Bochum. Die Dischingers wohnen dort, wo andere gerne hinfahren. Sie selbst zieht es immer wieder ins Ruhrgebiet. Auf das Revier singen sie Lobeshymnen.
Seit neun Jahren kennen die Dischingers nur ein Urlaubsziel: das Ruhrgebiet. Egal, ob Oster-, Sommer- oder Herbstferien – immer geht es für die fünfköpfige Familie ins Revier. Und stets auch nach Bochum. Ein bisschen verrückt mutet das schon an, denn die Dischingers wohnen dort, wo andere für gewöhnlich gerne ihren Urlaub verbringen: ganz idyllisch an der Mosel, mitten im Weinanbaugebiet.
Verrückt: Familie von der Mosel macht Urlaub in Bochum
Enkirch heißt das 1500-Seelen-Örtchen nicht weit von Traben-Trarbach, in dem Peter und Ann-Kathrin Dischinger mit ihren drei Söhnen Daniel (10), Felix (9) und Max (5) leben. Als „Schatzkammer rheinischen Fachwerkbaues“ bezeichnet sich die Gemeinde, die Gegend sei ideal zum Wandern und Besuchen der vielen Weingüter. Vor allem für den Riesling ist die Region bekannt.
Alles gut und schön, trotzdem haben sich die Dischingers ins Ruhrgebiet verliebt. Das war vor neun Jahren, auf dem Weg zur Ostsee. „Damals haben wir Zwischenstation im Ruhrgebiet gemacht“, erzählt der Familienvater. „Drei Nächte Jugendherberge im Landschaftspark Duisburg.“ Inklusive einiger Ausflüge ins umliegende Revier. Danach sei es um sie geschehen gewesen, sagt Peter Dischinger. „Wir sind zwar anschließend weiter zur Ostsee gefahren, in den kommenden Jahren aber immer nur in den Ruhrpott.“
Ruhrpott-Urlauber haben ganz besonderes Faible für Ausflugsziel in Bochum
So wie jetzt wieder, kurz vor Weihnachten. Da ist Peter Dischinger allerdings nur mit seinen beiden ältesten Söhnen für ein Wochenende hochgekommen. Und zwar nach Bochum, zur Zeche Hannover in Hordel. Zum Industriemuseum im Norden der Stadt hat er ein ganz besonderes Verhältnis. Bei seinem Arbeitgeber Westenergie hatte er sich bei einer innerbetrieblichen Förderaktion für eine Unterstützung des Fördervereins der Zeche starkgemacht. In der Folge wurde Geld für drei massive Holzbänke und eine große Feuerschale lockergemacht. Klar, dass Dischinger als Pate auch zur offiziellen Übergabe anreiste.
Er freut sich, dass der Förderverein so viel vorhat, um die Zeche Hannover noch attraktiver zu machen. Ihm und seiner Familie gefällt es schon jetzt sehr gut dort. Die Zeche Knirps, das Bergwerk für Kinder im Schatten des großen Malakowturms, fänden seine Kids fantastisch. „Der Ort hier ist total authentisch. Und hier können sich die Kinder frei bewegen. Wir waren von Anfang total begeistert von der Zeche und dem geschichtsträchtigen Gelände.“
Wunschziel für den Oster-Urlaub im Ruhrgebiet steht schon fest
Im Bergbaumuseum Bochum waren die Dischingers natürlich auch schon. Und immer wieder im Eisenbahnmuseum in Dahlhausen. „Das ist echt klasse da“, finden Daniel und Felix. Wie sie überhaupt fast alles im Ruhrgebiet interessant finden. „Ist einfach geil hier“, bringen sie es kurz und knapp auf den Punkt. Und damit meinen sie auch Ziele außerhalb von Bochum. Die Deutsche Arbeitsschutz-Ausstellung (DASA) in Dortmund-Dorstfeld, die Zeche Zollverein in Essen und den Moviepark in Bottrop. Beliebt sind bei ihnen auch die kulinarischen Ausflüge, die Mama und Papa planen. „Wir fahren eigentlich jedes Mal ins Star Chief Diner in Gelsenkirchen und ins Crispy House in Dinslaken.“
Und immer alles von Duisburg aus. „Wir übernachten stets in der Jugendherberge und steuern von dort unsere Ziele an“, erklärt Peter Dischinger. Diese werden von der Familie im Vorfeld über Google ermittelt. So sei man auch auf die Zeche Hannover gestoßen. Für den nächsten Trip an Ostern gibt es bereits ein festes Vorhaben. „Wir wollen unbedingt mal zum Schiffshebewerk Henrichenburg. Da waren wir noch nicht.“
Ein Muss bei jedem Urlaub: die Fußgängerzone von Gelsenkirchen
Und auf jeden Fall wieder in die Fußgängerzone von Gelsenkirchen. Zur Schalke-Stadt hat Peter Dischinger einen familiären Bezug. „Mein Opa ist hier geboren, meine Mutter auch. Dadurch war ich als Kind oft hier.“ Sein Großvater sei Metzger gewesen, erzählt Dischinger. „Nach dem Krieg ist er an die Mosel gezogen und hat ein Fuhrpark-Unternehmen für Kohle gegründet.“
Deshalb wohnt er, Peter Dischinger, jetzt in Enkirch an der Mosel. Dabei findet er es im Ruhrgebiet „viel schöner“. Auch, weil er das Lebensgefühl und den Menschenschlag so mag. „Die Leute hier sind herzlich, offen, direkt, man kann mit jedem reden, hier wird einem ohne Vorurteile begegnet.“ Das sei an der Mosel anders. „Die Moselaner sind eher kompliziert. Hier wird man nur akzeptiert, wenn man im richtigen Verein ist und einen entsprechenden Kontoauszug vorweisen kann.“
Familie von der Mosel liebäugelt mit einem Schrebergarten im Revier
Den Lebensmittelpunkt ins Ruhrgebiet verlegen wollen die Dischingers aber trotzdem nicht. Zumindest noch nicht. Ein erster Schritt wäre ein Schrebergarten. „Der würde sich für uns fast schon lohnen. Dann wären wir bestimmt einmal im Monat hier. Mal schauen, was kommt.“