Bochum/Herne. Trotz großer Beteiligung konnte die Menschenkette gegen rechts am Sonntag in Bochum nicht ganz geschlossen werden. Das ist die erste Bilanz.

Es hat nicht ganz gereicht: Trotz großer Resonanz konnte die Menschenkette gegen rechts am Sonntag in Bochum nicht komplett geschlossen werden. Auch in Herne klafften Lücken. „Unsere Erwartungen wurden dennoch übertroffen“, erklärt Christopher Becker, Sprecher der Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Mitte, in einer ersten Stellungnahme. 5000 Menschen gingen nach übereinstimmenden Angaben der Polizei und Veranstalter auf die Straße.

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Menschenkette in Bochum und Herne: Wohlfahrtsverbände machten mobil

„Seite an Seite für Demokratie und Menschlichkeit“: Unter diesem Motto hatte die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AG Wohlfahrt) in Bochum die Demonstration binnen vier Wochen organisiert. „Die menschenverachtenden Pläne von AfD und weiteren rechtsradikalen Kreisen, Millionen von in Deutschland lebenden Menschen zu vertreiben, haben uns gesellschaftlich tief bewegt und wären obendrein eine Katastrophe für die Träger der Freien Wohlfahrtspflege“, lautet die Warnung. Eine „Remigration“ hätte für die Betreiber u.a. von Kindergärten, Hilfsdiensten und Seniorenheimen dramatische Folgen. Der Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund sei mit 20 bis 25 Prozent hier besonders groß.

„Seite an Seite für Demokratie und Menschlichkeit“, lautete das Motto der Menschenkette zwischen Bochum und Herne.
„Seite an Seite für Demokratie und Menschlichkeit“, lautete das Motto der Menschenkette zwischen Bochum und Herne. © Bochum | Klaus Pollkläsener

Veranstalter sprechen von 5000 Teilnehmern

Die Verbände machten in den vergangenen Tagen mobil. Die 9000 hauptamtlichen Mitarbeitenden sowie 3000 Ehrenamtler bei der Caritas, Diakonie, Awo, DRK, dem Paritätischen und der Jüdischen Gemeinde in Bochum waren aufgerufen, am Sonntag ab 14.30 Uhr eine Menschenkette zu bilden. Das galt auch für die Beschäftigten der Wohlfahrtsverbände in Herne. Ziel: um 15 Uhr die Rathäuser beider Städte zu verbinden.

Sieben Streckenabschnitte waren jeweils einem Verband samt Ordnern (insgesamt 90) zugeordnet. Für die sieben Kilometer wären rechnerisch 4500 Menschen notwendig gewesen. 5000 kamen laut Awo. Mehr als erhofft. „Doch es gelang uns leider nicht, die Verteilung so zu organisieren, dass die Kette flächendeckend geschlossen worden wäre. Vielerorts standen die Leute in Zweierreihen, während es wenige hundert Meter weiter leer blieb. Den Schuh müssen wir uns anziehen“, sagt Sprecher Christopher Becker.

Stadtauswärts auf der Herner Straße klafften manche Lücken

In der Tat: Auf Bochumer Gebiet (vier Kilometer) wie auch un Herne (drei Kilometer) gab es beträchtliche Lücken. Die Gehwege vom Rathaus bis zum Bergbaumuseum waren dicht gesäumt. Auch in Riemke, wo die CDU zur Teilnahme aufgerufen hatten, waren die Reihen geschlossen. Dazwischen gab es auf der Herner Straße stadtauswärts reichlich Leer-Raum, auch wenn mitunter Schals und Hundeleinen die Abstände überbrückten.

Herbert Trost (72) wertet die Demo dennoch als Erfolg. „Ich war schon im Januar bei der Anti-AfD-Kundgebung in der Innenstadt. Großartig, was die Wohlfahrtsverbände nun auf die Beine gestellt haben. Das macht Mut. Wir alle müssen Flagge zeigen. Nie wieder ist jetzt!“, appelliert der Bochumer, der sich am Riemker Markt einreihte.

An der Stadtgrenze auf der Herner-/Bochumer Straße reichten sich der Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (2.v.l.) und sein Herner Amtskollege Frank Dudda (rechts daneben) die Hände.
An der Stadtgrenze auf der Herner-/Bochumer Straße reichten sich der Bochumer Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (2.v.l.) und sein Herner Amtskollege Frank Dudda (rechts daneben) die Hände. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Protest gegen AfD: „Unser Kreuz hat keine Haken“

Kerstin Wiegers (31) bekräftigt: „Meine Freundin ist Altenpflegerin. Da arbeiten Menschen aus aller Welt. Das sind Freundinnen und Kolleginnen. Was die AfD und Konsorten wollen, erinnert an schlimmste Zeiten.“ Elisabeth Ruhnke (81) stimmt zu. „Unser Kreuz hat keine Haken“, prangt auf ihrem roten Stofftuch.

Um 15 Uhr reichen sich die Menschen die Hände. Kaffee aus der Thermoskanne wird gereicht, ebenso Schnittchen und Weinchen. Am Bergbaumuseum wird eine La-Ola-Welle gestartet. In Höhe der Gesellschaft Bochum-Donezk schwenken Ukrainerinnen sowie Helferinnen und Helfer des Vereins blau-gelbe Flaggen. Beifall brandet auf.

Autofahrer drücken auf die Hupe: wohl als Zeichen der Solidarität, denn zu Staus kommt es nicht. Die Demonstranten bleiben diszipliniert auf dem Gehweg, auch weit nach 15 Uhr. Der Verkehr kann weiter fließen. Die Polizei meldet am Nachmittag: alles friedlich, keinerlei Zwischenfälle.