Wattenscheid. .
Was samstags in der Zeitung steht, sollen seine Schüler montags lernen. Der WAZ-Karikaturist Waldemar Mandzel ist der neue Dozent am Institut für Ausbildung in bildender Kunst und Kunsttherapie (IBKK) an der Lohrheidestraße, sein Kurs ist Teil des Studiums der Illustration. In der angebotenen Form ist diese Ausbildung europaweit fast einmalig.
Ein Selbstporträt dient als Vorlage
„Das Thema Karikatur gehört schon länger zum Inhalt des Studiengangs. Wir sind jetzt froh jemanden zu haben, der nicht nur lehrt sondern auch davon lebt und die Theorie praktisch umsetzt“, schildert der stellvertretende Institutsleiter Dr. Bernd A. Gülker die Beweggründe für das Engagement des Grafikers. Dabei ist Mandzel kein unerfahrener Lehrer. Früher unterrichtete er an einer Hauptschule Kunsterziehung, die neue Herausforderung spornt ihn an: „Die Motivation der Schüler ist natürlich eine andere, als wenn man an einer staatlichen Institution zwangsweise da sitzt“, sagt der Designer, der neben den Arbeiten für diese Zeitung zahlreiche Bücher veröffentlicht hat.
Einmal in der Woche kann man ihn am Institut antreffen, sechs Stunden lehrt er dann den schnellen Strich. Im ersten Schritt sollen die Studenten über sich selbst zur Karikatur finden. Ein Selbstporträt dient als Vorlage, daraus können die Zeichner ihren eigenen Stil entwickeln. Aus dieser Freiheit bilden sich schnell Experten für unterschiedliche Richtungen, z.B. asiatische Cartoons (Mangas). Am Ende der Kurseinheit sollten die Teilnehmer in der Lage sein, mit spitzer Feder ebenso humorvoll wie gesellschaftskritisch das Wesentliche einer Debatte zu skizzieren.
gezielte Kontakte zu Auftraggebern
Das Karikieren ist am IBKK eingebettet in einen zweijährigen Tagesstudiengang. Daneben lernen die Auszubildenden Praxis und Theorie des Zeichnens, am Computer genauso wie auf dem Papier. Grundkenntnisse in BWL, VWL oder Deutsch runden das Angebot ab, so dass umfassende Kenntnisse zur Selbstständigkeit als Illustrator gegeben sein sollten. „Innerhalb dieser zwei Jahre stellen wir schon gezielt Kontakte zu Auftraggebern her. Die Schüler können dann als Praktikanten Berufserfahrungen sammeln und beispielsweise Firmenporträts oder Plakate anfertigen“, entlässt die private Einrichtung laut Dr. Bernd A. Gülker niemanden der rund 18 Studenten pro Semesterjahrgang ins Ungewisse.
Gerade in der beruflichen Perspektive sieht Mandzel seine Unterrichtssequenz als wichtigen Baustein für die Zukunft an. „In der Arbeitswelt will man meistens äußerst zügig ein Ergebnis haben. Karikieren heißt ja nicht nur überspitzt darstellen, sondern genauso einen schnellen Strich aufs Papier zu bringen“, erläutert der Folkwang-Examinand Erfahrungen aus der Praxis. Und der Erfolg dieser vorbereitenden Maßnahmen kann sich laut Dr. Gülker sehen lassen: „Insgesamt bieten wir eine gute Möglichkeit, das Handwerk in einen Beruf münden zu lassen. Ein Absolvent entwirft zum Beispiel heute Verpackungsmotive für Computerspiele, ein anderer gestaltet Sitzhocker aus Papier“, unterstreicht der Kunsthistoriker die Vielfältigkeit der Ausbildung am Institut im Kunstzentrum.