Bochum. 13.000 Menschen gingen in Bochum gegen Rechts auf die Straße. Die CDU hatte sich dem Demo-Aufruf ausdrücklich nicht angeschlossen. Warum nicht?

  • 13.000 Menschen haben in Bochum am Freitag gegen Rechtsextremismus und die AfD demonstriert
  • Angemeldet worden war die Demo von der Antifaschistischen Linken
  • Ein breites Bündnis von Akteuren hatte sich dem Aufruf angeschlossen – die CDU Bochum ausdrücklich nicht. Die Vorsitzende erklärt im Gespräch mit der WAZ, warum

Von den Gewerkschaften bis zur VfL-Faninitiative, vom Evangelischen Kirchenkreis bis zur Jüdischen Gemeinde, von den Naturfreunden bis zum Stadtkatholikenrat, vom Schauspielhaus bis zur Bezirksschülervertretung: Auch dank der Unterstützung vielfältiger Organisationen erlebte Bochum am Freitag bei der Anti-AfD-Demonstration mit laut Polizei 13.000 Teilnehmern eine der größten Kundgebungen der letzten Jahre. Irritiert zeigten sich selbst Parteimitglieder, dass sich die CDU Bochum dem Aufruf ausdrücklich nicht angeschlossen hatte. „Mit dabei waren wir trotzdem“, betont die Vorsitzende Fee Roth.

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Volle Rückendeckung gebe es für die Massenproteste gegen die „Alternative für Deutschland“, sagt die im November 2023 neu gewählte Bochumer CDU-Chefin im WAZ-Gespräch. Distanzieren wolle sich die Partei aber von den Inhalten, die im Demo-Aufruf der „Antifaschistischen Linken“ ebenfalls auftauchen. Darin heißt es: „Lasst uns (...) nicht vergessen, dass es eine solidarische Welt, jenseits kapitalistischer Ausbeutungsgesellschaft und nationalistischer Egoismen braucht, um die Wurzeln des Faschismus auszutrocknen.“

Bei der Anti-AfD-Kundgebung in Bochum wurde auch „gegen Kapitalismus“ demonstriert. Die CDU und die FDP distanzierten sich deshalb vom Aufruf der „Antifaschistischen Linken“.
Bei der Anti-AfD-Kundgebung in Bochum wurde auch „gegen Kapitalismus“ demonstriert. Die CDU und die FDP distanzierten sich deshalb vom Aufruf der „Antifaschistischen Linken“. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Demo gegen Rechts in Bochum: Klassenkampf bereitet der CDU „Bauchschmerzen“

Derart „klassenkämpferischen Parolen“ könne die CDU nicht mittragen, so Fee Roth. „So etwas bereitet mir größte Bauchschmerzen.“ Sehr wohl habe die Union aber am Protest gegen die AfD mitgewirkt und mit mehreren führenden Köpfen in der Innenstadt demonstriert: unter anderem Bürgermeister Sascha Dewender und Fraktionsvorsitzender Karsten Herlitz. Ein Foto zeigt Fee Roth mit einer Tafel: „Bochum bleibt bunt – Braun ist hier nur die Pappe“.

Die CDU-Vorsitzende Fee Roth (2.v.r.) schloss sich dem Aufruf zur Demo zwar nicht an. Vor Ort waren sie und weitere CDU-Vertreter dennoch: mit der Tafel „Bochum bleibt bunt“.
Die CDU-Vorsitzende Fee Roth (2.v.r.) schloss sich dem Aufruf zur Demo zwar nicht an. Vor Ort waren sie und weitere CDU-Vertreter dennoch: mit der Tafel „Bochum bleibt bunt“. © WAZ Bochum | Roth

Nicht überall in der Partei stieß das CDU-Nein zum Aufruf auf Zustimmung. Längst hätten nicht nur die Union, sondern auch die anderen demokratischen Parteien zum öffentlichen Widerstand gegen die AfD mobilisieren müssen, meint ein langjähriges Bochumer CDU-Mitglied, das anonym bleiben will. Es sei „ein Trauerspiel, dass es der extremen Linken bedurft hat, um den Massenprotest gegen die extreme Rechte auf die Beine zu stellen“.

SPD zur Anti-AfD-Demo: „Für uns war wichtig, ein Zeichen zu setzen“

Auch die FDP hatte mit Hinweis auf die Antifa auf einen Aufruf verzichtet. Man wolle die Demonstration aber „privat unterstützen“, hieß es in einer Mitteilung. Die Grünen, die Linken und die SPD hingegen waren beim Marsch durch die Innenstadt sichtbar vertreten.

„Für uns war in erster Linie nicht relevant, wer zur Demo aufgerufen hat, sondern dass wir als Stadtgesellschaft mit einer überwiegend breiten bürgerlichen Beteiligung ein Zeichen setzen“, sagt SPD-Vorsitzender Serdar Yüksel. Die Sozialdemokraten hatten für die Kundgebung ihren für Freitagabend geplanten Neujahrsempfang kurzfristig abgesagt. Auf ihrer Facebookseite postete die SPD am Samstag: „So stolz auf unsere Stadt!“

Die SPD zeigte bei der Anti-AfD-Demonstration in der Bochumer Innenstadt Flagge.
Die SPD zeigte bei der Anti-AfD-Demonstration in der Bochumer Innenstadt Flagge. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Antifa erklärt: „Wir waren Teil eines historischen Moments“

Die Antifa, die von 15.000 Teilnehmern spricht, erklärt in einer ersten Bilanz: „Die Bochumer*innen haben geliefert und damit deutlich gemacht, dass die AfD und ihre faschistische Agenda hier keinen Platz haben. Wir alle waren Teil eines historischen Moments des gesellschaftlichen Aufbruchs. Eine lediglich regional beworbene Demonstration dieser Größenordnung hat Bochum seit Jahrzehnten nicht gesehen.”

Dass der überragende Zuspruch nicht der Antifa, sondern bei der großen Mehrheit der Teilnehmer dem Protest gegen die AfD zuzuschreiben sei, will WAZ-Leser Klaus-Peter Eschert zum Ausdruck bringen. „Mein Respekt gilt allen Menschen, die bei den beiden Kundgebungen (am Hauptbahnhof und am Schauspielhaus, die Red.) das teilweise völlig indifferente und gebetsmühlenartige links-radikale Geschwurbel geduldig ertragen haben, um gegen die AfD ein Zeichen zu setzen. 13.000 Menschen – danke Bochum.“