Querenburg. Stadtteilbibliothek Querenburg wird Haus des Lernens. Vorlesepaten und Schwerpunktaktionen ziehen Besucher an
„Die Schließung unserer Bibliothek ist jetzt vom Tisch. Wir konnten damit erfolgreich die Pläne von Kulturdezernent Michael Townsend verhindern“, freut sich Dr. Elmar Linnemann, der Vorsitzende des Freundeskreises der Stadtteilbücherei im Uni-Center.
Dazu kam es, weil der neu gegründete Förderverein alsbald unter anderem mit den Parteien, mit Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz sowie mit Bürgermeisterin Gaby Schäfer Gespräche aufnahm. „Das war sehr konstruktiv, vor allem auch mit der Oberbürgermeisterin“, erinnert sich Linnemann.
Zunächst hatte alles nicht so erfolgreich ausgesehen. 14 Tage vor der Vereinsgründung im Frühjahr 2010 gab es gerade fünf Interessierte, die sich dafür engagieren wollten. Durch öffentliche Aufrufe änderte sich das schnell: Zur Gründungsversammlung erschienen gut 30 Gegner der Schließung. Darunter war auch der inzwischen zurückgetretene Bezirksbürgermeister Lutz Gollnick. Inzwischen hat der Verein 47 Mitglieder, eines davon ist auch der örtliche Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer (SPD).
Für das Erreichen des ersten Etappenziels des Förderkreises – Erhalt der Bibliothek - war sicherlich auch das Arbeitskonzept entscheidend, dem sich der Verein verpflichtet sieht. „Wir wollen hier ein Haus des Lernen entstehen lassen“, betont Linnemann. Das heißt in der Sache: Die Bibliothek soll über die Buchausleihe hinweg ein Treffpunkt und Lernort werden. Dazu zählen die Leseförderung für Kinder mit Migrationshintergrund sowie Veranstaltungen, die die sehr unterschiedliche Bewohnerstruktur des Stadtteils berücksichtigen.
Ein Jahr nach der Vereinsgründung zeigen sich erste Ergebnisse. Bibliotheksleiter Thorsten Eilks hat nun an (fast) jedem Dienstag um 16 Uhr eine Vorlesepatin zu Gast, die den Kindern entweder aus Büchern vorliest oder aber diese per Dia anschaulich präsentiert. „Zwischen zehn und 20 Kinder im Alter von etwa vier bis zehn Jahren hören zu“, so Eilks. Die Eltern sehen sich währenddessen in der Bibliothek um. Hinzukommen Bastel- und Internetangebote.
Eine Veranstaltungsreihe zu „Lieblingsbüchern“ ist außerdem angelaufen. Aktuell war das der Informationsabend zu Neuerscheinungen von der Leipziger Frühjahrsbuchmesse. Im Februar gestaltete Axel Schäfer einen Abend, bei dem er das Buch „Unterm Strich“ von Peer Steinbrück vorstellte. Linnemann: „Etwa 50 Besucher kamen.“
Bei der aktuellen Mitgliederversammlung des Vereins sprachen die Anwesenden auch über weitere Angebote. „Die Bücherei erklärt die Welt“ ist der derzeitige Arbeitstitel für eine Sachthemenreihe, die entsprechende Kinderbücher mit dem Besuch von Fachleuten zum Thema verknüpfen soll. Eilks denkt dabei etwa an den Besuch der Feuerwehr, der Polizei oder auch von Forschern zu einzelnen Themen. Zum Beispiel Ritter und Mittelalter. In Vorbereitung ist auch die Reihe „Literatur-Kultur-Kulinarik“ mit im Stadtteil wohnenden Migrantengruppen. Sie präsentieren darin Literatur ihrer jeweiligen Herkunftsländer.
Bei allen Angeboten ist der Förderverein immer wieder als Ideen- und Geldgeber für Konzepte, Veranstaltungshonorare und Preise gefragt. „Noch ist unser Etat für Neuanschaffungen ausreichend“, so Eilks zu den Versammelten.
Insgesamt kann die Bibliothek auf steigende Nutzerzahlen in Höhe von 8 Prozent im letzten Jahr verweisen. Möglich wurde das nicht zuletzt dank der neuen Hinweisschilder der Stadtverwaltung. Nun wissen die Menschen auf einmal, wo ihre Stadtteilbücherei überhaupt zu finden ist.