Witten. .
Wenn statt weißer Winterpracht nur kräftiger Regen vom Himmel fällt, macht es nicht jedem Spaß, nach Wintervögeln im heimischen Garten Ausschau zu halten. Ursula Vollmert (67) nimmt die bundesweite Aktion „Stunde der Wintervögel“ trotzdem zum Anlass, ihre Lieblinge zu begrüßen.
„Amsel, Drossel, Fink und Star, alle Vöglein sind schon da“, heißt es in dem bekannten Kinderlied. Zumindest auf die Amsel trifft das im Garten der Vollmerts zu. Gespannt sitzt Ursula Vollmert an ihrem Esstisch im Wohnzimmer und beobachtet durch die große Fensterfront mit dem Fernglas das Amselmännchen, dass auf dem Gartenzaun sitzt. „Er heißt Zausel und wurde in unserem Garten ausgebrütet. Ich erkenne ihn immer gut an der weißen Feder, die an seiner linken Seite seit seiner Geburt sichtbar ist“, erklärt Ursula Vollmert.
Die 67-Jährige widmete sich eine Stunde lang ihren Vögeln noch intensiver, als sie es sonst tut. Grund dafür war der Aufruf zur Vogelzählung des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), der einen ungefähren Überblick über den Vogelbestand in ganz Deutschland bekommen möchte. Die erste Zählung 2011 war mit rund 2,6 Millionen gemeldeten Vögeln ein Erfolg. Durch die Aktion sollen vor allem Veränderungen in der Vogelwelt aufgezeigt werden, damit der Nabu etwas für den Schutz bedrohter Arten tun kann.
Am Tag der Vogelzählung fliegen vor allem Ursula Vollmerts „Stammvögel“ ein und aus und suchen im dichten Blattwerk des Efeus und der Koniferen Schutz vor dem Regen. Blaumeisen, Rotkehlchen und Amseln gehören zu den ständigen Gästen in Vollmerts Garten. Manche sind zutraulich, andere fliegen sofort, wenn sich die Balkontür öffnet, davon. „Die Amseln gehen sogar an den Kaninchenstall und fressen Blacky, unserem Kaninchen, die Körner weg“, erzählt die 67-Jährige.
Ob man die Vögel in einem noch frostfreien Winter mit Extrafutter unterstützen soll, da gehen die Meinungen auseinander. Auch im Hause Vollmert scheiden sich die Geister. Während Ehemann Dieter (69) davon nichts hält, kann seine Frau es nicht lassen. Allerdings hängen keine Meisenknödel oder Futterhäuschen an den Bäumen, es gibt nur eine mit Körnern gefüllte Plastikröhre. „Im Moment suchen die Vögel auf dem Boden ihr Futter. An die Röhre gehen sie von selbst nicht, solange sie genug in der Erde finden“, erklärt Dieter Vollmert. Deshalb findet er es nicht schlimm, dass seine Frau zufüttert.
Zur Zeit beobachtet Ursula Vollmert etwas, dass sich sonst Wochen später abspielt. Die Meisen werfen schon Blicke ins Vogelhaus. „Das machen sie, um zu schauen, wo sie im Frühling nisten. Der warme Winter verwirrt sie.“
Seit fünf Jahren ist die 67-Jährige Mitglied der Tierfreunde Witten. Allerdings gibt es eine Sorte, die sie nicht gerne mag: Elstern. Ursula Vollmert erklärt: „Das sind Räuber, die die Jungtiere aus den Nestern fressen. Deshalb verjage ich sie.“ Bei der Zählung trauten sich die schwarz-weißen Vögel zur Freude der Hausherrin nicht in den Garten.