Bochum. .
Mit Schmerzen ist das wie mit Zecken: Keiner mag sie und sie können lästig werden und sich festbeißen. Über 250 Bochumer fühlen sich nun ein ganzes Stück besser informiert. Sie haben am WAZ-Gesundheitsforum im Uniklinikum Bergmannsheil teilgenommen.
Dabei haben sie von Schmerzspezialisten aus erster Hand erfahren, welche Schmerzmittel heilende Helfer sind und welche in Richtung gefährliches Gift gehen.
Prof. Dr. Christoph Maier, Leitender Arzt der Abteilung Schmerztherapie am Bergmannsheil, zitierte den legendären Arzt und Philosophen Paracelsus, als er sagte: „Der Unterschied zwischen einem Gift und einem Heilmittel liegt oft in der Dosis.“ Maier sprach über den richtigen Umgang mit Schmerzmitteln - und er tat das einleuchtend und für Laien verständlich. Wichtig sei: „Nicht jedes Medikament hilft bei jeder Art von Schmerz.“ Der Mediziner empfahl dringend, Mittel, die keine Linderung verschaffen, abzusetzen und etwas anderes auszuprobieren - in Absprache mit dem Arzt. Und: Bloß keine Medikamentencocktails, lieber wenige und dafür hilfreiche Medikamente - das übrigens ein Rat, der sich durch die Vorträge aller Referenten zog.
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Zeichen wirksamer Medizin seien: die Schmerzen werden erträglicher, der Schlaf erholsamer, der Patient aktiver. Maier sprach vielen Besuchern aus der Seele, er erntete zustimmendes Kopfnicken.
Der Leitende Arzt ist ein Mann des offenen Wortes: „Sind frei verkäufliche Schmerzmittel ungefährlich?“, fragte er und gab selbst die klare Antwort: „Nein!“ Ibuprofen führe in Deutschland zu mehr Todesfällen als Aids. Besonders bei einer hohen Dosis und bei dauerhafter Einnahme ginge von Schmerzmitteln ein Risiko aus. Auch sollten Patienten bzw. die behandelnden Ärzte genau auf individuelle Risikofaktoren achten, so sei der Fiebersenker Paracetamol grundsätzlich gut verträglich, erhöhe aber die Asthmagefahr.
Diese Empfehlung gab der Schmerzexperte den Besuchern mit: „Nicht so viel Medizin wie man verträgt einnehmen, sondern gerade so viel wie man wirklich braucht!“
WAZ-Redaktionsleiter Werner Conrad, der das Gesundheitsforum im Bergmannsheil moderierte, war ein gefragter Mann. Er führte durch den Abend und gab viele, viele Fragen der Besucher weiter an die Referenten. Hätte die Zeit es erlaubt, so hätten viele Gäste sich wohl am liebsten die ganze Nacht hindurch mit den Fachleuten ausgetauscht. Aber auch so konnten etliche Fragen beantwortet werden.
Dafür sorgte auch Prof. Dr. Martin Tegenthoff, Leitender Arzt der Neurologischen Klinik und Poliklinik am Bergmannsheil, mit dem Vortrag „Was leisten Psychopharmaka bei Nervenschmerzen?“. So ungewöhnlich es sich für manchen Patienten anhöre, aber der Einsatz von Antiepileptika sei bei kurzen Schmerzattacken durchaus hilfreich, ebenso der Einsatz von Antidepressiva bei dumpfen Dauerschmerzen. Hier gelte ebenfalls: „Es ist wichtig, dass Ärzte über mögliche Nebenwirkungen aufklären.“ Tegenthoff warnte davor, Nervenschmerzen mit Valium, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln zu behandeln: „Gegen Nervenschmerzen helfen die nicht.“