Weddinghofen. . Sie klebt mit der Nase an der Fensterscheibe. „Das ist so schwer gar nicht“, meint Johanna Veit und nimmt den kleinen Vogel, der sich dem Knödel im Geäst nähert, ins Visier ihres Fernglases. „Das ist eine Blaumeise“, entscheidet die Siebenjährige selbstsicher. „Die haben blaue Köpfe.“
Sie klebt mit der Nase an der Fensterscheibe. „Das ist so schwer gar nicht“, meint Johanna Veit und nimmt den kleinen Vogel, der sich dem Knödel im Geäst nähert, ins Visier ihres Fernglases. „Das ist eine Blaumeise“, entscheidet die Siebenjährige selbstsicher. „Die haben blaue Köpfe.“ Auf dem Block von Renate Brinkmann wird ein Strich mehr hinter dem heimischen Wintervogel vermerkt.
Zweite Zählaktion
Johanna hat am Vortag eigens zum Telefonhörer gegriffen und ihren Großvater angerufen. „Sie wollte heute unbedingt bei der Zählung der Wintervögel dabei sein“, berichtet der mit einem Lächeln. Schon im vergangenen Jahr hat sie mitgemacht. Da hatte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zum ersten Mal zur „Stunde der Wintervögel“ eingeladen. Das hat großen Spaß gemacht. „Es ist schön, die Vögel anzuschauen und sie zu bestimmen“, meint Johanna. 30 Vögel kennt sie schon. Ihr Vater und ihr Großvater haben ihr beigebracht, wie sie Grünspecht oder Rotkehlchen erkennen kann. Außerdem ist sie immer dabei, wenn der Nabu zu einer Exkursion einlädt. In ihrer Schule ist sie damit weit vorn. „Da kennen viele noch nicht einmal eine Amsel!“
In Gärten und Parks waren alle Bürger am Wochenende aufgerufen, die gefiederten Freunde zu zählen. In ganz Deutschland. Denn seltene Vögel sind oft besser erforscht als jene, die eng mit dem Menschen zusammen leben. 85.000 Menschen haben sich 2011 an dem Aufruf beteiligt und 2,6 Millionen Vögel gezählt. Am häufigsten kamen damals Kohlmeise, Haussperling und Amsel vor. Ob das jetzt auch wieder so sein wird, ist fraglich. „Der Usutu-Virus hat im Süden des Landes der Amsel sehr zugesetzt – wir werden sehen, ob sich das bis in unsere Region auswirkt“, schildert Ilona Jädtke, 2. Vorsitzende der Nabu-Ortsgruppe.
Jörg und Stefanie Rammlau sind Nabu-Mitglieder und haben ihr Häuschen auf Gut Velmede für die Wintervogelzählung der Ortsgruppe zur Verfügung gestellt. Gut 15 Vogelzähler versammeln sich hier im Laufe des Samstags. Bestimmungsbücher und Ferngläser haben sie im Gepäck. Während sie durch das Fenster die Futterhäuschen im Blick haben, probieren sie das frische Brot mit Schmalz, den selbst gebackenen Kuchen und kosten vom Glühwein.
Die Zählung ist gar nicht so leicht. „Viele Vögel kommen immer wieder zu den Futterhäuschen“, meint Renate Brinkmann. Die hat schon einige Vögel in ihrer Statistik notiert. Blau-, Kohl- und Sumpfmeisen, Kleiber, Rotkehlchen, Grün- und Buchfink, Spatzen, Haus- und Feldsperlinge haben sich sehen lassen. Auch eine Amsel und eine Heckenbraunelle.
Schon als Kind hat sie so hinter der Fensterscheibe gestanden, Fragen gestellt und auf diese Weise viele Vögel kennen gelernt. Genauso ging es mit den Wildpflanzen. Seit 13 Jahren gibt es für sie und ihren Ehemann deshalb keinen Tag mehr ohne Nabu.
Immer mehr Striche sammeln sich hinter den Vogelnamen. Die Zahlen gehen am Ende nach Berlin zum Bundesverband. Dort werden alle Ergebnisse aus Deutschland vom 6. bis 8. Januar erfasst und geben Aufschluss über die Entwicklung der heimischen Wintervögel.