Bochum/Herne. . Im Stromstoß-Prozess vor der 7. Strafkammer des Landgerichts war dem Vorsitzenden Hans-Joachim Mankel der Zeuge nicht kooperativ genug. „Männeken, jetzt ist gut, ich werde sauer“, war noch der harmloseste Satz, den sich der 40-jährige Herner anhören musste.

Mit einem Wutausbruch des Richters Hans-Joachim Mankel ist am Bochumer Landgericht der Prozess um Schreie, Schnaps und Stromstöße fortgesetzt worden. Dabei musste sich der als Zeuge geladene Ex-Wirt einer Gaststätte an der Kreuzkirche wüst beschimpfen lassen.

„Männeken, jetzt ist gut, ich werde sauer.“ Das war noch der harmloseste Satz, den sich der 40-jährige Herner anhören musste. Was danach kam, war deftig. „Verdammte Hacke“, herrschte der Richter den Zeugen an, „wenn sie weiter krücken, überlege ich mir, was ich mit ihnen mache.“

Die Wut- und Schimpftiraden wurden am Ende so derb und beleidigend, dass sich der Ex-Gastwirt bockig stellte und jegliche Kooperation einstellen wollte. „Jetzt sage ich gar nichts mehr, erst will ich einen Anwalt.“ Die Antwort von der Richterbank war allerdings kurz und knapp: „Den gibt´s von uns nicht.“

Kammer dachte offen darüber nach, den Herner abführen zu lassen

Die Kammer dachte sogar offen darüber nach, den Herner abführen zu lassen – weil er seiner Zeugenpflicht nicht mehr nachkommen wollte. „Ich stecke sie in Beugehaft“, sagte der Richter. „Gleich kommen die Wachtmeister und dann ist Schluss.“

Auslöser der Schreierei war die Weigerung des Zeugen, einen One-Night-Stand mit der Hauptangeklagten zuzugeben. Und das, obwohl die 47-Jährige ihm im Prozess immer wieder zuredete: „Jetzt sag’s doch schon.“

Zeuge bleibt bei seiner Haltung

Doch der Herner blieb dabei. „Ich habe eine junge Frau, ich habe so etwas nicht nötig.“

Wie berichtet war es nach einer feucht-fröhlichen Nacht in einer Kneipe an der Kreuzkirche zu einem wilden Streit gekommen. Die 47-Jährige, die sich als Gelegenheits-Prostituierte offenbar etwas Geld dazu verdient, hatte drei Männer mit in ihre Wohnung genommen und einen von ihnen später mit Stromstößen außer Gefecht gesetzt. Gestern gab sie erstmals zu, den Mann anschließend auch ausgeraubt zu haben. Ihre Beute: 300 Euro. Der Prozess wird im Dezember fortgesetzt.