Bochum. .
Der Job als studentische Hilfskraft ist für viele Studenten der ideale Karriere-Einstieg, kann aber auch Stress und Ärger bringen. Der AStA der Ruhr-Universität sammelt derzeit die guten und schlechten Erfahrungen der Hilfskräfte und bietet Hilfestellung an.
Für viele Studenten ist es der ideale Einstieg in eine akademische Karriere: der Job als studentische Hilfskraft. Erst kopieren, dann promovieren – so die einfache Rechnung, die oft genug aufgeht.
Doch neben wertvollen Erfahrungen in der Forschung und guten Karrierechancen kann der Job am Lehrstuhl auch viel Stress und Ärger bringen. Aktuell beschäftigt sich der AStA der Ruhr-Universität damit, die guten und schlechten Erfahrungen der Hilfskräfte zu evaluieren und Hilfestellungen anzubieten. Auch Dr. Julian Schulze, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Plasma- und Atomphysik der RUB, hat seine akademische Karriere als Hilfskraft gestartet – mit beachtlichem Erfolg.
Arbeit am Lehrstuhl als Einstieg in die Forschung
Zusammen mit einem Forscherteam hat er dazu beigetragen, das Verständnis von grundlegenden Mechanismen der Plasmaentstehung zu vertiefen. Für seine Dissertation erhält er im Sommer sogar eine Auszeichnung. Seine inzwischen patentierten Erkenntnisse haben bereits Anwendung in der Industrie gefunden. „Die Arbeit als Hilfskraft war der Einstieg in meine Forschung“, sagt Schulze rückblickend. Auch sein Kollege Edmund Schlüngel, ebenfalls beteiligt an der bahnbrechenden Forschungsarbeit, ist den Weg über die studentische Hilfskraftstelle gegangen – und ist ebenfalls zufrieden: „Ich war damals sofort in die wissenschaftlichen Prozesse eingebunden.“
Die Arbeit am Lehrstuhl – ein echter Traumjob? „Nicht unbedingt“, weiß Paula Wiesemann, Studentin an der RUB und Vorsitzende des bundesweit aktiven Vereins zur Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses (VVwN). „Die diffusen Vorteile der Hilfskrafttätigkeit täuschen über eine häufig sehr problematische Arbeitssituation hinweg“, so Wiesemann.
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Probleme entstehen unter anderem, weil die Professoren häufig gleichzeitig Arbeitgeber und Prüfer sind. „Da fällt es schwer, auch mal Nein zu sagen“, so Wiesemann. Viele unbezahlte Überstunden und unangemessene Aufgaben sind die Folge. Auch an der RUB: „Eine Professorin forderte etwa ihre Hilfskraft auf, aus ihrem Wohnort Essen nach Bochum zu kommen, um ein paar Kopien zu machen – während die Professorin selbst nur ein Stockwerk entfernt vom betreffenden Buch in ihrem Büro saß“, so Wiesemann.
Vom Hilfskraftjob allein können nur die wenigsten leben
Kein Einzelfall in einem Arbeitsverhältnis, in dem viele Hilfskräfte laut einer Studie der Bildungsgewerkschaft GEW eher auf Karrierechancen als auf Arbeitsrechte und die Bezahlung blicken. Vom Hilfskraftjob allein können ohnehin nur die wenigsten leben. Unterstützung aus dem Elternhaus und andere Nebenjobs sind laut GEW die Regel. Ein weiteres Problem sind die Arbeitsverträge, die meist nur befristet erteilt werden. Ökonomische Unsicherheit ist die Folge. Wiesemann: „Den Hilfskraftjob muss man sich leisten können.“
An der RUB wurde nun eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen, in der neben dem AStA auch der VVwN und die GEW beteiligt sind. „Der Hilfskraftjob hat zwischen wertvollen Erfahrungen und Frustration Vieles zu bieten. Wir wollen Informationen sammeln und langfristig für bessere Arbeitsbedingungen eintreten“, so Wiesemann.