Bochum. . Nach dem Atomunglück in Japan gab es einen Ökostrom-Hype. Der ebbt inzwischen wieder ab. Die Stadtwerke Bochum wollen weiter den Kurs auf der Schiene der erneuerbaren Energien halten - etwa mit dem Windpark Borkum West II.

Der Wettbewerb auf dem Energiesektor wird sich nach Einschätzung der Stadtwerke Bochum „extrem verschärfen“. Geschäftsführer Bernd Wilmert: „Wir leben in turbulenten Zeiten.“ Ende des Jahres müsse das Unternehmen Preissteigerungen erwägen. Die letzte Erhöhung hatte es zum 1. Juli 2010 gegeben. Kurz nach Fukushima gab es für Ökostrom einen Hype; die Zahl der Bochumer Haushalte stieg von ca. 6000 auf 9200. „Doch kaum verschwand die Reaktorkatastrophe aus den Medien, ebbte der Trend auch wieder ab.“ Die Stadtwerke wollen laut Wilmert weiter Kurs auf der erneuerbaren Schiene halten. Das jüngste Projekt: der Baustart des Off-Shore-Windparks Borkum West II. Die ersten der 40 Windenergieanlagen sollen im November in Betrieb gehen, der Regelbetrieb ist ab März 2013 vorgesehen. Mehr als 42.000 Haushalte können mit 37 Megawatt, mit denen die Stadtwerke beteiligt sind, ein ganzes Jahr lang versorgt werden.

Auch in der Region sollen – je nach Ausgestaltung des Windkraftanlagenerlasses NRW – Brachflächen für die Windenergie genutzt werden, vorzugsweise solche, die der Sturm „Kyrill“ seinerzeit zerstört hatte und die nicht wieder aufgeforstet werden sollen.

Ökostrom aus Wasserkraft

Seit sieben Jahren bietet das Bochumer Unternehmen Ökostrom aus Wasserkraft an; dazu wird der Ökostrom aus Österreich bezogen, von Kraftwerken an Donau, Inn und Salzach. Physikalisch kommt dieser Strom zwar nicht in Bochumer Steckdosen an, verdrängt indes die Atom- und Kohlestromanteile aus dem bundesdeutschen Strommix, so Bernd Wilmert.

An der Ruhr wollen die Stadtwerke, dem Beispiel des österreichischen Partners (Verbund-Austrian Hydro Power AG) folgend, die Stromproduktion ausweiten, etwa durch den Einsatz eines Laufwasserrades. „Die Strömungsenergie des Wassers bietet enormes Potenzial, das wir in Zukunft nutzen wollen.“ Schon jetzt sind in Stiepel sechs Turbinen im Einsatz; vier pumpen das Trinkwasser aus dem Ruhrtal in die Hochbehälter. Zwei weitere Turbinen treiben Generatoren an, die den Strom aus Wasserkraft direkt ins Bochumer Stromnetz einspeisen. Damit können pro Jahr 1000 Haushalte versorgt werden.

Das Fernwärmepotenzial soll zudem ausgebaut werden; in den nächsten zwei Jahren investiert das Energieunternehmen rund 10 Millionen Euro in die Modernisierung der Heizkraftwerke. Ab Herbst startet die Umrüstung der alten Dampfleitung; eine Baustelle, die zwei Jahre in Anspruch nimmt.

Steag muss sich neu ausrichten

Die Steag, deren Anteile die Bochumer mit sechs weiteren Ruhrgebiets-Stadtwerken Ende 2010 zu 51 Prozent übernommen haben, müssen sich wegen der Energiewende ebenfalls neu ausrichten. Wilmert: „Brückentechnologien der Steag sind effiziente Steinkohlekraftwerke sowie der Einsatz von Dampf- und Gaskraftwerken.“

Die Bilanz beziffert Wilmert als „ganz gut“: Der Umsatz der Stadtwerke lag 2010 bei 536,4 Millionen Euro, ein Anstieg von 18,8 Mio €. Der abgeführte Gewinn lag bei 32,5 Mio € (Vorjahr: 33,4 Mio €). Die Konzessionsabgabe an die Stadt betrug 23,5 Millionen Euro, 700.000 Euro mehr als noch im Jahr 2009. Die Absatzzahlen zogen in allen Sparten wieder an, dies wurde vor allem durch den kalten Winter verstärkt. Indes sei die Bewertung des Jahresabschlusses durch eine neue Bilanzierungsregelung geprägt.