Bochum. Der Mitgliederboom in Bochumer Parteien habe nicht nur mit den Demos zu tun, sagt eine Politikwissenschaftlerin. Auch andere würden profitieren.

Wie lässt sich die neu entfachte Lust, sich in demokratischen Parteien zu engagieren, erklären? Liegt es rein an dem derzeitigen gesellschaftlichen Trend, gegen rechts und für die Demokratie auf die Straße zu gehen? Britta Rehder, Politikwissenschaftlerin an der Ruhr-UniversitätBochum, hat dazu eine klare Meinung. Sie spricht von einem Trend, den sie schon länger beobachte.

Parteienzulauf in Bochum: Eine Expertin lobt – und mahnt

„Wir erleben eine Politisierung insgesamt“, sagt Rehder. Eine Sozialbewegung, die auch schon an der höheren Beteiligung bei den letzten beiden Bundestagswahlen abzulesen gewesen sei. Und die auch mit „Fridays for Future“ zu tun habe. Auch werde wieder mehr gestreikt. „Nicht nur die Parteien, auch die Gewerkschaften verzeichnen einen Zuwachs.“

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Natürlich würden die aktuelle Entwicklung und der Mitgliederzuwachs in den Parteien vor allem mit den Correctiv-Recherchen zu dem Treffen in Potsdam, an dem auch AfD-Vertreter teilgenommen haben, in Verbindung gebracht. Dort ging es u.a. darum, bestimmte Menschen mit ausländischen Wurzeln aus Deutschland zu vertreiben. Anschließend kam es auch in Bochum zu Demonstrationen. „Doch das ist insgesamt gar nicht so neu“, erklärt Britta Rehder. „Auch Ende der 60er Jahre gingen die Menschen auf die Straßen. Damals haben ebenfalls die Parteien profitiert.“ Es gebe solche Phasen der Mobilisierung und Nichtmobilisierung immer wieder mal.

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Rehder vermutet, dass der Trend anhalten wird. Es mache Mut, „dass die Menschen sich wieder in dem kleinteiligen Geschäft der Politik engagieren, sie nicht mehr doof finden, in Parteien und Gewerkschaften eintreten, sich zu Bürger-Initiativen zusammenschließen.“ Gleichzeitig sagt sie aber auch voraus, dass sich die Demonstrationen abnutzen werden. „Die Welle ebbt ab, es wird dazu kommen.“

Und Rehder sagt, dass durchaus auch die AfD profitiere. Im Zuge der allgemeinen Mobilisierung gegen die Alternative für Deutschland gebe es auch viele, die sich mit ihr solidarisierten. Um so besser sei es da, dass sich so viele entgegenstellten.

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