Bochum. Die neue Rettungs- und Feuerwehrwache in Bochum-Weitmar geht am 1. April in Betrieb. Sie kostet über 24 Millionen Euro. Das hat sie zu bieten.

Große Geschäftigkeit herrschte am Dienstag vor der neuen Feuer-und Rettungswache in Bochum-Weitmar. Handwerker und Feuerwehrkräfte schafften nach anderthalbjähriger Bauzeit Platz für die offizielle Schlüsselübergabe durch die Stadtspitze am späten Nachmittag. Am 1. April werden die ersten Einsatzkräfte aus dem 24,3-Millionen-Euro-Komplex ausrücken und Menschen retten.

Eines der wichtigsten Feuerwehr-Projekte der vergangenen Jahre in Bochum

Sehr modern und hochfunktional ist die Wache. „Sensationell“, sagt Feuerwehrmann Christoph Meier, der die erste Schicht auf der Wache an der Hattinger Straße 410 leiten wird.

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Sie ist eines der wichtigsten Feuerwehr-Projekte der vergangenen Jahre in Bochum. Mit ihr werden die Einsatzkräfte vor allem die Menschen im Südwesten, aber auch in Teilen des Südens in Notsituationen schneller erreichen können. „Kürzere Anfahrwege, schnelle Hilfe, mehr Sicherheit“, sagte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) bei der Schlüsselübergabe vor rund 100 Gästen. „Wir sind Feuer und Flamme für die neue Wache.“

Ziel der Feuerwehr ist es, dass zwölf Kräfte in 90 Prozent der Fälle spätestens nach zehn Minuten am Einsatzort eintreffen. Das konnte im Südwesten nicht regelmäßig eingehalten wrerden. Künftig soll das aber klappen: „Das bekommen wir jetzt mit der neuen Wache auf jeden Fall hin“, sagte Feuerwehrchef Simon Heußen am Dienstag der WAZ.

Bochums Feuerwehrchef Simon Heußen im Fitnessraum der neuen Wache.
Bochums Feuerwehrchef Simon Heußen im Fitnessraum der neuen Wache. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Zwölf Kräfte sind rund um die Uhr auf der Wache in Weitmar

Künftig werden rund um die Uhr zwölf Einsatzkräfte die Wache besetzen: sechs Feuerwehrleute, fünf Rettungsdienstler und ein Notarzt. Um den Schichtdienst rund um die Uhr zu besetzen, wurden über mehrere Jahre hinweg 33 neue Einsatzkräfte ausgebildet und eingestellt.

Stationiert sind in der Wache zudem ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, eine Drehleiter, zwei Rettungswagen und ein Notarztwagen.

Bisher gab es an dem Standort nur eine Rettungswache. Dieses Gebäude dient künftig als Kleiderkammer für die komplette Bochumer Feuerwehr und wurde in den dreigeschossigen Neubau integriert. Nun verfügt Bochum über vier Feuer- und Rettungswachen: in Werne, in Wattenscheid, in der Innenstadt an der Bessemerstraße – und nun auch in Weitmar.

An diesen Stangen rutschen die Feuerwehrleute bei Alarm ins Erdgeschoss, um schnellstmöglich in die Fahrzeuge zu kommen.
An diesen Stangen rutschen die Feuerwehrleute bei Alarm ins Erdgeschoss, um schnellstmöglich in die Fahrzeuge zu kommen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Für die Wache wurde ein Wohnhaus abgerissen

Die ersten Arbeiten auf dem knapp 6000 Quadratmeter großen Gelände begannen bereits Ende 2021. Bäume mussten weichen, Grünflächen zurückgeschnitten werden. Ein Wohnhaus wurde abgerissen, der Weg zum benachbarten Friedhof verlegt.

Für einen Funktionsbau ist das Gebäude komfortabel und optisch ansprechend ausgestattet: in den Obergeschossen befinden sich eine große Küche für Selbstversorger, große helle Gemeinschaftsräume, 29 Einzel-Ruhezimmer, eine Dachterrasse, ein gut bestückter Fitnessraum für Krafttraining und ein Schulungsraum. Das Treppenhaus ist zugleich Übungsbereich: Direkt neben den Stufen geht es offen in die Tiefe, so dass die Einsatzkräfte das Abseilen über mehrere Stockwerke trainieren können.

Wachbereichsleiter Christoph Meier (l.) und Markus Wenke von der Bochumer Feuerwehr vor dem Neubau.
Wachbereichsleiter Christoph Meier (l.) und Markus Wenke von der Bochumer Feuerwehr vor dem Neubau. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Auffällig im Gebäudeinneren sind das viele Holz, das an den Wänden verbaut worden ist, und die Helligkeit und offene Verbindung der Sozialräume. „Das soll das Gemeinschaftsgefühl fördern“, sagt Heußen. Von außen komplett mit Holz verkleidet ist auch die frühere Rettungswache.

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Die neue Wache soll besonders nachhaltig sein: Sie verfügt u.a. über eine Stahlbeton-Holzhybridkonstruktion, eine Wärmedämmung, die sich am Passivhausstandard orientiert, große Photovoltaik-Elemente auf dem Dach und eine Geothermieanlage.

Im hinteren Außenbereich befinden sich u.a. Parkplätze für die Mitarbeitenden, eine Übungsfläche, ein Sportbereich und eine Waschhalle.

Neue Ampelschaltung soll Blaulicht vermeiden

Um die Anwohner rund um die Wache möglichst wenig durch Martinshörner zu stören, wurde die Ampelschaltung auf der Hattinger Straße vor der Ausfahrt extra so eingerichtet, dass die Blaulichtfahrzeuge im Regelfall ohne Sirene losfahren können.

Aus Sicht der Feuerwehr stellt dies eine Verbesserung gegenüber dem früheren Zustand dar, denn aus der früheren Rettungswache rückten die Einsatzwagen immer mit Martinshorn aus, weil es keine spezielle Ampelschaltung gab.

Geplant wurde die Wache vom Bochumer Architekten Dietmar Riecks vom Architektenbüro Banz & Riecks in enger Abstimmung mit der Feuerwehr. Das Gebäude sei „von den Abläufen gut durchdacht“, so Feuerwehrchef Heußen.

Seit 2016 hat die Stadt mehr als 100 Millionen Euro in ihre Feuerwehr investiert.