Bochum. .

Der Baby-Massage-Kurs in der Katholischen Familienbildungsstätte ist Enspannung pur. Aber nicht nur für den Sprössling, sondern auch für den Vater. Denn in diesem Kurs sind es die Männer, die ihre Kleinen massieren.

Der Duft von Massageöl liegt in der Luft, im Hintergrund ertönen sanfte Klänge. Sachte streichen große Daumen über die winzige Stirn, fahren immer wieder bis zu den Schläfen. Luca (3 Monate), Mika (4 Monate) und Paulo (3 Monate) genießen die sanften Berührungen. Das Besondere dabei: Es sind die Väter, die ihre Babys an diesem Vormittag verwöhnen. Die Männer haben sich am Samstag zur letzten Stunde des vierwöchigen Kurses „Babymassage für Väter“ in der Katholischen Familienbildungsstätte eingefunden.

Muckelig warm ist es im Kursraum, in dem die Babys auf dem Boden liegen. Über ihnen gebeugt sitzen ihre Väter, streichen im Uhrzeigersinn über den Bauch ihrer Kinder, lassen dann die Fingerspitzen rund um den Nabel tanzen. „Das ist gut für die Verdauung“, erklärt Kornelia Weisemann, Kinderkrankenschwester und Kursleiterin. Und sie ergänzt: „Denn durch die Bewegungen im Uhrzeigersinn massieren wir die Luft aus dem Darm.“

Die Angst vor Fehlern hat sich schnell gelegt

Gut gegen Blähungen ist auch der nächste Massageschritt. Behutsam heben die Väter dafür die Beine ihrer Zöglinge an, ziehen sanft ihren Unterarm über den Kinderbauch. Angst, ihrem Baby weh zu tun haben die drei Masseure nicht. „Angst hatte ich am Anfang, aber das hat sich schnell gelegt“, erklärt Andreas Elscheid.

Keine Kurssitzung haben er und die beiden anderen Väter im letzten Monat verpasst. Dafür können sie nun gekonnt Beine „melken“, „wringen“ — und damit ein freudiges Glucksen bei ihren Söhnen auslösen. „Wir massieren nach Frédérick Leboyer und Vimala Schneider“, erläutert Weisemann. Es ist die Methode eines Gynäkologen, die Weisemann mit der von Schneider, einer der ersten Babymassage-Fürsprecherinnen, kombiniert. Diese Massage fängt bei den Haarspitzen an, hört beim dicken Zeh auf. Sie wirke sich positiv auf den Stoffwechsel und alle Organe aus, sagt Weisemann.

Gesprochen wird während der 20-minütigen Massage nur wenig. „Das ist ein Unterschied zu den Kursen, in denen Mütter massieren“, sagt die Kursleiterin schmunzelnd. Darüber hinaus konzentrierten sich die Väter viel mehr auf ihre Kinder.

Durch intensiven Körperkontakt eine Beziehung zum Kind aufbauen

Inzwischen liegen Luca, Paulo und Mika auf dem Bauch, während ihre Masseure ihnen gleichmäßig vom Nacken bis zum Po streichen. Genüsslich räkelt Mika dabei den Kopf, belohnt die Zuwendung seines Vaters, Pascal Fischer-Mühlenbein, mit einem breiten Lächeln.

„Meine Frau hat den Massagekurs bei unserem ersten Kind belegt“, erklärt Fischer-Mühlenbein. Um seine Ehefrau zu entlasten, kümmert sich der Vater um den Jüngsten. „Väter beginnen, umzudenken – auch in Zusammenhang mit der Elternzeit“, meint Elscheid. Für ihn ist der Kurs wichtig, um seiner Frau die Arbeit abzunehmen. Außerdem möchte er von früh auf seinem Kind nah sein, durch den intensiven Körperkontakt eine besondere Beziehung zu Paulo aufbauen. Und natürlich, um seinem Sohn mit der Massage etwas Gutes zu tun.

Von der Massage profitieren übrigens nicht nur die entspannten Babys, sondern auch die Eltern. Denn die meisten Kinder sind laut Weisemann „nach der Massage so positiv geschafft, dass sie länger als sonst schlafen.“