Bochum. .

Die junge Zeugin will den mutmaßlichen Stalker und Entführer (34) nicht sehen. Sie hat Angst vor ihm. Deshalb hat das Bochumer Landgericht eine mobile Sichtschutzwand in den Saal gestellt. Sie verhindert, dass sich die Augen der beiden treffen und damit sofort großer emotionaler Druck aufkommt. Das würde ihre Aussage beeinträchtigen.

Die Anklage geht davon aus, dass der Angestellte aus Mülheim die 25-jährige Frau mit Gewalt dazu zwingen wollte, sie zu heiraten. Er soll sie 2008 und 2009 insgesamt dreimal in Bochum und in Herne in sein Auto gezerrt und bis zu zwei Wochen verschleppt haben - nach Paris, Barcelona, Holland und in die Eifel. Außerdem listet die Anklage Telefonterror, SMS-Terror, Email-Terror und auch Schläge auf. Einmal soll er die Frau zu einem Rechtsanwalt verbracht haben, wo sie erklären sollte, dass eine Entführung nie stattgefunden habe. Sogar von einer Morddrohung ist in der Anklage die Rede.

„Ich wollte ihn nicht heiraten. Er ist ein Egoist. Es geht ihm nur um sich selbst“

Das Stalking räumt der einschlägig vorbestrafte Angeklagte ein, die mutmaßlichen Entführungen hingegen nicht.

Er sagt, dass die Frau ihrer Familie nur vorgespielt habe, dass sie entführt worden sei. In Wahrheit sei sie freiwillig mitgekommen. Das habe ihre Familie aber nicht wissen sollen.

„Nein, das stimmt nicht“, sagte die Zeugin am Dienstag vor der 7. Strafkammer. „Ich wollte ihn nicht heiraten. Er ist ein Egoist. Es geht ihm nur um sich selbst.“

Die 25-Jährige schilderte gestern eine der mutmaßlichen Entführungen. Auf dem Weg zu ihrer Ausbildungsstelle habe er sie in sein Auto gedrängt und sei mir ihr in die Eifel gefahren. „Ich wusste nicht, wie ich von ihm wegkommen sollte.“ Im Auto habe sie bei ihm übernachten müssen. In ihrer Verzweiflung habe sie 18 Tabletten Paracetamol geschluckt. Damit habe sie erreichen wollen, ins Krankenhaus gebracht zu werden - und damit in Sicherheit. Ihr sei dann übel geworden und sie habe mehrfach erbrochen. Der Angeklagte sagt, man habe in einer Pension genächtigt - einvernehmlich.

Der Prozess, der bereits seit Dezember läuft, wird wohl noch einige Wochen dauern.