die im Bebauungsplan ausdrücklich als „zu erhalten“ gekennzeichnet waren. Die Stadtverwaltung bestätigte, dass ein Bauantrag für drei Häuser gestellt worden war.
Das Areal mit dem nun unverstellten Blick ins Ruhrtal ist „namenlos“. Es hat noch keine Hausnummer.