Gelsenkirchen.

Die erste Aufregung ist verflogen, aber immer noch sitzen und stehen die Jungen und Mädchen an der großen Fensterfront des Naturfreundehauses in der Feldmark und halten Ausschau nach heimischem Gefieder.

Einige setzten dabei auf die vergrößernde Wirkung eines Fernglases und pressen sich die Feldstecher vor die Augenhöhlen, andere schwören auf ihre natürliche Sehkraft und spähen bloßen Auges nach Amseln, Meisen und Finken, die in das große Gartengrundstück am Rande des Stadtgartens flattern.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hatte für Samstag zur Stunde der Wintervögel ins Naturfreundehaus an der Holbeinstraße eingeladen. Am gesamten Wochenende waren zum zweiten Mal überhaupt bundesweit Naturfreunde dazu aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Gezählt werden sollte ausschließlich im Siedlungsbereich, also nicht im Wald oder im freien Feld.

Annähernd Wald-Charakter

Jonas (9) aus Ückendorf und Ian (10) aus Bulmke-Hüllen sind schon seit einigen Jahren in der Spielegruppe im Naturfreundehaus und kennen sich deshalb schon gut aus im Tierreich. „Am häufigsten haben wir Amseln und Kohlmeisen gesehen“, sagt Jonas. Und Ian ergänzt: „Die Kohlmeisen sieht man auf dem Rasen im Garten nur schlecht. Jonas hat sie gesehen, ich nicht.“ Und der Freund setzt hinzu: „Da waren sechs auf einmal auf der Wiese!“

Eine Einleitung haben die Kinder zuvor von Nadine Rattay, Jugendvertreterin beim NABU, bekommen: „Am besten kann man die Wintervögel an den Futterstellen beobachten, die wir seit zwei Wochen vorbereitet haben.“ Im Garten hängen an einer langen Leine mehrere Futterglocken und -knödel. In der Vorbereitungszeit habe sie die ganze Zeit keine Vögel gesehen, erzählt die NABU-Frau. „Aber heute sind sie alle da.“ Sogar ein Eichelhäher-Paar sei schon dabei gewesen. Das sei zwar ein Waldvogel, aber der Stadtgarten habe ja annähernd Wald-Charakter, so Rattay.

Drei Zähldurchgänge

Neben den Kohlmeisen sind es vor allem Amseln, Buchfinken und Ringeltauben, die die Vogel-Zähler auf einem großen Papierbogen mittels Strichliste festhalten. Es gibt drei Zähldurchgänge, die jeweils eine Stunde dauern.

Wie verhindert man denn, dass Vögel doppelt und dreifach gezählt werden? Jonas und Ian, die beiden Profis, wissen mal wieder Bescheid: „Wenn schon sechs Vögel von einer Art auf der Liste stehen, muss man sieben auf einmal zählen. Nur dann weiß man, dass es mehr sind.“ Die meisten Vögel würden sie an den Futterstellen entdecken. Aber auch die umliegenden Bäume werden beobachtet.