Bochum.

Das Prinz Regent Theater wird 20 Jahre alt - und startet mit Sibylle Broll-Papes Inszenierung von Thomas Manns „Buddenbrooks“ in die 21. Saison. Premiere ist am 16. September.

Was genau unsereins vor 20 Jahren, am 13. September 1991, getan hat? Keine Ahnung. Fragt man allerdings Sibylle Broll-Pape nach diesem Datum, wird sie sogleich und nicht ohne Stolz antworten: „Da wurde das Prinz Regent Theater eröffnet!“. Stimmt, Frau Intendantin! Und zwar mit Kokoschkas „Mörder, Hoffnung der Frauen“. Wie konnten wir das vergessen?

20 Jahre PRT – das ist wohl ein Grund zum Feiern. Schließlich ist dies eine freie Bühne, die, zwar alimentiert von Stadt und Land, gleichwohl den lebenslangen Spagat zwischen Sparzwang und Anspruch meistern muss. Aus diesem Grund wird es auch keine Geburtstagssause geben: „Die Mittel, die wir haben, setzen wir lieber künstlerisch ein“, bekräftigt die Direktrice, deren Name auf ewig untrennbar mit dem Theater in Weitmar verbunden sein wird.

Blick in die Vergangenheit

Wie war das damals noch? Es gab eine Reihe von freien Theatergruppen in Bochum, die vor allem eines verband: keine geeignete Spielstätte zu haben. Abgesehen von Theater Ecce Homo, das in einem alten Gastraum in Riemke spielte, vagabundierten Broll-Papes Nausea Theater, Petra Afonins Ein-Frau-Bühne und Rüdiger Brans „Sezession“ durch die Stadt, mal wurde in der Zeche gespielt, mal im Museum, mal im Bahnhof Langendreer. Da lag die Idee nahe, gemeinsam zu versuchen, einen festen Ort zu finden. Auch mit Hilfe der Stadt wurde schließlich das Domizil an der Prinz Regent Straße eingerichtet. Das Vierer-Experiment währte vier Jahre, schließlich übernahm Broll-Pape 1995 allein die Leitung. Nach 20 Jahren Spielzeit ist das PRT etabliert. Der Anspruch an sich selbst blieb.

Und er soll auch zum Start der neuen Spielzeit eingelöst werden: Am Freitag, 16. September, hat Broll-Papes Inszenierung der „Buddenbrooks“ Premiere. Es handelt sich um eine von John van Düffel dramatisierte Fassung des Mann-Romans, eine literarisch hochwertige Aneignung, für die von Düffel 2005 am Thalia Hamburg reichlich Lob einheimste.

Warum die Buddenbrooks?

Warum ausgerechnet die Buddenbrooks? „Es war mein ganz persönliches Interesse an diesem Stoff“, sagt Sibylle Broll-Pape. Es habe sie gereizt,den Stoff als auf den Roman bezogenes Kammerspiel auf die Bühne zu bringen. Ihr gehe es nicht um Verfremdung, sondern um einen formalen Zugriff auf den 1901 publizierten Text – um ihn so von aller historischen Schlacke zu entkleiden. „Die Buddenbrooks sind mit dem Untertitel ,Verfall einer Familie’ beklemmend aktuell“, findet Broll-Pape. Denn der Konsul und seine Entourage sind ja nicht nur eine großbürgerliche Familie, sondern vor allem ein Unternehmen, das Geld verdienen muss. Jedes Familienmitglied ist dem Zwiespalt zwischen ökonomischem Zwang und persönlicher Neigung ausgesetzt.

Thomas Buddenbrook (gespielt von Wolfram Boelzle), versucht, die Firma weiterzuführen. Sein labiler Bruder Christian (Stephan Ulrich) fristet das Dasein eines verschuldenden Dandys und die lebensfrohe Schwester Tony (Lydia Schamschula) kehrt nach einer unglücklichen Ehe traurig ins Elternhaus zurück. Um diese „unglaublich moderne Geschichte“ für das Theater nutzbar zu machen, brauche es, so die Regisseurin, nicht viel – die Figuren (insgesamt sind acht Akteure zu erleben) agieren weniger nach Außen, vielmehr blicken sie mit dem Zuschauer in sich hinein: hinter ihrer Lebensfassade werden sie als Menschen sichtbar.