Bochum.

Die Risse im Mauerwerk verunzieren die edlen, gepflegten Wohnräume. „Die Vibrationen. Diese ewigen Vibrationen“, grollt Dagmar Christoleit und blickt aus dem Fenster. Mitten auf die Holperpiste, die ihr und ihrem Ehemann so großen Ärger bereitet.

Seit 2003 sind Dagmar und Uwe Christoleit Eigentümer der Wohnhäuser Engelsburger Straße 143 und 143a: stolze Anwesen aus dem Jahr 1901, die unter Denkmalschutz stehen. Viel Geld und noch mehr Liebe haben sie in die Gebäude gesteckt. Für die Risse in den Wänden und Löcher im Putz machen sie die Stadt verantwortlich; genauer: die marode Fahrbahn vor ihren Haustüren. Der Verkehr („regelmäßig auch schwere Lkw“) holpert über Asphaltflicken, Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen, „die seit 37 Jahren nicht mehr benötigt werden“. Die Vibrationen, so Dagmar Christoleit, schädigen die umliegenden Häuser.

2004 stellte das Ehepaar an den Rat einen Antrag auf Sanierung der Fahrbahn. Bis auf die Einrichtung einer Tempo-30-Zone für Lkw und Busse sei nichts passiert. Erst 2008 schöpften die Anlieger Hoffnung. Die Stadt ließ im Teilstück zwischen Essener Straße und In der Senke einen neuen Kanal verlegen. Doch nur der östliche Teil der Engelsburger Straße (hier wurde gebuddelt) erhielt eine neue Fahrbahndecke. Die Straßenmitte mit den Schienen und die westliche Spur blieben, wie sie waren und bis heute sind: marode.

Klage gegen Stadt

Im Herbst 2010 flatterte Post der Bauverwaltung ins Haus. Die Christoleits sollen für den neuen Kanal zahlen: 700 bzw. 630 Euro für beide Häuser. Immerhin würden den Anliegern durch die „neuwertige Erschließungsanlage wirtschaftliche Vorteile geboten“, heißt es als Begründung.

Spätestens jetzt hatten die Christoleits den Kanal voll. „Wirtschaftliche Vorteile? Im Gegenteil: Nach wie vor ergeben sich für uns nur Nachteile durch die nicht beseitigten Schäden an der Fahrbahndecke“, entgegnet das Ehepaar und erhob Klage gegen die Beitragserhebung. Die Stadt konterte unverzüglich. Die Haushaltssituation lasse nur dringende Straßenbaumaßnahmen zu. Der Zustand der Engelsburger Straße wird „nicht als dringend ausbaudürftig eingestuft“. An der Rechtmäßigkeit der Gebühren lässt die Verwaltung keinen Zweifel.

Gleichwohl scheiterte die Stadt mit ihrem Antrag, die Klage abzuweisen. Am 14. September bittet das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen zum Erörterungstermin. In der Ladung verweist die Justizbehörde darauf, dass die Bezirksvertretung Mitte bereits 2006 eine Kanal- und Fahrbahnerneuerung für die Engelsburger Straße beschlossen habe. „Diese Information ist auch für uns überraschend“, sagt Dagmar Christoleit – und ist zuversichtlich, dass der Blick aus dem Fenster beizeiten erfreulicher ausfällt.

