ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung, umgangssprachlich oft als Hyperaktivität bezeichnet. Die Zahl der Kinder, bei denen ein ADHS diagnostiziert wird, scheint immer größer zu werden. In einer fünfteiligen Serie stellt die WAZ Gelsenkirchen das Thema nun ausführlich vor.
Bereits 1845 beschrieb der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann in seinem „Struwwelpeter” ein Kind, das klassische Symptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, zeigte. Der Zappelphilipp konnte sich schlecht konzentrieren und musste immer in Bewegung sein. „Das sind zwei von drei Symptomen die auf ein ADHS hindeuten können”, sagt Dr. Irmgard Franek, Abteilungsleiterin der Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Jugendalters im Bergmannsheil. Hinzu komme als drittes Symptom noch eine gesteigerte Impulsivität. „Aber”, schränkt sie gleich ein, „nicht jeder, der diese Merkmale zeigt, hat auch gleich ein ADHS.”
Konzentrationsmangel, Hyperaktivität und Impulsivität können viele Ursachen haben. „Deswegen muss ein Kind, das in irgendeiner Form auffällig wird, sehr gründlich durchgecheckt werden.” Das fange bei der Familien- und Schulsituation an und gehe hin bis zu intensiven medizinischen Untersuchungen. „Es kann zum Beispiel sein, dass ein Kind in der Schule intellektuell überfordert ist. Es wir dann schnell unruhig und fühlt sich deplatziert”, erläutert die Expertin.
Auch Defizite in der Entwicklung können zu Auffälligkeiten führen, weiß Irmgard Franek: „Hat das Kind motorische oder koordinative Probleme? Ist die Wahrnehmung gestört? – oder liegen somatische Störungen wie Fehlsichtigkeit oder Schwerhörigkeit vor?” In all diesen Fällen reagiere ein junger Mensch entweder besonders lebhaft – auch um auf sich aufmerksam zu machen – oder resigniere und ziehe sich zurück.
„Bevor wir also eine Diagnose ADHS stellen können, müssen wir diese anderen möglichen Ursachen ausschließen.” Gerade die Tagesklinik biete dazu eine gute Gelegenheit: „Hier können wir zum Beispiel die Beziehung zwischen dem Kind und den Eltern beobachten. Wie gehen Mutter und Vater mit dem Sprössling um? Denn auch in einem gestörten Eltern-Kind-Verhältnis kann eine Ursache für die Symptome liegen”, erklärt Irmgard Franek.
Ein ebenfalls wesentlicher Punkt ist in den Leitlinien – „einem richtig dicken Buch” – vermerkt: „Da dem ADHS auch ein gewisser genetischer Anteil als Ursache unterstellt wird, dürfen die Auffälligkeiten nicht nur in einem Bereich des sozialen Umfeldes auftreten”, sagt Irmgard Franek. „Wenn ein Kind also nur zu Hause oder nur in der Schule durch sein Verhalten auffällt, liegt die Ursache des Desasters eher hier.”
Um das herauszufinden, gibt es detaillierte Fragebögen, die sowohl die Eltern als auch Lehrer oder andere Bezugspersonen aus dem Umfeld des Kindes ausfüllen müssen. „Eine ausführliche Anamnese ist also Grundvoraussetzung, um den richtigen Therapieansatz zu finden”, erklärt Irmgard Franek.
Ursachen und Diagnosemöglichkeiten
ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, umgangssprachlich oft als Hyperaktivität bezeichnet. Die Zahl der Kinder, bei denen ein ADHS diagnostiziert wird, scheint immer größer zu werden. In einer fünfteiligen Serie stellt die WAZ Gelsenkirchen das Thema nun ausführlich vor. Im ersten Teil spricht Dr. Irmgard Franek, Leiterin der Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Jugendalter im Bergmannsheil, über Ursachen und Diagnosemöglichkeiten. Im zweiten und dritten Teil geht es um die Therapie, einmal ohne Medikation und einmal mit. In Teil vier kommen zwei Gelsenkirchener Schulpsychologen zu Wort und im abschließenden fünften Teil geht es um einen Bewegungskindergarten als vorbeugende Maßnahme.