Bochum/Wattenscheid. . Hoher Besuch, als Karikaturist Heiko Sakurai eine Ausstellung in der St.-Nikolaus-Kirche in Wattenscheid eröffnete - das Grußwort sprach Franz Müntefering, das Gespräch führte WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz.
„Bei allem Wundschmerz freut sich jeder Politiker, dass Heiko Sakurai ihn aufspießt“, sagte Franz Müntefering und sprach aus eigener Erfahrung. Auch er ist ein vielfach Porträtierter des Karikaturisten, dessen Ausstellung in der Nikolaus-Kirche in Wattenscheid-Westenfeld der ehemalige SPD-Vorsitzende mit einem Grußwort eröffnete.
Im Kirchenraum waren ringsum Karikaturen des 1971 in Recklinghausen geborenen Künstlers gehängt, vor und nach den Laudationes versammelten sich schmunzelnde, gelegentlich laut lachende Trauben von Menschen vor den Zeichnungen.
Müntefering nannte Sakurai einen „Meister seines Fachs“ und die politische Karikatur ein „gutes Stück Medienkultur“. Mit einem „Weiter! Wir warten drauf“, beendete er sein Grußwort, das sich nebenbei nachdenklich darüber zeigte, dass zuletzt „so wenig Rote“ von Sakurai karikiert wurden. Ob das ein gutes Zeichen wäre, bezweifelte der Politiker.
Gewitzter Kopf mit flinker Zunge
Anschließend dann zwei Akteure alltäglicher politischer Medienarbeit im Gespräch. Der Leitartikler und der politische Karikaturist. Ulrich Reitz, Chefredakteur der WAZ und Heiko Sakurai. Ein Verfasser ausformulierter Thesen und ein pointierter Könner des ersten Eindrucks. Zwei Wege, Sachverhalte zu erhellen. Und der Meister der spitzen Feder entpuppte sich schnell auch als gewitzter Kopf mit flinker Zunge, wenn es um den launigen Polit-Talk ging.
Es sollte auch um die Person und den Künstler Sakurai gehen: „Wie sind Sie Spötter geworden? Sie sehen doch ganz sympathisch aus“, fragte Reitz. „Ich war immer eher klein und schmächtig“, so Sakurai darauf, „deshalb konnte ich gegen Leute, gegen die ich Aggressionen hatte, nichts körperlich unternehmen, da musste ich das hinterfotzig machen“.
Wie er angefangen habe? Eigentlich habe er Künstler werden wollen, doch sei seine Mappe von der Akademie nicht angenommen worden. So habe er zunächst eben (genau wie Reitz) Germanistik, Geschichte und Politik studiert. Doch er habe immer gezeichnet „Tiere, Ritter, Cowboys“ am Anfang, „dann irgendwann Politiker“. Inzwischen mache er das an Arbeitstagen von 8 bis 16 Uhr. „Ein richtiger Bürotag.“
Schwarz-Weiß beliebter als Farbe
Pointiert formulierte Reitz eine Frage zum Alltag Sakurais: „Wie nähert man sich einer Frau ohne Eigenschaften?“ Sie, Angela Merkel, klar, war gemeint, habe durchaus Eigenschaften, betonte der Wahl-Kölner mit Ruhrgebietswurzeln, allein „ihre alte Frisur ist ein Desaster gewesen“, inzwischen habe sie „ganz unerotisch ihre Reize“.
Eine fast schon grundsätzliche ästhetische Frage wurde dann nicht nur vom Zeichner, sondern per „Applaus-O-Meter“ beantwortet: Sowohl der bildende Künstler als auch das Publikum sprachen sich deutlich zu Gunsten der schwarz-weißen Karikaturen und gegen die Farbigkeit aus. Das letzte Wort hatte der Zeichner, bedankte sich bei Sascha Hellen und dem Verein „Prinzip Hoffnung“ für die Möglichkeit der Ausstellung in der Kirche und auch bei Müntefering für die Einführung.
Den übrigens forderte er bei der Gelegenheit gleich dazu auf, wieder ins Polit-Geschäft einzusteigen. Aufmunternder Applaus für „Münte“, donnernder von den 200 Gästen für den geehrten Heiko Sakurai.