Kaputte Straßen

Leserin Miriam Krieger hielt mit der Kamera diesen Schaden fest, in dem sich das Regen- und Tauwasser sammelt...
Leserin Miriam Krieger hielt mit der Kamera diesen Schaden fest, in dem sich das Regen- und Tauwasser sammelt...
...bis aus einem Schlagloch ein See wird.
...bis aus einem Schlagloch ein See wird.
Leser Klaus Kuliga fotografierte diese Stolperfalle am Lohring.
Leser Klaus Kuliga fotografierte diese Stolperfalle am Lohring.
Ebenfalls am Lohring fand Klaus Kuliga diese Straßenschäden.
Ebenfalls am Lohring fand Klaus Kuliga diese Straßenschäden.
Wer hier mit seinem Auto durchbrettert, kann nur hoffen, dass der Wagen das überlebt. Foto: Klaus Kuliga
Wer hier mit seinem Auto durchbrettert, kann nur hoffen, dass der Wagen das überlebt. Foto: Klaus Kuliga
Als wäre die Straße von einer rätselhaften Krankheit befallen, die sich durch den Asphalt frisst. Foto: Klaus Kuliga
Als wäre die Straße von einer rätselhaften Krankheit befallen, die sich durch den Asphalt frisst. Foto: Klaus Kuliga
Die Harpener Straße in Bochum platzt regelrecht auf. Foto: Klaus Kuliga
Die Harpener Straße in Bochum platzt regelrecht auf. Foto: Klaus Kuliga
Bis alle Löcher wieder geflickt sind, dürfte noch viel Zeit vergehen. Foto: Klaus Kuliga
Bis alle Löcher wieder geflickt sind, dürfte noch viel Zeit vergehen. Foto: Klaus Kuliga
Auf der Königsallee geht es ebenfalls holprig her. Foto: Klaus Kuliga
Auf der Königsallee geht es ebenfalls holprig her. Foto: Klaus Kuliga
Auch auf der Hattinger Straße ist Vorsicht geboten. Foto: Klaus Kuliga
Auch auf der Hattinger Straße ist Vorsicht geboten. Foto: Klaus Kuliga
Auf der Borghagener Straße in Castrop-Rauxel müssen Autofahrer in der Nähe der Emscherbrücke gleich mehrere Schlaglöcher überwinden. Foto: Thomas Gödde
Auf der Borghagener Straße in Castrop-Rauxel müssen Autofahrer in der Nähe der Emscherbrücke gleich mehrere Schlaglöcher überwinden. Foto: Thomas Gödde © WAZ FotoPool
In der Autobahnunterführung der A42 in Castrop-Rauxel zieht sich ein Schlagloch fast über die gesamte Tunnellänge hinweg. Foto: Thomas Gödde
In der Autobahnunterführung der A42 in Castrop-Rauxel zieht sich ein Schlagloch fast über die gesamte Tunnellänge hinweg. Foto: Thomas Gödde © WAZ FotoPool
In Witten hat der Wechsel von Frost und Tauwetter ebenfalls Spuren hinterlassen, wie hier auf der Wittener Straße in Herbede. Foto: Olaf Ziegler
In Witten hat der Wechsel von Frost und Tauwetter ebenfalls Spuren hinterlassen, wie hier auf der Wittener Straße in Herbede. Foto: Olaf Ziegler © WAZ FotoPool / Olaf Ziegler
Auch die Vormholzer Straße in Herbede hat es kräftig erwischt. Foto: Olaf Ziegler
Auch die Vormholzer Straße in Herbede hat es kräftig erwischt. Foto: Olaf Ziegler © WAZ FotoPool / Olaf Ziegler
Anwohner Willi Niggemann hält auf der Herbeder Straße im Innenstadt-Bereich ein faustgroßes Stück Asphalt in der Hand. Foto: Olaf Ziegler
Anwohner Willi Niggemann hält auf der Herbeder Straße im Innenstadt-Bereich ein faustgroßes Stück Asphalt in der Hand. Foto: Olaf Ziegler © WAZ FotoPool / Olaf Ziegler
An der Sprockhöveler Straße in Witten lösen sich sogar die Fußwegplatten. Foto: Thomas Gödde
An der Sprockhöveler Straße in Witten lösen sich sogar die Fußwegplatten. Foto: Thomas Gödde © WAZ FotoPool
Thomas Heinrich und Werner Ritter (l.) bessern die Schlaglöcher auf der Sprockhöveler Straße aus. Sie haben noch viel Arbeit vor sich. Foto: Thomas Gödde
Thomas Heinrich und Werner Ritter (l.) bessern die Schlaglöcher auf der Sprockhöveler Straße aus. Sie haben noch viel Arbeit vor sich. Foto: Thomas Gödde © WAZ FotoPool
Ein Krater klafft auch auf der Dorstener Straße in Recklinghausen. Foto: Reiner Kruse
Ein Krater klafft auch auf der Dorstener Straße in Recklinghausen. Foto: Reiner Kruse © WAZ FotoPool
Um größere Schäden am Auto zu vermeiden, gelten 10 km/h als Höchstgeschwindigkeit. Foto: Reiner Kruse
Um größere Schäden am Auto zu vermeiden, gelten 10 km/h als Höchstgeschwindigkeit. Foto: Reiner Kruse © WAZ FotoPool
Jetzt kann der Fahrer wieder Gas geben. Fragt sich nur, wie viele Meter es bis zum nächsten Schlagloch sind. Foto: Reiner Kruse
Jetzt kann der Fahrer wieder Gas geben. Fragt sich nur, wie viele Meter es bis zum nächsten Schlagloch sind. Foto: Reiner Kruse © WAZ FotoPool
Wie ein kleiner See mitten auf der Straße sieht dieser Krater aus. Foto: Reiner Kruse
Wie ein kleiner See mitten auf der Straße sieht dieser Krater aus. Foto: Reiner Kruse © WAZ FotoPool
Auch auf Bochumer Straßen geht es zur Zeit holprig zu.  Foto: Gero Helm
Auch auf Bochumer Straßen geht es zur Zeit holprig zu. Foto: Gero Helm © Gero Helm / WAZ FotoPool
Wie ein Adernetz durchziehen Risse die Oskar Hoffmann Straße in Bochum, Höhe Schauspielhaus. Foto: Monika Kirsch
Wie ein Adernetz durchziehen Risse die Oskar Hoffmann Straße in Bochum, Höhe Schauspielhaus. Foto: Monika Kirsch © WAZ FotoPool
Großen Ärger lösen auch die Schäden an der Rottstraße bei Anwohnern und Autofahrern aus. Foto: Monika Kirsch
Großen Ärger lösen auch die Schäden an der Rottstraße bei Anwohnern und Autofahrern aus. Foto: Monika Kirsch © WAZ FotoPool
An manchen Stellen kommen gesellen sich neue Schlaglöcher noch zu Schäden aus den Vorjahren. Foto: Monika Kirsch
An manchen Stellen kommen gesellen sich neue Schlaglöcher noch zu Schäden aus den Vorjahren. Foto: Monika Kirsch © WAZ FotoPool
In Wattenscheid hat es die Graf Adolf Straße erwischt. Foto: Monika Kirsch
In Wattenscheid hat es die Graf Adolf Straße erwischt. Foto: Monika Kirsch © WAZ
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