Bochum.

Das über Bochum hinaus wahrgenommene Prinz Regent Theater feiert im Herbst das 20-jährige Bestehen. Der Spielplan wird hoch gelobt, die Auführungen sind gut besucht. Trotzdem geht der Kampf ums Geld weiter.

Zeitgenössische Stücke und zeitgemäße Aneignungen von Klassikern sind die Spezialität des Prinz Regent Theaters. Mit seinem klaren Profil und den über Bochum hinaus beachteten Inszenierungen ist das kleine Theater in Weitmar zu einer der bekanntesten und besten freien Bühnen Nordrhein-Westfalens aufgestiegen. Bis dahin war es ein langer Weg: In diesem Herbst feiert das PRT bereits seinen 20. Geburtstag.

Online-Abstimmung gewonnen

„Wir sind eine Bochumer Institution, und ein Fixpunkt auf der NRW-Szene“, sagt Intendantin Sibylle Broll-Pape, ohne damit arrogant zu klingen. Tatsächlich hat das Prinz Regent Theater Erfolge vorzuweisen, die überall schwarz auf weiß nachzulesen sind: So adelte die Fachzeitschrift „Deutsche Bühne“ jüngst die gemeinsam mit den BoSy realisierte PRT-Aufführung „Der Idiot/Eight Songs For A Mad King“ durch eine lobende Kritik. Und auch bei der Online-Abstimmung für ein „Virtuelles Theatertreffen“ der Theater-Website nachtkritik.de schnitt das PRT gut ab. Sybille Broll-Papes Deutung von Kleistens „Prinz Friedrich von Homburg“ (Premiere: 26. Mai 2010) landete unter den zehn Besten. „In der Inszenierung wird der Text überzeugend mit einem breiten Arsenal zeitgenössischer Ausdrucksmittel konfrontiert, ohne dabei gewollt zu wirken. Vielmehr wird eben dadurch die Zerrissenheit von Kleists Hauptfigur zwischen Patriotismus und Liebe deutlich und der Kleist’sche Witz geht auch nicht verloren“, hieß es in der Begründung.

Aktuelle PRT-Inszenierungen wie „Verbrennungen“ von Wajdi Mouawad, „Iphigenie auf Tauris“ von J.W. von Goethe oder auch der unterhaltsam-nachdenkliche Wagner-Abend „Mein lieber Schwan“ von Jan Demuth sind echte Quotenbringer. Den Stellenwert des Hauses belegt auch die Tatsache, dass es immer wieder Uraufführungen bekannter jüngerer Autoren gegeben hat, etwa „Flugangst“ von Franzobel anno 2005.

Die Kürzungen machen schwer zu schaffen

Seit 1995 leitet Sibylle Broll-Pape das Theater, das zu ihrem Lebenswerk geworden ist; sie ist als kreative Unternehmerin das Kämpfen gewohnt. Am Anfang ging es mehr um ästhetische Fragen, um eine neue Bildersprache, einen Freiraum für zeitgenössische Autoren. Inzwischen geht der Kampf zunehmend ums Geld. „Die Kürzungen im Zuge der Haushaltssperre machen uns schwer zu schaffen“, sagt die Direktrice. Für sie ist es „nach wie vor unverständlich“, dass die Stadt ihr finanzielles Engagement „derart eingeschränkt“ habe: „Wir sind doch auch ein Bochumer Aushängeschild!“, sagt sie. Die roten PRT-Werbeplakate mit dem Schriftzug „Wer ist noch sicher?“ kann daher aus Sicht der Theaterchefin so beantwortet werden: Niemand.

Offene Fragen

Seit Jahren plant Broll-Pape beispielsweise, das Theater aus der Weitmarer Peripherie in die Innenstadt zu verpflanzen. Überlegungen, eine solche Umsiedlung mit dem einst konzipierten Konzerthaus + Marienkirche neu zu denken, scheiterten am brüsken „njet“ der hiesigen Kulturpolitik, die sich für Jan Thürmers Vorschlag für einen Kammermusiksaal in der Marienkirche und damit gegen Broll-Papes Theaterpläne entschied. Inzwischen werden bekanntlich die Musikhaus-Karten wieder mal ganz neu gemischt, aber Broll-Pape geht nicht wirklich davon aus, dass sie von den Überlegungen für ein Viktoria-Kreativquartier unmittelbar profitieren wird – auch wenn Kulturdezernent Michael Townsend nicht müde wird, zu betonen: „Wir werden uns weiter um eine Lösung für dieses Haus bemühen.Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass das Prinz Regent Theater ins Zentrum gehört.“ Ob sich eine Stadt wie Bochum nach der Zangengeburt „Musikhaus“ kurzfristig aber ein weiteres innerstädtisches Projekt leisten kann/will? Die Frage bleibt offen.