Bochum. . In Asien gibt es Regenschirmautomaten an jeder Ecke, in Deutschland jedoch nicht. Diese Lücke möchten Rebecca Agustin und Daniela Wallfraff füllen. Die beiden wagten mit ihrer Automaten-Firma den Schritt in die Selbstständigkeit - mit Erfolg.
Clarke Quay ist ein üppiges Ausgehviertel in Singapur, in dem sich Kneipen und Restaurants malerisch entlang des Singapore River auffädeln. Genau dort stieß Rebecca Agustin (29) auf eine Geschäftsidee, die sie nach Bochum importierte: Regenschirmautomaten. Dieser Service ist in dem südostasiatischen Staat, in dem mitunter heftige Regenschauer herunterprasseln, kein Aha-Effekt mehr. In Deutschland aber stieß die junge Frau damit in eine Nische, obwohl Regen hier auch keine Seltenheit ist.
Im Mai vergangenen Jahres machte sie Daniela Wallraff (28), mit der sie eine langjährige Freundschaft verbindet, die Idee schmackhaft. Das war so überzeugend, dass die Kölnerin ihren sicheren Job – sie gestaltete Social Media (soziale Netzwerke, ähnlich wie „facebook“) für große Marken – aufgab zu Gunsten einer Selbstständigkeit.
"Dry 2 Go"
„Frauen wagen noch immer eher selten diesen Sprung, gerade wegen des finanziellen Risikos. Doch wir waren uns sicher, dass es eine klare und positiv besetzte Geschäftsidee ist“, so Daniela Wallraff. Und weil die beiden Frauen derart überzeugt waren, entschlossen sie sich, keinen Dritten als Investor hinzuzunehmen, sondern es allein zu wagen. Etwa zehn Monate dauerte es, bis die beiden Frauen dann mit ihrer GmbH, „Dry 2 Go“, an den Markt gehen konnten. Sie erkundigten sich bei Herstellern und begannen, vorhandene Automaten nach eigenen Vorstellungen zu modifizieren und deutschen Anforderungen anzupassen. „Unsere Geräte sind nicht von der Stange“, sagt Rebecca Agustin.
Ihr Vater Achim Schuck, Elektroingenieur, war den jungen Frauen mit seinen technischen Kenntnissen, wie die Systeme vernetzt werden können, behilflich. Im Gewerbegebiet Harpener Feld, wo ehemals die inzwischen insolvente Firma Astro-Küchen saß, bezogen sie ihr Büro, darüber gibt’s Lagerflächen. Obwohl das junge Unternehmen erst seit März existiert, recken die beiden Gesellschafterinnen die Daumen nach oben bei der Frage nach ersten Erfolgen.
Individuelle Gestaltung
Die ersten Regenschirmautomaten aus Bochum stellte sich ein großer Parkhausbetreiber in Hamburg auf. Als dann ein norddeutscher Rundfunksender darüber berichtete, regnete es plötzlich Anfragen. „Es meldeten sich viele, die als Franchisenehmer die Automaten aufstellen, warten und auffüllen wollten. Das Franchise-Servicegeschäft hatten wir eigentlich erst in einem Jahr aufbauen wollen, doch es ist schon jetzt ein Selbstläufer.“ 150 Anfragen liegen vor.
Parallel betreibt das Duo die Vermarktung selbst weiter. 60 Automaten lagern am Harpener Feld, die auf Kundenwunsch individuell gestaltet werden, ebenso wie die Schirme in Farbe, Logo und Werbung.
Imagegewinn für Bochum
Für vier Euro gibt’s einen Knirps, der, darauf legen die Geschäftsfrauen Wert, nicht gleich wie die Billigstvarianten beim ersten Windstoß zerfetzt wird. Die Automaten bieten sich überall dort an, wo Leute vom Regen überrascht werden können, also an U-Bahnstationen, Parkhäusern, Einkaufszentren, Museen oder Theatern. Zurzeit verhandeln die Freundinnen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt über das Angebot, kostenlos Automaten zu installieren: Rebecca Agustin: „Das hier ist unser Standort, wir wollen Bochum etwas zurückgeben; für die Stadt ein Imagegewinn und für uns nicht zuletzt Werbung.“
Schon erwächst aus dem ersten Geschäftspflänzchen ein Ableger: Im Herbst wollen die Gründerinnen zusätzlich Automaten mit Ponchos anbieten. Agustin: „Schließlich gibt’s genügend Situationen, in denen man die Hände freihaben muss, etwa beim Fahrradfahren oder nach einem ergiebigen Einkaufsbummel.“
Auch hier wollen sie eine Preisgrenze von vier Euro setzen, „das ist weniger, als eine Schachtel Zigaretten kostet“.