Bochum. . Studie verweist auf enormes Flächenpotenzial. Allein in Bochum könnte auf bis zu 14 300 Mehrfamilienhäusern weiterer Wohnraum geschaffen werden. Stadtbaurat begrüßt Überlegungen dazu
Mehrere tausend Wohnungen sollen möglichst schnell in Bochum entstehen, nachdem in den vergangenen Jahren zu wenig neu gebaut und saniert wurde. Ein begrenztes Angebot an Bauland ist einer der Gründe für dieses Versäumnis. Dabei ließe sich das Problem auch ohne neue Flächen lösen. Insgesamt bis zu 26.700 Wohnungen könnten durch die Aufstockung von Etagen auf bestehende Mehrfamilienhäuser geschaffen werden.
Das ist das Ergebnis der Studie „Wohnraum-Potenziale durch Dach-Aufstockung“ der Technischen Universität Darmstadt und des Pestel-Instituts Hannover. Beispielhaft für NRW wurde dabei Bochum genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Auf den 14.300 Mehrfamilienhäusern in der Stadt mit mindestens drei Wohnungen der Baujahre 1950 bis 1989 lässt sich eine Wohnfläche von insgesamt gut 1,5 Millionen Quadratmetern errichten. Ein zusätzliches Potenzial von 450.000 qm stecke in Mehrfamilienhäusern, die vor 1950 gebaut wurden. Bei einer durchschnittlichen Wohnfläche von 75 qm lassen sich so mindestens 20.700 Wohnungen bauen – plus 6000 weitere auf älteren Gebäuden.
Ökologische Vorteile
Das sei nicht nur wirtschaftlich, weil Grundstückskosten eingespart werden, sondern habe auch ökologische Vorteile. Das Wohnflächenpotenzial Bochums von 103 ha werde nicht angegriffen. Und: „Durch die Überbauung der obersten Geschossdecke mit beheiztem Wohnraum kann zur Reduktion des Energiebedarf ein erheblicher Beitrag geleistet werden“, heißt es in der Studie. Außerdem werde mit der Aufstockung die Wohnqualität erhöht und die Chance für eine Quartiersentwicklung eröffnet.
„Ich begrüße das sehr“, kommentiert Stadtbaurat Markus Bradtke die Überlegungen zur Aufstockung von Mehrfamilienhäusern. Es gebe dazu bereits Gespräche mit Wohnungsunternehmen.
Probates Mittel in Siedlungen
Beispiele für eine erfolgreiche Aufstockungen gibt es bereits. „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt Norbert Riffel, Geschäftsführer der VBW Bauen und Wohnen. So wurden in der Flüssesiedlung in Grumme einige VBW-Häuser aufgestockt. Weniger im Stadtzentrum, aber in von Mehrfamilienhäusern geprägten Siedlungen sei die Aufstockung ein probates Mittel. Weitere Projekte seien nicht ausgeschlossen. „Wir sind intensiv dabei, die Lage zu analysieren“, so Riffel.
Das gilt auch für Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen Vonovia. „Der Neubau in Form von Dachgeschossaufstockungen und Nachverdichtung wird eine zunehmende Rolle spielen“, sagt Vorstandsmitglied Klaus Freiberg. „Wir haben ein Konzept entwickelt, mit dem wir den Quadratmeter für 1800 Euro statt für 2500 Euro bauen können, wenn die zusätzlichen Anforderungen wie Stellplätze und Infrastrukturabgaben nicht noch dazu kommen.“
In Dortmund plant Vonovia gerade ein Pilotprojekt zur Aufstockung. Erwogen werden außerdem „Nachverdichtungen“ – in Siedlungen mit parallel zueinander stehenden Mehrfamilienhäusern könnten weitere Modulbauten errichtet werden. Bei diesen und ähnlichen Themen befinde sich das Unternehmen „noch in der Findungsphase“, wie es heißt.