Bochum. . Chef des Bochumer Versorgers drängt auf auf rasche Entscheidung über eine mögliche Komplettübernahme des Energiekonzerns
Nach dem Einstieg von sieben Ruhrgebiets-Stadtwerken bei der Evonik-Tochter Steag beraten die neuen Eigentümer in einer „Strategiediskussion“ über die Zukunft des Kraftwerksbetreibers. Oberstes Ziel müsse sein, dass es durch die veränderten Eigentumsverhältnisse zu keinen „Brüchen“ bei der Steag kommt, findet Bochums Stadtwerke-Chef Bernd Wilmert, der die Übernahme maßgeblich mit vorangetrieben hatte.
Wilmert dringt auf eine zügige Entscheidung darüber, ob das Konsortium die vereinbarte Option zieht und auch die verbleibenden 49 Prozent von Evonik übernimmt. „Ich halte das für eine Frage, die vordringlich zu lösen ist“, sagte Wilmert der NRZ. Er räumte ein, dass es dazu im Konsortium „unterschiedliche Meinungen gibt“.
Auslandsgeschäft
Wilmert glaubt, dass sich das Konsortium auf weitere Partner außerhalb der kommunalen Szene als beste Lösung verständigen kann. Im Detail müsste es aber noch Klarheit darüber geben, ob es ein oder mehrere Unternehmen werden sollen. In jedem Fall müsse ein Partner für das Auslandsgeschäft der Steag gefunden werden. „Wir dürfen nicht sagen, weil wir ein gutes Management haben, können wir auch das internationale Geschäft. Da sollten wir uns einen Partner holen, der Zugang zu den entsprechenden Märkten oder zum Beispiel zu Gas und mehr Know-how hat als wir.“ Das könnte etwa die tschechische CEZ für Osteuropa sein. „Aber da gibt es sicher auch Partner, die Zugang zum Beispiel zu Brasilien hätten oder zu Indien“.
Die Steag habe nach dem Atommoratorium und der neuen Diskussion über die Laufzeiten der Reaktoren größere Chancen als vorher. Er glaube aber nicht, dass in Deutschland neue Kohlekraftwerke gebaut würden, sagte Wilmert. Vorhandene Anlagen müssten aber intensiver beschäftigt werden. Steag sei zudem in der Lange mit den Top-Ingenieurkapazitäten im Bereich erneuerbare Energien einiges zu tun. „Damit können wir in diesem Geschäft sehr viel schneller voran kommen. Und wir haben die Konsortien, mit denen wir irgendwann überlegen, ob wir gemeinsam etwas im Netzbereich oder im Zählerwesen machen wollen“, so Wilmert.
Die Steag-Kraftwerke in Deutschland seien abgesehen von dem Neubau in Duisburg-Walsum nicht die allermodernsten. „Ich glaube, sie werden jetzt länger laufen, als wir zunächst gedacht haben“, so Wilmert. „Die Zukunft sind aber nicht die alten Kraftwerke in Deutschland. Für uns war klar - vor der Katastrophe in Fukushima - vier von den acht müssten eigentlich mittelfristig still gelegt werden. Jetzt ist die Entwicklung anders.“ Wenn sieben oder acht Kernkraftwerke ausfallen, ändere sich die Lage am Strommarkt. Deswegen sei es im Augenblick schwer abzuschätzen, wie lange die Kohlekraftwerke noch liefen. Wilmert: „Aber eins ist klar. Diese Kohlekraftwerke in Deutschland sind nicht die Zukunft der Steag. Die Zukunft sind die Gaskraftwerke und die Erneuerbaren, die sie bauen kann – und ihre internationale Perspektive.“
Die Abnahmeverträge, die die Steag mit dem RWE-Konzern habe, würden gegenwärtig neu ausgehandelt. Das Ergebnis sei dabei nicht vorherzusagen. Die Steag sei aber darauf eingestellt, den Strom selbst zu vermarkten. „Steag ist da inzwischen exzellent aufgestellt, findet Wilmert. Die Verträge liefen bis 2012.