Bochum. . Um nicht in die Sackgasse einer Finanznot zu geraten, gehen Gemeinden des ev. Kirchenkreieses Kooperationen ein und verkaufen Gebäude. Gleichzeitig stiegen die Einnahmen durch mehr Kirchensteuer, werden aber als Rücklage für schlechtere Zeiten gebunkert.

Noch sind nicht alle so arm dran wie eine Kirchenmaus, aber die 18 Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Bochum rücken enger zusammen, um besser gefeit zu sein gegen das Unheil des sonst drohenden Finanzdesasters. Paradox: Ausgerechnet jetzt sind die Einnahmen durch Kirchensteuer wieder gewachsen, erlauben, die Rücklagen zu polstern. Doch man traut dem Braten nicht. Angesagt ist weiter die Losung „Entwidmen, verkaufen, abreißen“.

„Das wird nicht leicht sein“, sagt etwa Pfarrerin Bärbel Vogtmann im Hinblick auf die künftige Nutzung der Lutherkirche in Langendreer. Dort war die fällige Sanierung zu teuer, der Gemeinde fehlt das Geld dazu. Im Sommer 2012 der letzte Gottesdienst, dann hat es sich ausgefeiert. Die Entwidmung beim Landeskirchenamt ist beantragt, doch was mit dem denkmalgeschützten Gebäude geschehen soll, ist völlig offen.

„Das feste Inventar wird nicht verkauft, das Wesentliche wird in der Kirche bleiben“, davon geht die Pfarrerin aus. Personelle Folgen habe das nicht. „Der Küster ist im passiven Teil der Altersteilzeit“ angelangt, mit „kleinen Honorarverträgen“ wird überbrückt.

kirchliche Einrichtungen sollen mehr helfen

Anderswo greifen kirchliche Einrichtungen den Kirchen unter die Arme: Nach dem Abriss der Markuskapelle in Langendreer baut die Diakonie dort für das evangelische Kinder- und Jugendheim Overdyck eine Wohngruppe für Kinder von 9 bis 17 Jahren.

Auch in Bochum-Laer weicht der „Kostenfaktor Kirche“ einer lukrativeren Lösung: Die erst 1974 eingeweihte Kirche an der Suntumer Straße soll abgerissen und an das Evangelische Johanneswerk verkauft werden, um dort ein Wohnheim für 24 Behinderte zu bauen. Die Kirche ohne Glockenturm wurde wegen ihrer Form einst ahnungsvoll als „Zelt für das wandernde Gottesvolk“ bezeichnet.

Schwer „zu verkaufen“ ist das langjährige „Haus der Kirche“ an der Querenburger Straße in Wiemelhausen, da, wo nebenan das Neue Gymnasium gebaut wird. „Schon im August 2008 waren wir ‘rübergezogen zum Westring“, erinnert sich Pfarrer Johannes Waschk. Seitdem hat kein Käufer angebissen. „Es ist schwierig zu vermarkten.“ Jetzt soll ein Makler es richten.

Umgezogen zum Westring ist auch die ev. Stadtakademie, bisher an der Klinikstraße.

Kirche in Geldnot

Angespannt die Lage in Bochums Norden, wo die Kirchengemeinde Hordel schwer mit der Finanznot zu kämpfen hat. Das Defizit sei hier sechsstellig, hatte Superintendent Peter Scheffler Anfang 2011 bedauert. Hier brennt der Baum so heftig, dass die notleidende Gemeinde am 13. November einen Bevollmächtigtenausschuss einrichtete, der die Dinge nun regeln soll. An der Spitze steht Walter Tschirch, Pfarrer im Vorruhestand aus dem benachbarten Herne. Drei Dinge, zählt er auf, müssten jetzt geklärt werden: „Die Finanzen, die Gebäude, die Kooperation.“

Jetzt beschlossen die Synodalen der Kreissynode, auf Tuchfühlung zu gehen. So wollen die Gemeinden Dahlhausen, Eppendorf-Goldhamme, Linden und Weitmar im „Kooperationsraum Südwest“ zusammenarbeiten. Sich näher kommen wollen auch die Gemeinden Weitmar-Mark und Wiemelhausen sowie Querenburg und Stiepel und im „Kooperationsraum Ost“ Langendreer und Werne.

Mitten in der Spardiskussion kam Freude auf: Der Kirchenkreis prasselten Mehreinnahmen wegen der positiven Wirtschaftsentwicklung“ in die Schatulle. Doch dieses Geld wird gebunkert, „um künftige sinkende Kirchensteuereinnahmen abzufedern“. Es blieben 9,75 Millionen Euro als Etat für das Jahr 2012. Für was? - „Menschen sind wichtiger als Steine“, sah es schon Schefflers Vorgänger Fred Sobiech.