Bochum. . Sie haben die Schnauze voll und zwar gestrichen. Mehr als 200 der insgesamt knapp 500 Mitarbeiter des Bochumer Jobcenters gingen auf die Straße, um zu protestieren. Konkret fordern die Jobvermittler die unbefristete Einstellung von 50 ihrer bislang nur befristet eingestellten Kollegen.

Personalratsvorsitzende Karin Richter-Pietsch brachte es auf den Punkt: „Wir haben hier einfach miserable Arbeitsbedingungen.“

Ein Betroffener ist Michael Korn. Seit Februar 2008 arbeitete er immer wieder mit befristeten Arbeitsverträgen bei der Agentur für Arbeit. Im Januar dieses Jahres wurde er von der Stadt, die neben der Bundesagentur einer der beiden Träger des Jobcenters ist, übernommen.

"Man kann nicht langfristig planen"

Doch für den 47-Jährigen ist Ende des Jahres erneut erstmal wieder Schluss. „Dann läuft mein Vertrag aus. Das ist sehr unbefriedigend. Man kann überhaupt nicht langfristig planen.“ Wie ihm geht es vielen, die verantwortungsvoll die Kunden, wie die Arbeitslosen im internen Jargon genannt werden, zu beraten haben.

Ein anderer Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte, berichtet, dass er über 320 dieser Kunden zu betreuen habe. Wobei der Arbeitsaufwand ganz unterschiedlich sei.

Pamela Strutz ist Verdi-Gewerkschaftssekretärin. Die Gewerkschaft organisierte die Mittagspausenaktion. „Wir wissen natürlich, dass unter dieser Belastung die Qualität der Beratung leidet.“ Vor allem vor dem Hintergrund, dass etliche Mitarbeiter des Jobcenters ständig mit der Angst im Nacken arbeiteten, schon bald selbst auf der anderen Seite des Schreibtisches zu sitzen.

Bislang noch keine Ergebnisse

Nicht zufällig fand die Aktion in dieser Woche statt. Am kommenden Mittwoch, den 14. Dezember, trifft sich die Trägerversammlung. Stadt und Bundesagentur sollten mit der Protest-Aktion ganz klar auf die brennenden Probleme hingewiesen werden.

In einem Brief an die Mitarbeiter versprach Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz, sich für die Interessen der Beschäftigten einzusetzen. Eine vernünftige Ausstattung des Jobcenters sei unabdingbar für eine vernünftige Beratung. Bislang, so hieß es, gebe es allerdings noch kein Ergebnis zur Verbesserung der personellen Ausstattung.

Dabei dürfte die natürlich darauf hinweisen, dass rund 80 Prozent der Beschäftigten sozusagen auf dem städtischen Ticket reisen und nur der Rest von der Bundesagentur gestellt wird. Hier sehen manchen eine Schieflage. Das weiß die Bochumer Verdi-Geschäftsführerin Gudrun Müller: „Es ist skandalös! Der steigende Arbeitsdruck erhöht die Fehlzeiten.“ Es ist kein Geheimnis, dass Fälle nicht angemessen bearbeitet werden, weil Personal fehlt.