Bochum. .

Wenn nach der Geburt des Kindes auch der Vater Elternzeit nimmt, eröffnet sich für die ganze Familie eine neue Welt. Sanja und Oliver Reinke sprechen im Interview über ihre Erfahrungen nach der Geburt von Sohn Hannes.

Zwei Monate nahm Oliver Reinke Elternzeit und blieb bei Frau und Kind daheim - eine Erfahrung, die der 40-Jährige auf keinen Fall missen möchte. Wie sich nach der Geburt von Sohn Hannes (heute zwei Jahre alt) das Leben von Installateur Oliver und der Projektleiterin von Bochum-Marketing, Sanja (36), änderte, erzählt die Familie WAZ-Mitarbeiterin Jimena Salloch.

Frage: Was können Männer bei der Erziehung besser?

Oliver Reinke: Wir machen nicht um alles ein solches Drama wie Frauen. Männer sind im Umgang mit den Kindern oft entspannter und ruhiger. Ich glaube, Frauen erwarten einfach zu viel. Ein Beispiel: Wenn Sanja die Wickeltasche packt, habe ich stets den Eindruck, sie würde für mehrere Tage verreisen. Ich dagegen nehme für den Jungen etwas zu Trinken mit und fertig.

Sanja Reinke: Dafür fehlt bei mir aber auch nichts!

Wann war für Sie klar, dass Sie Elternzeit nehmen wollen?

Oliver Reinke: Im Prinzip bereits lange Zeit vor der Schwangerschaft meiner Frau. Wir mussten gar nicht lange über das Thema diskutieren, es von Anfang an klar.

Wie haben Sie diese Zeit erlebt, Frau Reinke?

Sanja Reinke: Allein die Tatsache, von heute auf morgen plötzlich zu Dritt durchs Leben zu gehen, stellt wohl jede Familie vor komplett neue Aufgaben. Keiner weiß, was auf einen zukommt. Gerade die ersten Monate nach der Geburt sind schon eine echt harte Zeit. Und dann hatte ich plötzlich auch noch meinen Mann von morgens bis abends um mich herum …

Gab es Diskussionen?

Oliver Reinke: In Haushaltfragen nicht. Aber die Reibereien kamen spätestens dann, wenn wir beide unter akutem Schlafmangel litten. Als ich arbeiten ging, musste ich meist nachts nicht raus, da hat meine Frau sich um alles gekümmert. Während meiner Elternzeit sah das anders aus. Da habe ich erst einmal am eigenen Körper erlebt, dass Schlafentzug echte Folter ist. Da lernt man sich ganz neu kennen.

Wie sah der Alltag tagsüber aus?

Auch interessant

Oliver Reinke: Hannes war und ist immer ab fünf Uhr wach. Ich kümmerte mich dann um das Frühstück, spielte mit ihm. Nachmittags ging ich mit dem Kleinen meist zum Babyschwimmen, in die Krabbelgruppe, zur Musikschule. Da war ich stets der einzige Mann. Die Frauen schauten mich teilweise komisch an, aber ich war Hahn im Korb. Das hatte auch was für sich.

Würden Sie die Elternzeit wieder für sich in Anspruch nehmen?

Oliver Reinke: Jederzeit. Es war eine tolle Erfahrung, mein Kind nicht nur nach Feierabend erleben zu dürfen, sondern die Entwicklung wirklich 24 Stunden mitzubekommen. Diese Zeit kriege ich nie wieder – ich würde jedem Mann dazu raten. Allerdings würde ich die Elternzeit nicht, wie ich es getan habe, splitten, sondern an einem Stück nehmen. Ich habe mich damals dazu entschieden, den ersten und den zwölften Monat daheim bei meiner Frau und meinem Kind zu bleiben. Aus heutiger Sicht ein Fehler, da man gerade in den ersten vier Wochen nach der Geburt als Vater mehr im Weg steht.

Sehen Sie das ebenso, Frau Reinke?

Sanja Reinke: Für unsere Partnerschaft war die Zeit, in der mein Mann mit mir gemeinsam in Elternzeit ging, unbezahlbar, und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Schließlich weiß Oliver jetzt ganz genau ,was ich meine, wenn ich sage: Schatz, heute bringst Du mir bitte Blumen mit!