Bochum. Rauben, prügeln, zutreten, pöbeln, zerstören: Über 50 Straftaten am Hauptbahnhof wurden einem Bochumer vorgeworfen. Warum er aber schuldunfähig ist.

Schlagen, Treten, Bedrohen, Spucken, Beleidigen, Pöbeln, Klauen, Rauben, fremde Sachen zerstören. Das alles wurde vor dem Landgericht einem 25-jährigen Bochumer vorgeworfen. Zwischen 2019 und 2023 soll er rund um den Bochumer Hauptbahnhof, wo er sich mit Alkohol- und Drogenkranken herumgetrieben hatte, massenhaft Straftaten begangen haben. Er war zwar überwiegend geständig, trotzdem wurde er freigesprochen.

Mehr zum Thema

Der mehrfach vorbestrafte Bochumer ist an einer schizophrenen Psychose erkrankt, zudem trank er Alkohol im Übermaß und nahm teilweise auch illegale Drogen. Nach Überzeugung sowohl der Staatsanwaltschaft als auch der 9. Strafkammer war nicht auszuschließen, dass er bei den Taten nicht mehr steuerungsfähig war. Deshalb konnte er auch nicht im rechtlichen Sinne „bestraft“ werden.

Richter: Angeklagter ist für die Allgemeinheit gefährlich

Trotzdem blieben die Taten nicht ohne Konsequenzen, im Gegenteil. Die Richter ordneten aus Sicherheitsgründen die unbefristete Einweisung in einer geschlossenen Psychiatrie an, weil er eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt. Schon seit einigen Monaten befindet er sich dort, nachdem er seit Spätsommer 2023 zunächst in einem Gefängnis in U-Haft gesessen hatte. Die Strafanzeigen gegen ihn waren eines Tages so zahlreich geworden, dass das Landgericht ihn hinter Schloss und Riegel sperrte.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert

Im Prozess wurden mehr als 50 Anklagevorwürfe verhandelt: Es ging neben Diebstählen, Sachbeschädigungen und Schwarzfahren vor allem um Schläge und Tritte auf offener Straße gegen den Kopf und den Bauch von Menschen, mit denen der Angeklagte in Streit geraten sein oder die er aus nichtigem Anlass angegriffen haben soll. Zweimal erlitten die Opfer ein Schädelhirntrauma. Eines wurde bewusstlos.

Mit Stampftritten auf den Kopf wehrloses Opfer misshandelt

Tatorte waren oft der Buddenbergplatz und Kurt-Schumacher-Platz hinter und vor dem Hauptbahnhof. Besonders schockierend war ein Video, das einen absolut lebensgefährlichen Gewaltexzess im Bahnhofsgebäude zeigt: Dort wird ein Mann zu Boden gerissen und mit vielen Stampftritten gegen den Kopf schwerstens misshandelt. Täter soll der Angeklagte gewesen sein. Das Opfer erschien vor Gericht nicht, weshalb unbekannt ist, wie es ihm heute geht.