Wattenscheid. Wahl-Wattenscheider Michael Hüter hat mit dem Fahrrad den Pott erkundet. In seinem Buch "Nix wie Höhepunkte. Zwölf Expeditionen zu den Gipfeln des Ruhrgebiets" wirft er einen karikaturistischen Blick von Halden, Fördertürmen und Industriedenkmälern auf das Ruhrgebiet.

Ein Fahrrad, ein Notizbuch und einen Fotoapparat. Mehr hat Karikaturist Michael Hüter (47) nicht gebraucht für sein erstes eigenes Buch. Der Titel: „Nix wie Höhepunkte. Zwölf Expeditionen zu den Gipfeln des Ruhrgebiets.”

Sein Brot verdient der Karikaturist aus der Südfeldmark mit Zeichnungen für Fachzeitschriften. Als die Anfrage für ein eigenes Buch von einem Verlag kam, schlug der 47-Jährige vor, einen karikaturistischen Blick von Halden, Fördertürmen und Industriedenkmälern auf das Ruhrgebiet zu werfen. Mit seinem Fahrrad hat der Wahl-Wattenscheider innerhalb eines Jahres mehr als 400 Kilometer zurückgelegt und ist kreuz und quer durch das Ruhrgebiet gefahren. Erzbahntrasse, Rhein-Herne-Kanal und Ruhr-Radweg kennt er in und auswendig.

Meist ohne Karte unterwegs

Michael Hüter kombiniert Fotos mit Karikaturen.
Michael Hüter kombiniert Fotos mit Karikaturen. © WAZ

„Ich bin meist ohne Fahrradkarte unterwegs gewesen. Wenn man ungefähr die Richtung weiß, kann man sich hier auch pi mal Daumen orientieren”, sagt der überzeugte Pedalritter. Wenn er sich mal verfährt, gibt es immer etwas Neues zu entdecken: Bergbau-Siedlungen, Industriebrachen, viel Grün und „natürlich viele hässliche Ecken. Aber gerade das macht den Charme des Ruhrgebiets aus”, ist Michael Hüter überzeugt, der sich nicht als Ruhrgebietsromantiker verstanden wissen will.

Am Ziel angekommen genießt der Karikaturist nicht einfach nur die tolle Aussicht von einer Halde, sondern denkt gleich in Bildern – „Das lernt man in diesem Beruf sehr schnell.” Dann zückt er seine Kamera, schießt ein paar Fotos, und macht sich Anmerkungen und Skizzen in seinem Notizbuch, das ihn überallhin begleitet. „Damit kann außer mir keiner was anfangen. Das sind nur Gedächtnisstützen, denn oft vergesse ich eine gute Idee schon nach wenigen Minuten wieder”, erklärt der Vater von zwei Kindern, der immer alleine unterwegs war. „Für einen Begleiter wäre das sehr anstrengend, wenn ich manchmal ziellos herum fahre oder den besten Platz zum Fotografieren suche.”

Kombination aus Fotos und Karikaturen

Zu Hause zeichnet Michael Hüter dann die Skizzen ins Reine und, eine Seltenheit in seinem Berufsstand: Er kombiniert Fotos mit Karikaturen. Seine gezeichneten Figuren genießen dann den fotografierten Ausblick von der Halde Hoheward. Hüters Buch ist aber nicht nur eine Ansammlung von Karikaturen, sondern, wie es der Untertitel verrät, ein Handbuch für Entdecker, ein kleiner Reiseführer. Denn Hüter schreibt auch, was er auf dem Weg erlebt hat, was es am Ziel zu sehen gibt, und wie man mit dem Rad dorthin kommt. „Einmal bin ich bei kaltem und schlechtem Wetter von Bottrop am Kanal entlang nach Hause geradelt”, schwärmt der Karikaturist. „Ich bin durch fünf Städte gefahren, aber ich habe nur drei Menschen, zwei Hunde und ein Binnenschiff gesehen. Sonst war ich allein, wie auf dem Land.”

Sein persönlicher Höhepunkt unter den vielen Gipfeln und Landmarken zwischen Rhein und Ruhr ist der Gasometer in Oberhausen. „Ein faszinierendes Bauwerk mit einem tollen Rundumblick.” Auf den zahlreichen Ausflügen hat der 47-Jährige viele neue Ecken seiner Heimat entdeckt und dabei das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Die Auswahl der zwölf Höhepunkte war rein zufällig: „Bekannte Punkte wie Gasometer, Hoheward und Tetraeder mussten einfach in das Buch. Aber ansonsten habe ich einfach abgewartet, wo ich etwas spannendes finden würde.”

Im Handel

Das Buch „Nix wie Höhepunkte. Zwölf Expeditionen zu den Gipfeln des Ruhrgebiets” ist mit einer Auflage von 2000 Stück im Verlag Henselowsky Boschmann – „Bücher vonne Ruhr” – erschienen. Die erste Auflage wird von der Buchhandlung van Kempen in Kürze in das Programm aufgenommen und ist dort für 9,90 Euro zu erhalten. Auf 60 Seiten sind 27 Fotos und 31 Zeichnungen von Michael Hüter zu sehen, der an der Ruhr-Universität evangelische Theologie studiert hat und seit 18 Jahren selbstständiger Karikaturist ist.