Nach fast zweimonatiger U-Haft ist am Montag ein Seiler aus Bayern wegen äußerst boshafter Nachstellungen zu einem Jahr und acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte eine Bochumer Familienmutter terrorisiert.
Für ein extrem boshaftes Stalking (Nachstellung) hatte ein arbeitsloser Seiler (35) aus Bayern seit Oktober in Bochum in U-Haft gesessen.Am Montag ließ ihn das Schöffengericht Bochum frei: Die 20 Monate Haft, die er bekam, wurden zur Bewährung ausgesetzt.
Der Angeklagte hatte im Internet eine Familienmutter (34) aus Bochum kennengelernt. Es war seine erste Liebe überhaupt. Er sprach von einer Affäre, sie aber nur von einer bloßen Freundschaft. Tatsache ist: Der Mann wollte eine feste Beziehung zu ihr. Doch weil sie nicht bereit war, griff er zwischen November 2008 und Oktober 2009 zu brachialem Psychoterror.
Mit ungerechtfertigter Mord-Anzeige gedroht
Um sein Ziel doch zu erreichen, drohte ihr der klein und schmächtig gebaute Mann, völlig ungerechtfertigt eine Strafanzeige gegen sie und ihre Brüder zu erstatten - wegen Mordes. Er drohte ferner, im Namen ihrer Tochter an deren Schule Amokläufe anzukündigen. Er werde dafür sorgen, dass ihr Ehemann seine Arbeit verliere. Dann sprach er von einem Notfallplan: Er werde sie und ihre Tochter nach Spanien verschleppen. Die Drohungen steigerten sich bis ins Absurde: Obwohl die Frau verheiratet war, drängte er sie zur Verlobung mit ihm. Nur um ihn loszuwerden, willigte die Frau ein, hieß es im Prozess.
Im Internet werde er Intimitäten von ihr veröffentlichen, meinte er außerdem. Dort hatte er auch als Video einen Heiratsantrag an sie publiziert. Und das alles war nur die Spitze des Eisbergs. Hinzu kamen SMS- und Telefonterror, hieß es.
Voll schuldfähig
Der wegen Betruges vorbestrafte Angeklagte war geständig. In kernigem Bayerisch sagte er: „Mir tut das alles leid. Kommt nie wieder vor.” Eine Psychologin hielt ihn für voll schuldfähig. Sein Opfer ist in psychologischer Behandlung.
Kontaktverbot und Psychotherapie
Als Auflage verhängte das Gericht ein Kontaktverbot, eine Psychotherapie und 100 Sozialstunden. Richter Dr. Axel Deutscher: „Sie haben Grenzen massiv überschritten. Sie sind eindeutig entgleist.” Er habe in einer „Parallelwelt” gelebt.