Bochum. Bezahlbar wohnen wird in Bochum immer schwieriger. Erstmals seit Jahren wächst der Bestand an geförderten Wohnungen wieder. Das sind die Gründe.

Viele Bochumerinnen und Bochumer haben Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS). Er ermöglicht ihnen, eine Sozialwohnung zu beziehen und sich damit dauerhaft eine überschaubare Miete zu sichern. Theoretisch. 60.000 Haushalte haben diesen Anspruch, aber nicht einmal 13.000 geförderte Wohnungen gibt es in der Stadt. Immerhin deutet sich eine Trendwende an.

Bestand an Sozialwohnungen in Bochum steigt erstmals wieder

Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist die Zahl der Sozialwohnungen in Bochum nämlich wieder gestiegen: von 11.968 Ende 2022 – dem bisherigen Tiefstand – auf 12277 (Dezember 2023). Und das trotz der Flaute in der Baubranche?

Tatsächlich ist die Kehrtwende nicht das Ergebnis eines deutlich gesteigerten Wohnungsbaus, sondern dank der finanziellen Hilfe des Landes NRW zustande gekommen. „Das hat vor allem damit zu tun, dass wir das Projekt ‚Ankauf von Belegungsbindungen‘ genutzt haben“, erklärt Heike Möller, die Leiterin des Amts für Stadtplanung und Wohnen. 478 Wohnungen des überwiegend städtischen Wohnungsunternehmens VBW werden so nachträglich zu Sozialwohnungen umgewidmet; davon die meisten am Luchsweg in Langendreer (168).

Bochum nutzt Landesförderung als eine der ersten Kommunen

Bochum hat im vergangenen Jahr als eine der ersten Kommunen in NRW die Chance genutzt, für ein großes Wohnungskontingent auf diese Weise dauerhaft eine Mietpreis- und Belegungsbindung zu sichern.

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„Durch die Kontingentlösung erhöhen sich die Wohnungen in öffentlicher Bindung um vier Prozent. Das ist ein echtes Pfund“, so VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel. Etwa 40 Prozent des gesamten Bestands an geförderten Wohnungen in Bochum gehört der VBW.

Jährlich fallen 450 Sozialwohnungen aus der Bindung

Zumal das nicht die einzige positive Entwicklung ist. Auch „der Mieterverein Bochum ist erfreut über Zahlen der Wohnbauförderung in Bochum im vergangenen Jahr“, wie es heißt. Denn: Auch die Fertigstellungszahlen für Sozialwohnungen sind gestiegen: auf 189 neue Mietwohnungen und 239 modernisierte Bestandswohnungen mit Mietpreisbindung. „Allein mit Neubau und Modernisierungsförderung wäre die Sozialwohnungszahl 2023 allerdings gesunken“, so der Mieterverein. Denn: Jährlich fallen in Bochum jeweils 450 Wohnungen aus der Bindung heraus.

Die meisten Sozialwohnungen gibt es im Bezirk Mitte, es sind 2844 (Stand Ende 2023). Dahinter folgt der Bochumer Osten (2658). Die wenigsten geförderten Wohnungen stehen im Südwesten (1276).

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Aus Sicht von Heike Möller kann nur ein Mix aus allen Varianten zu einem dauerhaften Anstieg der Zahl geförderter Wohnungen führen. „Aber am allerwichtigsten ist, dass wir auch neu bauen, weil wir noch eine große Nachfrage im Markt haben. Wir brauchen neue Wohnungen. Im Moment ist es so, dass der Mietzins in Bochum im landesweiten Vergleich nicht ganz so hoch ist. Aber das wird sich verschärfen. Wir müssen daher auch neu bauen.“

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Damit zu rechnen ist in den kommenden zwei Jahren wohl eher nicht. Denn: Die Zahl der Bauanträge ist rückläufig. Immerhin: Allein im Ostpark sind weitere Neubauprojekte mit 45 geförderten Wohnungen förderreif; Finanzvolumen: 12,5 Millionen Euro.

Gut zu wissen, dass im überarbeiteten Handlungskonzept Wohnen die Alternativen zum Neubau stärker in den Fokus genommen werden: auch für den Sozialwohnungsbau. Demnach setzt Bochum verstärkt darauf, bereits genutzte Flächen wie ehemalige Schulen, Sportplätze und Gewerbeareale mit Wohnimmobilien zu bebauen, Baulücken zu nutzen und Gebäude aufzustocken. „Damit werden wir uns sehr intensiv beschäftigten“, kündigt die Chefin der Stadtplanung an.