Bochum.

Wissenschaftler wie Klaus Tenfelde gibt es nur ganz wenige. Er kennt die dunklen Flöze und die Arbeitswelt unter Tage aus eigener Anschauung, aber genauso gut den Höhenkamm akademischer Theoriebildung, wie er in den Seminarräumen der Hochschulen beschritten wird. Jetzt ist Professor Dr. Klaus Tenfelde 67-jährig in den Ruhestand gegangen. Er trat als Direktor des Instituts für Soziale Bewegungen (ISB), als Vorsitzender der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets und auch auch als Professor der RUB in den Ruhestand. Er wünsche sich, so Tenfelde auf einer Abschiedsveranstaltung, den Mitarbeitern des Hauses im Gedächtnis zu bleiben, so wie er diese in guter Erinnerung behalte.

Klaus Tenfelde, geboren 1944 in Erkelenz, begann mit 18 Jahren eine dreijährige Bergmannslehre in Essen-Rossenray, arbeitete als Bergknappe, danach als Polizeivollzugsbeamter im Bundesgrenzschutz. Nachdem er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nachgeholt hatte, studierte er in Münster die Fächer Geschichte, Soziologie, Germanistik, Philosophie und Pädagogik. 1975 wurde er dort mit einer Arbeit über die „Sozialgeschichte der Bergarbeiterschaft an der Ruhr im 19. Jahrhundert“ promoviert. Sechs Jahre später habilitierte sich Tenfelde in München mit der Studie „Proletarische Provinz. Radikalisierung und Widerstand in Penzberg/Oberbayern 1900 bis 1945“.

1995 kam er an die RUB

1995 wurde er auf den Lehrstuhl für Sozialgeschichte und soziale Bewegungen der Ruhr-Universität berufen und übernahm fortan die Leitung des „Instituts zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung“. Dessen erweitertes Themenspektrum schlug sich unter seiner Verantwortung in der Umbenennung zum „Institut für soziale Bewegungen“ (ISB) nieder. Um die Erforschung der Geschichte und Gegenwart des Ruhrgebiets zu fördern, gründete der Wissenschaftler die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets, deren Vorstandsvorsitz er seit 1998 inne hatte.

Mit ihrer umfangreichen Bibliothek bezog sie 1999 ihr heutiges Domizil im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in der Nähe des Schauspielhauses an der Clemensstraße. Als Wissenschaftler und auch als Ruhrstädter erwies Tenfelde dem Revier unlängst sehr manifest seine Referenz mit der Herausgabe des zweibändigen Lesebuches zur Ruhrgebietsgeschichte. Ein wunderbares Konvolut, dessen Quellen von der dynamischen Entwicklung der Region zeugen. Eine Entwicklung, die Klaus Tenfelde in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur dokumentiert hat, sondern auch wesentlich mitgeprägt und vorangetrieben.