Bochum. Mehrere Anbieter bauen Glasfasernetze in Bochum. Einigen sie sich nicht, könnten Bürgersteige deshalb gleich zweimal aufgerissen werden.
Der Glasfaser-Ausbau beschäftigt Bochum an allen Ecken und Enden. 150 Kilometer Leitungen sollen jedes Jahr verlegt werden, um bis etwa 2032 nahezu jeden Haushalt in der Stadt mit schnellem Internet versorgen zu können. Dafür wird viel gebuddelt. Und an einigen Stellen womöglich sogar doppelt.
Glasfaser Ruhr und Telekom bauen ebenso Netz auf wie Vodafone
Denn: Der 185 Millionen Euro teure Ausbauplan betrifft allein das Netz der Stadtwerke-Tochtergesellschaft Glasfaser Ruhr GmbH und ihres Partners Telekom. Bauen weitere Anbieter wie etwa Vodafone eigene Leitungen aus, werden Bürgersteige und Straßen gleich mehrfach aufgerissen. Das jedenfalls befürchten die Bewohner von Eigentumswohnungen an der Paulstraße nahe der früheren Vonovia-Firmenzentrale in Altenbochum.
„In einem Flyer der Glasfaser Ruhr steht zwar, dass das verlegte Netz anbieteroffen sei und es auch von anderen Anbietern genutzt werden könne“, sagt Anwohner Winfried Heidemann (76). Telefonisch habe er nun aber beim Unternehmen die Information bekommen, „das Netz stehe nur Kunden der Telekom zur Verfügung“. Er selbst sei als Telekom-Kunde davon zwar nicht betroffen. „Aber es gibt auch Eigentümer und Mieter hier, die ihren Internetanschluss bei Vodafone haben.“
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Glasfaser Ruhr versichert, Leitungen sind anwenderoffen
Die würden keinen Anschluss bekommen. Es sei denn, Vodafone würde sich entschließen, eine eigene Glasfaserleitung zu verlegen. Tatsächlich, so der Anwohner, versuche die Ecowo-Wohnungsverwaltung – eine Vonovia-Tochterfirma – derzeit, für die von ihr verwalteten Eigentümergemeinschaften ein Glasfasernetz exklusiv durch die Vodafone verlegen zu lassen, die das in Bochum für Geschäftskunden anbiete. „Das wären dann wohl Geschäftsanschlüsse der Vonovia, die den Eigentümern in den betreffenden Eigentumswohnungen zur Verfügung gestellt werden. Kunden der Telekom würden dann leer ausgehen“, sagt Winfried Heidemann.
„Die von uns verlegten Glasfaserleitungen stehen grundsätzlich allen Telekommunikationsanbietern offen“, versichert derweil Bernd Lehwald, Sprecher der Glasfaser Ruhr GmbH. Im Kooperationsgebiet mit der Telekom müssten andere Telekommunikationsanbieter allerdings die vertraglichen Einzelheiten dazu direkt mit der Telekom regeln.
Wohnungseigentümer entscheiden über Glasfaserausbau
Eine vom Callcenter weitergegebene Information, die Leitungen sei nicht anwenderoffen, sei „offenbar missverständlich formuliert“ worden. „Das werden wir klären und gegebenenfalls an dieser Stelle nachschärfen“, so Lehwald.
Das Wohnungsunternehmen Vonovia stellt derweil klar, dass seine Tochtergesellschaft Ecowo einen Rahmenvertrag mit Vodafone abgeschlossen hat. So solle die „zukunftssichere Medienanbindung der Immobilien gewährleistet werden“. Aber: „Über den Ausbau des Glasfasernetzes entscheidet die Wohnungseigentümergemeinschaft per Beschlussfassung“, sagt Vonovia-Sprecherin Bettina Benner. Das betrifft in Bochum 60 Wohnungseigentümergemeinschaften. Da keine Exklusivität im Rahmenvertrag mit der Vodafone besteht, werde „auf Basis einer Einzelfallprüfung die beste Lösung unter Anbetracht aller Möglichkeiten für die Eigentümergemeinschaften geprüft. Das Ziel sei es, eine flächendeckende Lösung für die von der Ecowo betreuten Objekte zu erreichen und darüber den Ausbau voranzutreiben.
Für die Eigentümergemeinschaft, zu der Winfried Heidemann gehört, ist mittlerweile eine Entscheidung gefallen. , Da deren Antrag schon seit Jahren bei der Glasfaser Ruhr liege, habe Ecowo zugesagt, „uns aus dem gemeinsamen Programm mit Vodafone herauszunehmen“.