Bochum. Katholiken und Protestanten: Advent und Weihnachten feiern sie beide. Aber was sind eigentlich die Unterschiede der beiden Glaubensrichtungen?
Gibt es auch Gemeinsamkeiten? Der evangelische Pfarrer Heinz-Dieter Krohn und der katholische Propst Michael Ludwig geben Antworten auf diese Fragen.
„In erster Linie geht es um die tolle Botschaft, die Christus verbreiten wollte“, findet Heinz-Dieter Krohn. Als evangelischer Pfarrer für Bochum-Mitte ist die Lutherkirche am Stadtpark seine Stammkirche. Die ist innen relativ schlicht gehalten – klar, jetzt im Advent dürfen auch hier Kranz und Krippe nicht fehlen.
Prunkvoller sieht es in Michael Ludwigs Kirche aus. Heiligenbilder schmücken freie Stellen und knallbunte Kirchenfenster filtern das Licht. „Die sind so bunt, dass meine Robe nicht auch noch ein kleinteiliges Muster haben darf“, erklärt Ludwig. Jetzt im Advent trägt er Violett — die Farben sind für christliche Jahreszeiten vorgegeben.
Auch in der evangelischen Kirche finden sich die Farben wieder: Hier schmücken sie den Altar. Krohn trägt immer einen schwarzen Talar. „Das kommt aus der universitären Tradition“, macht er klar, „Martin Luther war Professor.“ Je nachdem, wie man die weißen Kragen – die Bäffchen – trägt, bekennt man sich als Reformator, Lutheraner oder Unitarier. Also als zugehörig zu einer der verschiedenen Strömungen innerhalb der evangelischen Kirche.
Die Bibel steht im Mittelpunkt
„Das ist alles sehr verkopft“, meint dazu Ludwig, „im positiven Sinne.“ In der katholischen Messe gehören „Showelemente“ einfach dazu. „Die vielen Kerzen, Messdiener, Weihrauch, das Ganze ist eine Inszenierung“, so Ludwig. Im evangelischen Gottesdienst steht das Wort des Herrn, die Bibel, im Mittelpunkt. Dementsprechend groß ist diese dann auch meistens.
Die Bibelstellen für die Predigten sind bei beiden Glaubensströmungen für den jeweiligen Kalendertag vorgegeben. „Von Timbuktu bis Washington, alle sprechen über den gleichen Textauszug“, begeistert sich Propst Ludwig. Zwar gibt es eine ökumenische Einheitsbibel. Viele Pastoren verwenden aber, je nach Anlass, die katholische Schrift oder die Luther-Bibel.
Unterschiede gibt es bei der Wandlung
Und dann ist da noch der Unterschied mit der Transsubstantiation, der Wandlung. Bei jeder Heiligen Messe „wiederholen“ Katholiken das Abendmahl und erleben die Verwandlung: Die Hostie wird zum Leib Christi und der Wein zu seinem Blut. „Bei uns ist das nur noch Traubensaft“, erklärt Krohn, „und die Hostie heißt Oblate.“ Die Abendmahlfeier soll bei Protestanten nur an das letzte Mahl Christi erinnern, die Gemeinschaft steht im Vordergrund. Deshalb gibt es auch für alle – ohne Altersbeschränkung – Traubensaft. In der katholischen Messe trinkt meist nur der Pastor.
Eines haben dann schließlich doch beide gemeinsam: Katholiken wie Protestanten wollen vor allem ihre „frohe Botschaft“ weitergeben; und welche Zeit wäre da passender als der Advent.