Bochum. .

Im derzeit in der alten „Erich-Kästner-Gesamtschule“ untergebrachten Neuen Gymnasium gibt es erneut den Verdacht auf eine Gesundheitsgefährdung durch PCB oder andere Stoffe. Das geht aus einem der WAZ vorliegenden internen Bericht der Schule hervor.

Dort heißt es unter anderem, dass während des vergangenen Schuljahres vermehrt Schüler über Kopfschmerzen geklagt hätten. Es gibt zudem Berichte über starken Haarausfall („büschelweise“), Asthma und Atembeschwerden bei einigen Schülern. Außerdem lägen starke Geruchsbelästigungen vor.

Messungen hatten erhöhte Werte dokumentiert

Schulleiter Oliver Bauer gegenüber der WAZ: „Ich habe der Stadt einen Brief geschrieben. Wir bitten zu prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen eventuellen Gesundheitsproblemen und dem Schulgebäude gibt.“ Bauer erwartet, dass weitere Messungen so schnell wie möglich durchgeführt werden. Derzeit gebe es keine Zahlen, die diesen Zusammenhang belegen könnten. Bauer versichert aber, dass er die Beschwerden ernst nehme.

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Bereits bevor das Neue Gymnasium im vergangenen Jahr sein vorübergehendes Quartier in dem 70er-Jahre-Bau der alten Gesamtschule an der Markstraße bezog, hatte es den Verdacht auf eine unzulässige Belastung mit gesundheitsgefährdendem PCB gegeben. Messungen hatten tatsächlich zum Teil erhöhte Werte dokumentiert. Darauf hin wurden Räume saniert und 102 Unterrichtsräume später freigegeben, in denen tolerable Werte von unter 300 ng PCB je Kubikmeter Luft gemessen worden sind.

„Natürlich wird man hellhörig in solch’ einem ‘Wrack’"

Dr. Jürgen Strothmann ist Vorsitzender der Schulpflegschaft: „Natürlich wird man hellhörig in solch’ einem ‘Wrack’. Ich erwarte, dass so schnell wie eben möglich gehandelt wird.“ Strothmann, der selbst zwei Töchter in der Schule hat, teilt die Sorgen anderer Eltern, möchte aber „erst einmal belastbare Daten haben“. Er erinnert daran, dass die Stadt damals keine Messungen im Winter oder an warmen Tagen im Sommer durchgeführt habe. Aber gerade dann seien die Ausdünstungen in dem maroden Altbau am auffälligsten.

Informiert über die aktuellen Befürchtungen am derzeit größten Bochumer Gymnasium mit seinen rund 1500 Schülerinnen und Schülern sowie über 120 Lehrerinnen und Lehrern ist der Berufsgenossenschaftliche Arbeitsmedizinische Dienst (BAD) und die Arnsberger Behörde.

Keine Hinweise auf akute Gefährdung

Sofortigen Handlungsbedarf indes sieht Schulverwaltungsamtsleiter Ulrich Wicking nicht: „Wir haben unmittelbar nach den Sommerferien ein Treffen vor Ort vereinbart.“ Dazu merkt Wicking skeptisch an: „Ich glaube aber nicht, dass die aktuellen Vorwürfe gerechtfertigt sind.“ Es gebe derzeit keinerlei Hinweise auf eine akute Gefährdung.

Noch unmittelbar vor den Sommerferien hatte es an der Schule eine Lehrerkonferenz gegeben, wo ebenfalls über die aktuellen Beobachtungen gesprochen worden sei.

Länger als geplant im Provisorium

Viele Eltern sind offenbar deshalb so besorgt, weil es Hinweise gebe, dass der zur Zeit im Bau befindliche neue Schulkomplex an der Querenburger Straße nicht ausreichend Platz biete für alle Schülerinnen und Schüler. Deshalb müssten möglicherweise Klassen länger als geplant im Provisorium Ex-Erich-Kästner-Schule ihr Dasein fristen.

Dafür wiederum sieht Wicking nun überhaupt keinen Anlass: „Der einzige Grund, weshalb jemand länger in der alten Erich-Kästner-Schule bleiben müsste, wäre, dass der Neubau nicht rechtzeitig fertiggestellt würde.“