Bochum-Werne. Bochums Notrufe laufen schon ein paar Wochen in der neuen Leitstelle ein. Feuerwehr-Chef Simon Heußen entdeckt im neuen System kuriose Fehler.

Die Nummer – 112 – ist die gleiche, und doch löst ein Notruf in Bochum seit kurzem ganz neue Prozesse aus. Der Grund: Seit Ende November hat die Leitstelle Bochum nicht nur neue Räumlichkeiten, sondern auch neue Systeme – verknüpft mit der Herner Leitstelle. Die Umstellung sei sehr gut angelaufen, bilanziert Feuerwehrchef Simon Heußen mit Blick auf die ersten Wochen mit dem neuen System.

Das neue Einsatzleitsystem sowie die neue Notruffunkabfrage sollen die Alarmierungsprozesse der Leitstelle in der Feuerwache III, Brandwacht 1 in Bochum-Werne, effektiver machen. Außerdem sollen Bochum und Herne gegenseitig einspringen können: wenn in Bochum Not am Mann oder Einsatzwagen ist, ein Notruf aus Bochum in Herne ankommt, Anrufe überlaufen oder eine Leitstelle komplett ausfällt.

Bochumer Feuerwehrchef zieht erste Bilanz

„Insgesamt ist das System deutlich stabiler als das alte. Früher hatten wir häufiger Systemabstürze“, so Heußen. Eine weitere deutliche Verbesserung bemerke er bei der Nutzung des Digitalfunks. „Der Digitalfunk dient der Kommunikation zwischen der Leitstelle und den Einsatzfahrzeugen – da hatten wir mit dem alten System sehr viele Probleme.“

Mittlerweile würden die meisten alltags-relevanten Abläufe gut funktionieren. Auch einige „Alarmdisplays“, also Bildschirme mit Einsatz-Informationen, würden nun in den Fahrzeughallen hängen. Was die Tablets in jedem Einsatzfahrzeug anbelangt, werde aktuell per Ausschreibung noch eine neue Software gesucht.

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Die System-Umrüstung mache das tägliche Arbeiten leichter. „Und über den neuen Raum brauche ich ja gar nicht reden“, so Heußen mit Blick auf die kürzlich eingerichtete Leitstelle, „die Räume sind um Längen besser!“

Doch: „Der Optimierungsprozess läuft noch.“ In dieser Phase achten die beiden Feuerwehren auf neu auftretende Mängel und lassen die Systeme verbessern. Und von diesen Programmfehlern, sogenannten Bugs, sind den Disponentinnen und Disponenten der Leitstelle in den ersten Wochen bereits so einige aufgefallen, berichtet Heußen.

Feuerwehrleute melden kuriose Programmfehler

Über Schnittstellen sei das neue System beispielsweise mit der Steuerung der Hallentore verbunden. „Diese ,Bugs’ haben dazu geführt, dass bei einem Einsatz die Tore automatisch auf-, doch dann nicht mehr zugingen“, berichtet Heußen, „Oder: Nach einer Alarmierung gingen die Alarm-Leuchten nicht mehr aus.“

Die neue Überlauffunktion – bei zu vielen 112-Anrufen – sei auch bereits zum Einsatz gekommen. In Einzelfällen hätte die Herner Leitstelle bereits einen Bochumer Notruf entgegengenommen. Allerdings ist dieser Notrufüberlauf derzeit nur „nach Herne“ im Einsatz, erklärt der Herner Leitstellen-Chef Martin Hauke. Anfang dieses Jahres sollen auch Notrufe in die andere Richtung überlaufen können.

Wer zahlt das neue, gemeinsame System?

Die eigene Technik zahlt die jeweilige Stadt, so der Herner Leistellen-Chef Martin Hauke. „Bei Serverleistung und Wartungskosten der gemeinsamen Schnittstellen, trägt Bochum einen größeren Teil – abhängig von Einwohnern und Einsätzen. Die Kosten 50/50 zu teilen, wäre für uns unfair gewesen.“

Herne hat die Systemverknüpfung rund 1,4 Millionen Euro gekostet, Bochum rund 3,5 Millionen. Insgesamt investierte die Stadt Bochum 7,3 Millionen Euro in die neue Leitstelle. In Herne ist der Bau einer neuen Leitstelle noch in Planung.

In der Vergangenheit mussten die Disponenten in der Leitstelle erst bei den Herner Kollegen anrufen, um zu erfahren, ob diese einen Einsatzwagen zur Verfügung haben. „Jetzt sieht man das alles auf einen Blick, fragt den Wagen online an, und dann gibt die Herner Leitstelle das frei“, so Heußen.

Im Gespräch mit der WAZ hatte Martin Hauke offengelassen, ob möglicherweise irgendwann die Leitstelle in der einen Feuerwehr auch verfügbare Fahrzeuge der anderen Wache anweisen kann. Der Bochumer Feuerwehrchef schließt das derzeit aus. „Im Moment ist es nicht angedacht, dass wir bei den Herner Fahrzeugen reinpfuschen“, so Heußen. Schließlich sei es für jede Leitstelle wichtig, den Überblick über die eigenen Einsatzwagen zu behalten.