Bochum. Nach langer Planung wird ein Radweg am Wattenscheider Hellweg angelegt. Das bringt mehr Sicherheit, doch Parkraum fällt weg. Hier Stimmen dazu.
Parkende Autos am Rande der Fahrstreifen, Slalom-Fahrten über den geteilten Weg für Radfahrende und Fußgänger: Dieses Szenario war zwischen Wattenscheid und Goldhamme in der Vergangenheit immer wieder zu beobachten. Das soll sind nun ändern. Die Bauarbeiten am geplanten Radweg haben begonnen.
Die Idee: Es soll eine West-Ost-Verbindung für den Radverkehr zwischen Wattenscheid zur Stadtmitte geschaffen werden, die als Alltagsroute genutzt wird. Los ging es am Donnerstag (4.) zunächst mit dem Fräsen. Ab Montag, 8. April, wurde dann der Radweg dann beidseitig markiert. Er soll acht Kilometer lang und zweieinhalb Meter breit werden und vom Wattenscheider Hellweg von der Kreuzung Berliner Straße über die Essener Straße bis zur Erzstraße führt. Um Platz dafür zu schaffen, soll der rechte Fahrstreifen auf der betroffenen Strecke weichen.
Radweg zwischen Wattenscheid und Bochum-Mitte: Mehr Sicherheit für Radfahrer
Die Neugestaltung der Verbindungsstraße in Bochum-Wattenscheid ist Teil des Radverkehrskonzepts, das der Rat im vergangenen Jahr beschlossen hat. Demnach soll der Anteil der Fahrradfahrer bis 2030 auf bis zu 15 Prozent steigen. Basis dafür soll eine fahrradfreundliche Infrastruktur sein, die nachhaltige Mobilität fördert.
Auch die entstehende Verbindung auf dem Wattenscheider Hellweg soll den Radverkehr insgesamt attraktiver machen, sie soll motivieren, auf das Rad umzusteigen, die Sicherheit für Radfahrer erhöhen sowie Lärm und Stau reduzieren. Insbesondere zu den Stoßzeiten sei die Straße stark befahren, was Rad fahren gefährlich macht, findet eine 59-jährige Anwohnerin. Außerdem teilen sich auf verschiedenen Abschnitten Radfahrer und Fußgänger den Bürgersteig, wodurch die Tour mit dem Rad zur Slalom-Fahrt werde.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- Säureangriff in Bochum: „Hätt‘ jeder von uns sein können“
- Bombendrohung in Bochumer Sparkasse: Angeklagter verurteilt
- „Wir zahlen nicht!“: Streit um Zäune bei Bochum Total
- Bochum Total 2024: Was man vor dem Start wissen muss
Doch was sagen Menschen, die dort leben und arbeiten zu dem geplanten Radweg? „Ein Radweg ist immer gut, da ist man sicherer und muss nicht auf die Straße“, findet ein Imbiss-Mitarbeiter. Auch der Radfahrer Claudio Kletke findet den Radweg prinzipiell sinnvoll, habe er doch lange auf sich warten lassen. Da er nicht während des Berufsverkehrs unterwegs ist, mache er für ihn allerdings keinen großen Unterschied. Stattdessen bräuchte es einen Fahrradweg kurz hinter der Berliner Straße, wo die Landstraße anfängt und der derzeit geplante Radweg aufhören wird. Diese Straße sei gefährlich, viele Autofahrer würden den Sicherheitsabstand nicht einhalten.
Eine verschärfte Parksituation und ein erhöhtes Verkaufsaufkommen
Während sich einige durch das Vorhaben mehr Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrer erhoffen, kritisieren andere die Konsequenzen für Autofahrer durch den Wegfall der rechten Fahrspur. „Zahlreiche Autofahrer nutzen abschnittsweise den rechten Fahrstreifen zum Parken“, erklärt der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion Stefan Jox. Die Befürchtung: eine verschärfte Parksituation durch den Wegfall der Parkplätze. Ein lokaler Geschäftsführer, der anonym bleiben möchte, wurde bereits gefragt, ob er seine Parkplätze vermieten möchte und erzählt: „Die Kunden regen sich eher über den Radweg auf.“
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Eine solche Straße diene vor allem dazu, den fließenden Verkehr abzuwickeln. Es gebe kein Anrecht auf einen Parkplatz, schreibt die Stadt auf WAZ-Anfrage. Die Neugestaltung des Radwegs ziele auf mehr Sicherheit und Lebensqualität in Bochum ab. Im Zuge der Verkehrswende setze die Stadt darauf, klimaneutrale, nachhaltige Mobilität zu stärken.
Viele Anwohnerinnen und Anwohner konnten sich im WAZ-Gespräch noch nicht vorstellen, wie der Radweg am Ende aussehen wird. Spätestens zum Abschluss der Arbeiten ab dem 5. Mai werden sie es sehen. Die Stadt schätzt die Kosten für den Radweg auf 256.000 Euro.
+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++