Fast ganzheitliche Betreuung für Arbeitslose liegt erstmalig bei einem externen Unternehmen. Modellprojekt startet im Juli
Neue Wege geht die Bochumer Agentur für Arbeit ab Juli. Dann haben Arbeitslose theoretisch zum ersten Mal die Möglichkeit, die gesamte Betreuung, Vermittlung und Förderung von einem privaten Unternehmen durchführen zu lassen. "Verantwortlich bleibt aber weiterhin die Agentur für Arbeit", erklärt Luidger Wolterhoff, deren Bochumer Leiter. Das Modellprojekt wurde gestern vorgestellt. Die neugegründete "Innovative Projekte gGmbH" an der Bessemer Straße 80 betreut die Arbeitslosen. "Für unsere Kunden erhoffen wir uns dadurch neue Perspektiven", zeigten sich die beteiligten Partner zuversichtlich.
"Das wird eine ganz besondere Form der Betreuung", ist sich Luidger Wolterhoff sicher. In das Projekt vermittelt würden "Arbeitslose, ohne besondere Problemlage", so der Chef der Bochumer Arbeitsagentur. Die Berufssparten sind sehr gemischt. "Arbeitslose aus gewerblichen Berufen oder Gesundheitsberufen werden ebenso vermittelt wie Ungelernte neben Akademikern", so Luidger Wolterhoff. Erfolge versprechen sich private und staatliche Arbeitsvermittler deshalb, weil Arbeitslose "mit geringen Vermittlungshemmnissen" teilnehmen. Das seien keine unmotivierten Arbeitslosen.
Die Jobagentur entschied sich nach einem Ausschreibungsverfahren für die Firma "Innovative Projekte gGmbH", die aus dem "Institut für berufliche Bildung - Gisela Vogel" hervorgegangen ist. Dort kümmern sich sechs private Arbeitsvermittler um die Teilnehmer. Die sechs Arbeitsvermittler sollen die verschiedenen Branchen, etwa technische Berufe oder kaufmännische, betreuen. Neben dem Kontakt zu potenziellen Arbeitgebern werden an der Bessemer Straße Bewerbungstrainings und EDV-Schulungen durchgeführt. "Wir arbeiten in Aktivierungscentern", so die Leiterin, Betriebswirtin Gisela Vogel. Es könne zum Beispiel sein, "dass der Krankenschwester oder dem Krankenpfleger ein Führerschein fehlt, um an einen neuen Arbeitgeber vermittelt zu werden", so Gisela Vogel. Auch in solchen Fällen soll der "externe Arbeitsmarktdienstleister", wie das Unternehmen bei der "Agentur für Arbeit" heißt, vermitteln.
Spannend wird die Auswertung: Das Modellprojekt wird während der zwei Jahre wissenschaftlich untersucht, um festzustellen, wo die Stärken und Schwächen seitens Arbeitsagentur und des privaten Arbeitsvermittlers liegen.