Bochum. .
Zwei Bochumer Jungunternehmer sind Werbeträger für die Existenzgründer-Kampagne „Campus-Startercenter“. Mit ihrer Hilfe sollen vor allem Hochschulabsolventen und Dozenten ermuntert werden, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen.
Großen Dichterfürsten gleich erheben sich Marcel Delker und Sven Schulz digital in Stein gehauen. Der eine hält nichts weniger als die Weltkugel in der Hand, der zweite ein Laptop.
Die Bochumer, beide 32, stehen symbolisch für erfolgreiche Existenzgründer. Als solche sind sie ab sofort Werbeträger für die Kampagne „Campus-Startercenter“. Mit ihrer Hilfe sollen vor allem Hochschulabsolventen und Dozenten ermuntert werden, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen.
Marcel Delker und Sven Schulz haben an der Ruhr-Universität Geographie studiert. Noch während ihres Studiums entwickelten sie ein System, das Umweltmessdaten für Gewässerstände per Mobilfunk erhebt und ins Netz einspeist. Bei Bedarf, zum Beispiel bei Hochwasser, können die Daten minütlich abgerufen werden. Heute betreiben die Freunde eine eigene Firma, „TerraTransfer“, die in 30 Ländern weltweit ihre Technologie vertreibt.
83 Startercenter landesweit
„Die Gründung war nicht selbstverständlich. Wir sind von Hause aus keine Kaufleute. Ohne die gesamte Beratungspalette, etwa auch bei der Suche nach einem internationalen Partner, wäre es wohl nie so weit gekommen“, sagt Delker.
Die Bochumer begannen als Duo vor drei Jahren, heute beschäftigt das kleine Unternehmen bereits zehn Mitarbeiter. Und die Erweiterung ist fest eingeplant: Sie wollen ihre Datenerhebung ausweiten auf Gewässergüte und Klimaüberwachung.
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Landesweit gibt es 83 Startercenter. Mit den beiden Bochumern soll nun auf Initiative des NRW-Wirtschaftsministeriums für mehr Gründergeist geworben werden. Prof. Ulf Eysel, Prorektor der Ruhr-Uni: „Die RUB hat mehr Potenzial, ist nach Aachen zweit-gründungsstärkste Uni. Neu ist, dass wir in einer Vorlesungsreihe Gründungsideen vermitteln. Das Startercenter ist dabei die Initialzündung.“
Durch Beratung Ängste nehmen
Es sei, so Eysel, eine deutsche Schwäche, zu sicherheitsorientiert die Berufswahl zu treffen. „Es fehlt der Mut, ohne Garantie auf Rente den Sprung zu wagen.“ Die Kampagne soll helfen, durch umfassende Beratung Ängste zu nehmen. Als einzige Region im mittleren Ruhrgebiet betreiben die hiesige IHK am Ostring und die Wirtschaftsförderung Bochum gemeinsam ein Startercenter, sowie zusätzlich an der Ruhr-Uni das landesweit erste Campus-Startercenter, das im Technologiezentrum sitzt.
Tillmann Neinhaus, IHK-Hauptgeschäftsführer: „Die Zahlen haben sich nach dem Kriseneinbruch vor zwei Jahren wieder zufriedenstellend entwickelt. Mehr Gründungswillige sind erfolgreich. Unternehmer, die sich auf dem Weg in die Selbstständigkeit beraten lassen, sind deutlich beständiger.“ Dazu gehört auch die Vermittlung von Fördergeldern und Krediten. „Ohne die“, sagt Marcel Delker, „hätten wir TerraTransfer nie gründen können“.
Die größten Defizite potenzieller Existenzgründer seien die Fehleinschätzung der Konkurrenz und zu geringe kaufmännische Kenntnisse, meint Neinhaus. Die Startercenter verfügen über 30 Senior- und 80 Wirtschaftsexperten. Die Beratungen sind kostenlos. Eine zunehmend höhere Überlebensdauer hätten inzwischen auch Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus.