Bochum. . Bei der „Stunde der Wintervögel“ am Wochenende ging es darum, wie viele Vögel man in einer Stunde an einem Beobachtungsstandort entdeckt. Wir begleiteten Prof. Dieter Hasselmann.

„Hören Sie das?“ Prof. Dieter Hasselmann bleibt stehen, hebt den Finger und lauscht, „das Zwitschern ist eine Blaumeise“. Hasselmann ist Hobby-Vogelkundler und versteht die Sprache der gefiederten Tiere. Das ist nützlich, denn bei der „Stunde der Wintervögel“ am Wochenende ging es darum, wie viele Vögel man in einer Stunde an einem Beobachtungsstandort entdeckt. Hasselmann bezog am Samstag Posten am Kemnader See.

Die „Stunde der Wintervögel“ wird seit 2011 vom Naturschutzbund (Nabu) bundesweit veranstaltet. Bei der Premiere nahmen in Bochum 265 Vogelfreunde teil und zählten ganze 5686 Vögel. Ziel ist es, eine Bestandsaufnahme zu machen – jeder kann teilnehmen.

„Die meisten Beobachtungen werden im Garten und im Park gemacht“, erklärt Hasselmann. An diesem besonderen Standort erwarte er neben Amsel und Meise auch ein paar Wasservögel. Das milde Wetter sorgt dabei für eine Besonderheit: Viele heimische Vögel, die in strengeren Wintern gen Süden flattern, sind geblieben. „Auch Arten, die uns in den vergangenen Jahren aus dem kälteren Nordosten besucht haben, bleiben dieses Jahr aus“, bedauert Hasselmann, „Bergfinken, Erlenzeisige und Seidenschwänze“.

Beste Zeit ist morgens

Vielleicht aber gibt es andere Singvögel, doch die kahlen Bäume sehen leer aus und vom Zwitschern ist nichts mehr zu hören. „Die beste Zeit ist morgens“, weiß Hasselmann, „da suchen die meisten Vögel ihr Frühstück“. Aber auch am Abend bekommen die Piepmätze oft noch einmal Hunger, also heißt es warten. Am Ufer entdeckt Hasselmann Kanadagänse. „Die zähle ich aber nicht als Wintervögel“, meint er, „aber direkt daneben sitzt eine Rabenkrähe, die zählt“. Man braucht schon Geduld als Ornithologe – Vogelkundler: „Manchmal sieht man in einer Stunde nicht mehr als zehn Tiere“, so Hasselmann.

Die kurze Zeitspanne von einer Stunde ist übrigens so gewählt, um zu vermeiden, dass Vögel doppelt gezählt werden. Langsam tut sich doch etwas in den Ästen der umliegenden Bäume: Ein Amsel-Männchen flattert vorbei und man hört einen Buntspecht klopfen. „Da fliegt er“, sagt Hoffmann und deutet nach oben, „der typische wellenförmige Flug.“ Immer mehr Vögel beleben nach und nach das Unterholz, oft hört man sie früher, als dass man sie sieht. Hasselmann ist mit einem guten Fernglas ausgerüstet. Ein Eichelhäher wechselt den Baum, Kohlmeisen hüpfen von Zweig zu Zweig und ein Rotkehlchen lässt sein „Tick Tick Tick“ erklingen.

Nach einer Stunde sind also doch einige Vögel auf der Liste zusammen gekommen – mal sehen, welche Art in diesem Jahr das Rennen macht. 2011 war die Kohlmeise auf dem ersten Rang: in fast 94 % der Bochumer Gärten wurde sie gesichtet, zum Teil bis zu fünf Tiere pro Beobachtungsplatz. Platz zwei und drei belegten Blaumeise und Amsel. Vielleicht gewinnt diesmal ja ein Außenseiter wie der Buchfink.