Bochum. „Ihre Diabetes - unser Auftrag“, lautet das Motto des ersten WAZ-Nachtforums Medizin im neuen Jahr - am 8. März. Im Blickpunkt stehen neue Therapien für Diabetes-Patienten.

Jahrelang hat Anja Mandzik gelitten. Beinahe hätte sie vor der Zuckerkrankheit kapituliert. Jetzt hat die 42-Jährige wieder Lust am Leben. Ihren Diabetes hat sie im Griff – dank einer neuartigen Therapie, die beim WAZ-Nachtforum Medizin am Donnerstag, 8. März, vorgestellt wird.

2005 wurde bei Anja Mandzik eine Insulinresistenz festgestellt. Die Wittenerin zählt damit zu den acht Millionen Deutschen, die unter Diabetes Typ 2 leiden, darunter immer mehr jüngere Menschen, oft mit Übergewicht. Die Patienten schwimmen zwar regelrecht in Insulin. Die Körperzellen reagieren auf das Hormon aber nicht mehr in der natürlichen Weise mit der Aufnahme und Verwertung von Glukose, das sie für ihre Funktionen benötigen. Um ihnen dennoch Glukose zukommen lassen zu können, wird immer mehr Insulin produziert; der Blutzuckerspiegel steigt.

Körpereigenes Insulin

„Tabletten haben nicht geholfen. Ich wurde sofort insulinpflichtig. Schlimm, denn Insulin mästet“, berichtet Anja Mandzik. Jahre des körperlichen und seelischen Leidens begannen. 134 Kilo zeigte die Waage an. Im Knappschaftskrankenhaus Langendreer wurde die richtige Therapie entwickelt. „Ich bin zu dick, ich bin Diabetiker, ich muss Insulin nehmen: Diese Gleichung ist längst hinfällig“, sagt Dr. Anja Figge (42), Oberärztin in der Medizinischen Klinik. Sie hat bei Anja Mandzik mit einer Kombination aus Tabletten und Spritzen „überaus ermutigende Erfahrungen“ gemacht:

Das bewährte Antidiabetikum Metformin, morgens und abends oral eingenommen, bremst die Zuckerneubildung in der Leber und lässt körpereigenes Insulin an den Zielzellen (hauptsächlich Muskeln und Gehirn) besser wirken.

Abnehmen durch verändertes Essverhalten

Abends spritzt sich die 42-Jährige Liraglutid (Handelsname: Victoza) in die Bauchfalte. Liraglutid gehört zu den neu in der Diabetestherapie eingesetzten Präparaten. Es basiert auf dem Darmhormon GLP-1. „Es führt zu einer verzögerten Magenentleerung und einem vorzeitigen oder stärkerem Sättigungsgefühl. Man hat weniger Hunger und nimmt ab. Je weniger man wiegt, desto geringer ist die Insulinresistenz an den Zellen, desto besser die Wirkung des körpereigenen Insulins, das als ,Schlüssel’ wieder ins ,Loch’, passt“, schildert die Klinik-Oberärztin.

Anja Mandzik war zu Beginn skeptisch. Und die ersten Wochen waren tatsächlich übel. „Mir war oft schlecht, ich hatte Durchfall.“ Doch inzwischen schwört die Zollbeauftragte auf die Knappschafts-Kombi. Sie isst deutlich weniger. Innerhalb von vier Monaten hat sie ihr Gewicht auf 120 Kilo reduziert – „ohne Diät, ohne zu hungern, allein durch ein verändertes Essverhalten. Die Lebensqualität hat sich erheblich verbessert.“

Volkskrankheit Diabetes

„Tablette oder Spritze: Das war früher. Heute geht beides. Entscheidend ist eine individuell abgestimmte Behandlung“, betont Dr. Anja Figge, die bei ihrem Vortrag beim WAZ-Nachtforum am 8. März von Anja Mandzik begleitet wird. Unter dem Motto „Ihr Diabetes – unser Auftrag“ wird über moderne Therapien gegen die Volkskrankheit (Typ 1 und 2) informiert. Die Besucher erfahren zudem, wie Folgeschäden verhindert und behandelt werden können.

Das WAZ-Nachtforum Medizin beginnt am Donnerstag, 8. März, um 19 Uhr in der Cafeteria des Knappschaftskrankenhauses Langendreer. Durch den Abend führt WAZ-Redaktionsleiter Thomas Schmitt. Die Teilnahme ist kostenlos. Weil die Plätze limitiert sind, bitten wir aber um verbindliche Anmeldungen (mit Angabe der teilnehmenden Personen) unter 0 18 02/40 40 72.