Bochum. Die Stadt will an den Stadtteilbibliotheken sparen. Doch das wollen die Fördervereine der Büchereien nicht zulassen. Sie veranstalten Ende März eine Leseaktion mit Bochumer Schriftstellern, um die Sparvorschläge abzuwenden.

Die Stadtteilbibliotheken wehren sich gegen die Sparvorschläge der Stadt zu Lasten der Bochumer Büchereien. Als Bündnis „B4“ veranstalten vier Fördervereine der Zweigstellen der Zentralbücherei am 23. und 24. März ein Staffellesen in allen sechs Stadtteilbibliotheken. Die Aktion wurde jetzt bei einer Pressekonferenz in der Bücherei Querenburg vorgestellt.

Bochumer Autoren, darunter Heide Rieck, Edda Minck und Werner Streletz, werden am 23. März ab 19 Uhr kostenfrei aus ihren Werken vorlesen. In der Querenburger Zweigstelle wird Kemal Yalçin um 16 Uhr für Kinder und Jugendliche in türkischer Sprache (mit Übersetzung) lesen. Am Folgetag geht die Leseaktion ab 15 Uhr u. a. mit Frank Goosen und Hennes Bender weiter. (Wo genau, welcher Autor liest, werden wir noch rechtzeitig bekannt geben.)

"Gut erreichbare Büchereien sind eine Voraussetzung für die kulturelle Bildung"

„ Es war vorgesehen, das Büchereiwesen in Bochum klein zu schlagen“, sagte Erdmann Linde vom Förderverein „Langendreer liest“ zu den Sparvorschlägen der Stadt.

Laut Haushaltssicherungskonzept 2012-2022 drohen die Schließungen der Zweigstellen in Querenburg und Gerthe. Doch diese Maßnahmen sind zumindest laut Beschluss des Kulturausschusses seit der letzten Woche wieder vom Tisch. Begründung: „Gut erreichbare Büchereien sind eine Voraussetzung für die kulturelle Bildung. Vor allem für Kinder ist das Angebot unverzichtbar.“

Höhere Gebühren lösen Unbehagen aus

Trotzdem sorgen sich die Mitarbeiter und Fördervereine der Stadtteilbibliotheken wegen möglicher Maßnahmen. Zusätzliche Schließtage etwa lehnen sie ab. „In eine Bibliothek muss ich gehen können, wann es mir passt und nicht, wenn sie gerade auf ist“, sagte Linde. Ebenso der Vorschlag, die Gebühren kontinuierlich zu erhöhen, löst Unbehagen aus. Langfristig könne dies dazu führen, dass die Büchereien ausbluten, zumal die Gebühren gerade angehoben wurden. Ein Jahresausweis kostet seit dem 1. Januar statt 18 Euro nun 30 Euro. Ausleihen für Kinder unter 11 Jahre hingegen sind jetzt kostenfrei.

Weniger Besucherzahlen oder Ausleihen habe es in den letzten Jahren nicht gegeben, sagte Linde. Im Gegenteil: Seit in 2009 schon mit Schließung in Gerthe gedroht wurde, habe es durch Zusammenarbeit mit Grundschulen und Kindergärten dort einen Aufschwung gegeben, so die dortige Leiterin Barbara Pöting. Bibliotheken könnten zudem nur bedingt an der Anzahl der Ausleihen beurteilt werden, sagte Ina Gutteck vom Förderverein Querenburg. „In Querenburg leihen Migranten oft nur ein Buch aus, um sich mit der Sprache zu beschäftigen. Deutsche Familien nehmen gleich einen Stapel mit“, erläuterte sie.