Bochum. .

Seit Montag wird vor dem Bochumer Landgericht ein extrem widerlicher Fall verhandelt: In der Anklage stehen Vorfälle von Psychoterror, Sexualverbrechen und psychopathischen Demütigungen. Der Angeklagte bestreitet alles.

Solche Vorwürfe habe er in 33 Richterjahren nicht erlebt, sagte Vorsitzender Hans-Joachim Mankel am Montag. Der 36-jährige Angeklagte soll eine Familienmutter (35) in ihrer Bochumer Wohnung vier Monate durch Morddrohungen festgehalten, 26 Mal vergewaltigt und zum Schlucken von vorgekautem Essen gezwungen haben - als „Liebesbeweis“.

Der arbeitslose Seiler aus München war im vorigen Dezember in Bochum wegen Stalkings zu 20 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte die Frau im Internetforum kennengelernt und dann psychisch terrorisiert. Das Gericht verhängte auch ein Kontaktverbot. Nur drei Tage später aber soll er sich gewaltsam der Wohnung dieser Frau bemächtigt und ihr und ihren zwei Kindern das Leben zur Hölle gemacht haben.

Ekelerregende Drohungen mit vorgekauten Lebensmitteln

Laut Anklage durfte sie die Wohnung bis April nur mit seiner Erlaubnis und selten verlassen. Morddrohungen hätten sie eingeschüchtert. Vollständig habe er ihr Leben dominiert. Regelmäßig habe er sie vergewaltigt, teils extrem schmerzhaft. Mit einem Klappmesser habe er gedroht: „Du liebst nur mich!“

Ein weiterer Vorwurf: Der Mann habe Lasagne vorgekaut und in ihren Mund gepresst. Ihren Ekel habe die Frau nur wegen Drohungen überwunden und alles geschluckt. Auch vorgekauten Vanillemilchreis und Leberkäse mit Sauerkraut habe sie schlucken müssen. Ihren Ekel habe die Frau nur wegen Gewaltdrohungen überwunden und alles heruntergewürgt. Außerdem habe er seinen nackten Körper mit Lasagne eingerieben - und sie habe es ablecken müssen. Motiv: Erniedrigung und sexuelle Stimulation.

„Zu Frauen bin ich total schüchtern“

Der schmächtige Angeklagte (U-Haft) weist das alles zurück. „Zu Frauen bin ich total schüchtern“, sagte er in kernigem Bayerisch. Er sei ein friedliebender Mensch. Sex spiele bei ihm eine untergeordnete Rolle. Treue, Zuneigung und Liebe seien ihm wichtiger. Er habe extrem selten sexuellen Kontakt zu einer Frau gehabt. „Ich bin 36 Jahre fast ohne ausgekommen.“ Er habe „Angst“ vor Frauen. Richter Mankel: „Fällt schwer zu glauben. Aber ich nehme das mal so hin.“

Der Angeklagte hat vier Vorstrafen wegen Betruges (davon dreimal vorgetäuschte Ebay-Verkäufe). Als er im Dezember 2009 vom Bochumer Schöffengericht seine fünfte Strafe wegen Stalkings erhielt, stand er zweifach unter Bewährung. Trotzdem wurde die verhängte Haft erneut zur Bewährung ausgesetzt. Mankel sagte dazu mit ironischem Spott: „Wenn alles nicht mehr hilft, muss man es wieder mit Bewährung versuchen oder zur Geldstrafe zurückkehren.“

„Ich gestatte Ihnen nicht, auch nur ein einziges Wort an die Zeugin zu richten“

Am 6. Dezember geht der Prozess weiter. Sollte die Frau in den Zeugenstand (wohl unvermeidlich), will der Richter sie besonders schützen. Zum Angeklagten: „Ich gestatte Ihnen nicht, auch nur ein einziges Wort an die Zeugin zu richten.“ Das müsse er über seinen Anwalt tun.

Der Richter machte ihm auch klar, dass das Gericht, würden sich alle Vorwürfe bestätigen, dafür sorgen werde, dass er „niemanden mehr anrühren“ werde. „Niemanden!“ wiederholte der Richter kräftig.

Der Prozess wird wohl bis ins Frühjahr dauern, befürchtet der Richter. Das Verfahren werde „langwierig“ sein. Die Frau leidet psychisch bis heute enorm, sagte ihr Anwalt.