Bochum. .

„Wandel durch Kultur“, das Zitat von Karl Ernst Osthaus, das der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 zum Motto wurde, prangt auf dem frisch erschienen Buch III. Diese dritte Publikation der Stadt Bochum zur Kulturhauptstadt hat sich verspätet und versammelt – so verspricht es der Untertitel – „Positionen & Dialoge“.

Während Buch I Pläne präsentierte, Buch II konkrete Umsetzungen ist Buch III nicht etwa reine Ergebnisschau, sondern will vielmehr „den Diskurs anregen“, so Kulturdezernent Michael Townsend bei der Präsentation des 108-seitigen Bandes. Gut 50 Protagonisten der hiesigen Kulturlandschaft kommen darin zu Wort, das Werk ist in einer Auflage von 4000 Stück gedruckt und kostenfrei erhältlich.

Konkrete Errungenschaften?

Dem Verdacht, dass in dem Buch so viel geredet würde, weil es an konkreten Errungenschaften fehle, trat Townsend entgegen und verwies auf Institutionen, an die vor Ruhr 2010 nicht gedacht wurde. Wie etwa die „Zukunftsakademie“ oder die private Ausbildungsstätte in der Pop-Musik SAE. Desweiteren beteuerte er, kein einziges Projekt sei aufgegeben worden. Dazu zählte der Dezernent ausdrücklich das Musikzentrum, an dessen Realisierung derzeit eifrig gearbeitet würde.

Er betonte die „aktive Rolle der Stadt“ und die Notwendigkeit öffentlicher Förderung. Kultur sei „der Motor der Weiterentwicklung zu einer offenen Stadtgesellschaft“.

Unzensierte Rauheit

Im Buch sei die Kulturlandschaft „unzensiert“ und in ihrer ganzen „Rauheit“ abgebildet. Zu Wort kämen deshalb auch kritische Stimmen, das entspräche der „Mentalität einer Ruhrgebietsgroßstadt“. Als Beleg für diese Herangehensweise wird ein Beitrag des Musikers und Querkopfs Wolfgang Wendland angeführt. Der für die Linke in der Wattenscheider Bezirksvertretung sitzende Sänger der Punkband „Die Kassierer“ erzählt in seinem Beitrag einige kulturpolitisch Dönneken zu Wattenscheid. Unterteilt ist der Schmöker in vier Unterkapitel: „Raum für Kultur - Kultur für Räume“ beschäftigt sich mit konkreten Orten - Schauspielhaus, Bahnhof Langendreer, das Ehrenfeld, Museum, Situation Kunst und Christuskirche etwa - und lässt dort arbeitende Protagonisten teils recht ausführlich zu Wort kommen. „Kultur unternehmen - Unternehmen Kultur“ versammelt Gemischtes: etwa den Glamour von Sascha Hellens Steiger-Award, die Erfolge von Urbanatix und ein sehr harmonisches Gespräch von Sibylle Broll-Pape (Prinz Regent Theater) mit Arne Nobel (Rottstr5-Theater). „Kultur unterwegs - Unterwegs zur Kultur“ verbindet Bochumer Tourismus- mit Mobilitätsthemen, das abschließende „Kultur der Bildung - Bildung von Kultur“ porträtiert etwa das Projekt JeKi, das Junge Schauspielhaus und das Planetarium.

Neue Urbanatix-Show

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Gemischte Tüte

Zusammen ist das Werk eine schöne gemischte Tüte, toll bebildert, mit witzigen Fragebögen an die Kulturprominenz durchzogen und mit viel Informationswert. Letztlich regt es aber vor allem dazu an, das zu tun, was nach Ansicht gleich mehrerer Protagonisten im Buch dringend nötiger wäre: mehr miteinander zu sprechen. Vielleicht könnte da ein von Gerd Spiekermann (Bahnhof Langendreer) nach Essener Vorbild angeregter „Kulturbeirat“ helfen.