Bochum..

Ein Schlaganfall erfordert eine schnelle Reaktion. Im Ernstfall zählt jede Minute. Experten informierten beim WAZ-Medizinforum über Symptome, Ursachen und Behandlungsmethoden.

Im Ernstfall zählt jede Minute. Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl, Seh- oder Sprechstörungen. Tritt nur eines dieser Alarmsignale auf, ist Eile geboten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen Schlaganfall. Dann hilft nur eins: Den Notruf 112 wählen.

Dr. Sabine Skodda führte in das Thema ein und informierte über die typischen Symptome. Foto: Gero Helm
Dr. Sabine Skodda führte in das Thema ein und informierte über die typischen Symptome. Foto: Gero Helm © Gero Helm / WAZ FotoPool | Gero Helm / WAZ FotoPool

Bis zu 200 000 Menschen in Deutschland erleiden pro Jahr erstmals einen Schlaganfall. „Das ist die häufigste Ursache für eine bleibende Behinderung“, sagt Prof. Dr. Uwe Schlegel, Direktor der Neurologie am Knappschaftskrankenhaus in Langendreer. Gemeinsam mit weiteren Experten der Klinik informierte er am Donnerstagabend auf dem WAZ-Nachtforum Medizin über typische Symptome, Ursachen und mögliche Behandlungsmethoden eines Schlaganfalls. „Früher war ein Schlaganfall ein Schicksalsschlag“, sagt Schlegel, „heute verlassen 50 Prozent aller Patienten das Krankenhaus ohne, oder nur mit einer unwesentlichen Behinderung.“

So wie Ursula Dellbrügge. Im November des vergangenen Jahres sitzt sie mit ihrem Mann am Frühstückstisch und trinkt Kaffee. Doch plötzlich reagiert sie nicht mehr. Sie kann sich nicht bewegen, sich nicht verständlich machen, Speichel fließt ihr aus dem Mund. Zum Glück bewahrt ihr Mann die Ruhe und ruft den Notarzt. Wenig später entfernen die Ärzte Ursula Dellbrügge in der Klinik ein Blutgerinnsel im Gehirn. Es hatte eine Arterie verschlossen. Nach dem Eingriff fühlt sie sich, „als wäre gar nichts passiert.“ Zwei Wochen später verlässt sie gesund das Krankenhaus.

Häufigste Ursache für einen Schlaganfall ist ein Gefäßverschluss, nur in etwa 15 Prozent der Fälle ist es eine geplatzte Arterie. Der häufigere, sogenannte unblutige Schlaganfall wird in der Regel mit blutverdünnenden Medikamenten und mit Hilfe eines Katheters behandelt. Diesen schieben die Ärzte von der Leiste aus bis ins Gehirn und entfernen dort das Gerinnsel, das den Blutstau verursacht hat. Das alles passiert binnen weniger Minuten. Komplizierter wird es bei einem „blutigen“ Schlaganfall. Hier kann eine Operation helfen, bei der Teile der Schädeldecke entfernt werden. Jedoch müssen Nutzen und Risiken im Einzelfall abgewogen werden. Doch was sind überhaupt die Ursachen, die zu einem Schlaganfall führen können? Es sind die üblichen Verdächtigen: Rauchen, Bluthochdruck, Cholesterin, Diabetes, oder Herzrhythmusstörungen – darunter vor allem das Vorhofflimmern, das zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen kann und bis zu 30 Prozent aller Schlaganfälle auslöst. Das Problem: „Viele dieser Ursachen tun nicht weh, deshalb werden sie oft zu spät erkannt“, sagt Uwe Schlegel. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle beim Hausarzt besonders wichtig, auch wenn man sich im hohen Alter noch fit fühlt. Herzrhythmusstörungen können zum Beispiel in den meisten Fällen durch die Gabe von Aspirin oder Marcumar beseitigt werden.

Schlaganfall

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Sind Blutbahnen beispielsweise durch Arterienverkalkung oder infolge einer Embolie verengt, droht eine Sauerstoffunterversorgung im Gehirn und damit ein Schlaganfall.
Sind Blutbahnen beispielsweise durch Arterienverkalkung oder infolge einer Embolie verengt, droht eine Sauerstoffunterversorgung im Gehirn und damit ein Schlaganfall. © Knut Vahlensieck | Knut Vahlensieck
Wer sich sehr gesund und ausgewogen ernährt und außerdem viel Sport treibt, kann das Schlaganfallrisiko verringern. (Bild: Imago)
Wer sich sehr gesund und ausgewogen ernährt und außerdem viel Sport treibt, kann das Schlaganfallrisiko verringern. (Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people
Rauchen, Stress...(Bild: Imago)
Rauchen, Stress...(Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people
... und Alkohol erhöhen dagegen das Schlaganfallrisiko. (Bild: Imago)
... und Alkohol erhöhen dagegen das Schlaganfallrisiko. (Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people
Diabetiker, Menschen mit Herzrhythmus- und Fettstoffwechselstörungen gehören zur Risikogruppe und sollten sich daher regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen. (Bild: Imago)
Diabetiker, Menschen mit Herzrhythmus- und Fettstoffwechselstörungen gehören zur Risikogruppe und sollten sich daher regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen. (Bild: Imago) © ddp | ddp
Die Symptome für einen Schlaganfall hängen davon ab, welcher Teil des Hirns angegriffen ist. (Bild: Imago)
Die Symptome für einen Schlaganfall hängen davon ab, welcher Teil des Hirns angegriffen ist. (Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people
Erste Zeichen können Depression, Sprach- und Bewusstseinsstörungen... (Bild: Imago)
Erste Zeichen können Depression, Sprach- und Bewusstseinsstörungen... (Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people
...Schwindel und Verwirrtheit... (Bild: Imago)
...Schwindel und Verwirrtheit... (Bild: Imago) © Unbekannt | Unbekannt
... Kopfschmerzen und einseitige Sehstörungen sein.(Bild: Imago)
... Kopfschmerzen und einseitige Sehstörungen sein.(Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people
Der Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem man schnellstmöglich den Notarzt rufen sollte. Denn jede Sekunde zählt. (Bild: Imago)
Der Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem man schnellstmöglich den Notarzt rufen sollte. Denn jede Sekunde zählt. (Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people
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Kommt es trotz allem zu einem Schlaganfall, kann ein Zögern fatale Folgen haben. „Die einzig richtige Entscheidung ist, sofort und ohne Verzögerung den Notruf zu wählen“, sagt Sabine Skodda. Der Rettungsdienst informiert dann vorab das Krankenhaus, das im besten Fall über eine Schlaganfall-Station, eine sogenannte „Neuro-Stroke-Unit“ verfügt. In Bochum sind das neben dem Knappschaftskrankenhaus auch das St.-Josef-Hospital und das Bergmannsheil.