Bochum. Lässig führt die RTL-Serie „Disco 76“ ins Ruhrgebiet der späten 70er. Die Story spielt in Bochum – doch gedreht wurde der Film ganz woanders.
Eine der größten Fragen der Popgeschichte kann endlich geklärt werden: Wie ist Michael Jackson eigentlich auf seinen Moonwalk gekommen? Die einfache Antwort: Als kleiner Steppke besuchte er eine Diskothek an der Herner Straße – und bewegte sich hier erstmals mit gleitenden Schritten schwerelos übers Parkett. So zumindest erzählt es eine neue TV-Serie, die jetzt bei RTL+ als Stream zu sehen ist. „Disco 76“ führt mitten hinein ins herrliche Lebensgefühl der 70er Jahre und spielt dabei an einem überaus vertrauten Ort: in Bochum.
RTL-Serie weckt das Lebensgefühl der 70er Jahre
In der Tat wird Bochum in der sechs Teile umfassenden Miniserie zum Dreh- und Angelpunkt einer turbulenten Geschichte, die beim Zuschauen einigen Spaß macht. Allerdings braucht es keinen allzu großen Kennerblick, um zu sehen, dass die Serie merklich nicht vor Ort gedreht wurde. Weder die Straßenzüge noch das gesamte Ambiente verraten irgendwelche besonderen Bochum-Details. Vielmehr könnte die Serie überall im Ruhrgebiet der 70er spielen: Die Schlote qualmen, die Menschen schmieren sich ihre Bütterken, auf dem Esstisch steht der Mett-Igel. Die Klischee-Maschine arbeitet hochtourig.
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Vor Arbeit ganz grau: So wird Bochum zu Beginn des Mehrteilers mit einem Flug durchs All bis zu einer namenlosen Bushaltestelle vorgestellt. Hier begegnen wir der jungen Doro (großartig gespielt von Luise Aschenbrenner), die keine Lust darauf hat, auf ewig in eine ereignislose Ehe mit ihrem spießigen Matthias (Moritz Jahn) gezwängt zu werden. Statt sich um den Haushalt zu kümmern, flüchtet sie mit ihrer älteren Schwester zu einer nahe gelegenen Army Base, wo sie die glitzernde Disco-Welt für sich entdeckt.
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„Saturday Night Fever“ lässt grüßen
Doro ist mächtig begeistert – und beschließt, die Eckkneipe ihres verstorbenen Onkels an der Herner Straße in einen angesagten Tanzschuppen zu verwandeln: Die „Disco Bochum“ ist geboren. Plötzlich schaut der Vollmond über der Stadt so aus wie eine riesige Discokugel. „Saturday Night Fever“ lässt grüßen.
Die mit vielen Problemchen beladene Geschichte ist nicht frei von Schwächen, aber sie hat Herz und besticht durch eine wunderbare Besetzung. Vor allem die jungen Darsteller um Jannik Schürmann und Jonas Holdenrieder heben „Disco 76“ weit über seichtes Serien-Niveau. Dazu besitzt der Mehrteiler einen fast schon überbordenden Soundtrack: Die 70er-Playlist von Boney M. bis Gloria Gaynor, von Abba bis Smokie fegt auch den größten Tanzmuffel gekonnt vom Sofa.
Die Aufnahmen entstanden in Budapest
Doch wenn die Serie schon nicht in Bochum gedreht wurde: Wo denn dann? Eine Nachfrage bei RTL bringt Klarheit. „Die Außenaufnahmen sind in Budapest und Umgebung entstanden. Dort konnte die Produktion nah an das Bochum der 70er Jahre kommen – auch mit dementsprechender Industrie“, erzählt Sprecherin Leyla Karsak. Die Innenaufnahmen seien fast komplett in Berlin entstanden.
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Bochum wurde als Spielort der Serie auserkoren, „weil es eine sympathische, mittelgroße deutsche Stadt sein sollte, geerdet und mitten im Leben“, so die Sprecherin. „Das Ruhrgebiet steht für Authentizität und Wandel, genau die Themen, von denen die Macherinnen und Macher in der Serie erzählen. Dadurch wurde Bochum zum perfekten Handlungsort.“
Wer sich also gern mal wieder vom Discofieber packen lassen möchte, dem sei „Disco 76“ durchaus empfohlen. Auch wenn manches überladen wirkt: Es wird viel getanzt! Sogar vom späteren King of Pop.
Weitere Spur nach Bochum
Die sechs Folgen der Serie „Disco 76“ sind als Stream bei RTL+ zu sehen. Die erste Folge kann man kostenlos anschauen, die weiteren nur im Abo. Ob es eine zweite Staffel geben wird, ist noch nicht bekannt.
Es gibt noch eine weitere Spur nach Bochum: Der Schauspieler Aljoscha Stadelmann, der Doros Vater Gerhard spielt, ist der Sohn von Heiner Stadelmann, langjähriges Ensemblemitglied am Schauspielhaus.