Bochum. .
In Sachen Erfahrung bei Parteiausschlussverfahren lässt sich in Deutschland der SPD Ortsverein Hamme so schnell von niemandem übertrumpfen. Das hat das Häuflein der Genossen um den sturmerprobten Vorsitzenden Rudolf Malzahn seit der Causa Clement bereits mehr als einmal deutlich gemacht.
Und so laufen sie im neuen Streitfall Thilo Sarrazin nach dem samtweichen Berliner Schiedsspruch wieder zur Höchstform auf: „Das ist Rechtspopulismus. So jemand gehört einfach nicht in die SPD“, zeigt sich Malzahn, der sich in den letzten Monaten unermüdlich gegen die Wiedereröffnung der Thyssen-Krupp-Deponie Marbach hervortat, kämpferisch.
Der 2. Vorsitzende Klaus Ammoneit schlägt in die gleiche Kerbe und erinnert an das „Vorleben“ Sarrazins als Berliner Finanzsenator: „Damals hat er die Geldmittel für die Sprachförderung und Integrationsarbeit in der Hauptstadt über Jahre gekürzt. Jetzt ruft er: ‘Haltet den Dieb!’“.
„Nich einmal Unterkassierer“
Dass des Genossen bei aller ernsthaften parteiinternen Auseinandersetzung der Humor nicht abhanden gekommen ist, will Ammoneit mit einem lockeren Spruch unterstreichen, der jedoch einem gestandenen Bänker wie Sarrazin übel aufstoßen müsste: „Deshalb könnte Herr Sarrazin in unserem Ortsverein nicht einmal Unterkassierer werden“, sprach’s und schwieg.
Naturgemäß diplomatischer reagiert der Bochumer SPD-Unterbezirk. Stallwache in den Osterferien hält der stellvertretende Vorsitzende Thorsten Kröger. Anders als im Falle Clement sieht er kein absichtlich parteischädigendes Verhalten von Sarrazin. Es sei in seiner Art und Weise ein anderes ‘Vergehen’. Was den Schiedsspruch angeht: „Es wäre ungewöhnlich, wenn ein solcher Spruch im nachhinein korrigiert würde.“
Kröger unterstützt zudem die Position seiner Generalsekretärin Andrea Nahles, die bei einem Ausschluss des prominenten SPD-Mannes herben Protest vom konservativen Parteiflügel erwartet hätte. Für Kröger ist der Fall Sarrazin jedenfalls abgeschlossen: „Wir haben das Ergebnis zu Kenntnis genommen.“