Bochum. Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ADHS ist die häufigste psychiatrische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Symptome wie Unruhe oder Unaufmerksamkeit halten meist bis ins Erwachsenenalter. Der WAZ-Medizin-Dialog am 15. März informiert.

„Und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum“: Das „Zappelphilipp-Syndrom“ steht im Mittelpunkt, wenn sich der WAZ-Medizin-Dialog am Dienstag, 15. März, einer Erkrankung namens Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung widmet. Die Kurzforum ist deutlich prägnanter und in Hunderttausenden Familien mit großem, nervenaufreibendem Leid verknüpft: ADHS.

In seinem 1845 erschienenen Kinderbuch „Struwwelpeter“ beschreibt der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann einen Jungen, der nicht still am Tisch sitzen kann, mit dem Stuhl schaukelt und mitsamt Tischdecke und Mahlzeit auf die Erde fällt. Die Geschichte vom „Zappelphilipp“ gilt als erste Beschreibung eines Kindes mit Hyperaktivität. Drei bis zehn Prozent aller Kinder, so heißt es, zeigen Symptome im Sinne einer behandlungsbedürftigen ADHS.

Merkmale und Behandlungsmöglichkeiten

„Das Zappelphilipp-Syndrom: Mythen und Wahrheit“, heißt der Vortrag, den Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums, am kommenden Dienstag beim WAZ-Medizin-Dialog hält. Im Hörsaalzentrum des St.-Josef-Hospitals (Eingang Stadionring) gibt der Psychiatrie-Professor einen Überblick über die Merkmale und Behandlungsmöglichkeiten von ADHS.

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„Von Kindern, die uns fordern“, berichtet auch Prof. Dr. Martin Holtmann (LWL-Universitätsklinik Hamm). ADHS werde gern und häufig als „Modediagnose“ angeshen, sei jedoch das häufigste psychiatrische Syndrom im Kindes- und Jugendalter.

Zappelphilipp und Träumeliese

Jungen sind die klassichen Zappelphilippe. Motorische Unruhe, geringe Spielausdauer, Entwicklungsdefizite und damit Probleme daheim und in der Schule sind die verbreiteten Begleiterscheinungen. Jungen erhalten die Diagnose ADHS laut Prof. Holtmann viermal häufiger als Mädchen. Die Mädchen indes seien häufiger unaufmerksam. Die Experten sprechen bei ihnen von der „Träumeliese“.

Zappelphilipp und Träumeliese: Beide werden erwachsen. Die charakteristischen Symptome der ADHS halten bei bis zu 70 Prozent von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter an. Mit welchen Folgen und die Chancen auf eine Linderung bzw. Heilung wird Dr. Marc-Andreas Edel (Klinik für Psychiatrie am LWLUniversitätsklinikum) darstellen.

Nach den Vorträgen und zum Ausklang der Veranstaltung haben die Besucher wieder die Chance, ihre Fragen direkt an die drei ADHS-Experten zu richten.