Bochum. Anlässlich der Verkehrsunfallstatistik 2023 hat die Polizei auch Kritik an einigen Radfahrenden geäußert. Und schilderte einen ganz speziellen Fall.

Die statistischen Unfallzahlen für 2023 im Bochumer Polizeibezirk sind im Vergleich zu anderen Polizeibehörden in NRW insgesamt relativ gut. Trotzdem blickt Polizeidirektor Frank Nows, Leiter der Direktion Verkehr und damit Bochums ranghöchster Verkehrspolizist, teilweise mit Skepsis in die Zukunft.

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„Der Verkehr wird zunehmen, aber der Verkehrsraum ist begrenzt“, sagte er am Montag bei der jährlichen Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik in Bochum und appellierte deshalb eindringlich an die Verantwortung eines jeden Verkehrsteilnehmers. „Mobilität erfordert gegenseitige Rücksichtnahme. Jeder kann dazu beitragen, dass es weniger Verkehrsunfälle gibt.“ Allerdings ist er nicht überzeugt, dass es so kommen wird: „Der Glaube, die Hoffnung fehlt mir noch etwas.“ Er sehe vielmehr eine „zunehmende Regellosigkeit“.

Viele denken: „Kleine Regelverstöße nicht so schlimm“

Viele würde denken, dass „kleine Regelverstöße nicht so schlimm“ seien. Aber auch sie könnten zu Unfällen führen. Beispielhaft nannte er einige Radfahrende. „Ich stelle fest, dass sie ein sichtbar aggressives Verhalten zeigen.“ Außerdem beklagte er einen Mangel an Einsichtsfähigkeit bei Fehlverhalten.

Nows nannte auch dieses Beispiel: Neulich habe er selbst erlebt, wie sich ein Radfahrer, der in einem Kreisverkehr von einem Autofahrer aus Versehen etwas geschnitten worden sei, sehr aufgeregt habe. Nur wenige Augenblicke später sei der Radfahrer dann aber über eine rote Ampel gefahren.

Mit den Unfallzahlen 2023 insgesamt ist der Polizeidirektor allerdings „nicht ganz so unzufrieden“. Schließlich gehört sein Revier wie schon seit vielen Jahren zu den Polizeibehörden, die gemessen an der Einwohnerzahl am wenigsten Verletzte im Straßenverkehr zu beklagen haben. Unter den 47 Polizeibehörden in NRW liegt Bochum in dieser Hinsicht auf Platz 3. Und die beiden erst- und zweitplatzierten Behörden befinden sich im eher ländlichen Raum – wo weniger dichter Verkehr fließt als im Ballungsraum Bochum.

Positive Entwicklungen gab es speziell in diesen Bereichen: Im Vergleich zum Vorjahr sank die Gesamtzahl der verunglückten Kinder von 92 auf 84. Die Anzahl der Verkehrstoten verringerte sich von sechs auf zwei. Und es gab 2023 auch weniger Verkehrsunfälle mit Personenschaden unter Alkoholeinwirkung: 44 statt 59 im Jahr zuvor.

Negative Entwicklungen gab es zum Beispiel bei der Anzahl der Verkehrsunfälle ingesamt: Sie stieg im Vorjahr deutlich auf 14.989 an. Die Anzahl der verunglückten jungen Erwachsenen (18 bis 24) wuchs von 147 auf 172 an. Ähnlich sieht es hier bei den Seniorinnen und Senioren aus: ein Anstieg von 155 auf 170. Sie haben im Jahr 2023 die Unfälle auch häufiger selbst verursacht als im Jahr davor.

Schlecht haben sich auch die Zahlen auf dem Gebiet der Unfallflucht entwickelt: In 103 Fällen sind die Verursacher eines Unfalls mit Personenschaden einfach weggefahren oder weggegangen, ohne sich um die Unfallaufnahme zu kümmern. Im Jahr davor waren es 92 Fälle.

„Große Schwierigkeiten, die Aufklärungsquote zu steigern“

Gleichzeitig sank auch die Aufklärungsquote; sie lag 2032 bei nur 58,3 Prozent: „Wir haben teilweise große Schwierigkeiten, die Aufklärungsquote zu steigern“, sagt Nows. Immer mehr Fälle von Unfallflucht gebe es auf Gehwegen. Es mangele an konkreten Hinweisen auf die Verursacher.

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Mit Sorge blickt die Polizei auch auf die für dieses Jahr geplante Teil-Legalisierung von Cannabis unter ganz bestimmten Bedingungen. „Wir gehen von dem Schlimmsten aus“, sagt Nows. „Wir werden verstärkt kontrollieren, definitiv.“

Polizeipräsident Jörg Lukat kündigte auch ganz generell weitere regelmäßige Verkehrskontrollen an, um die Unfallquote zu senken. Dazu werde man auch in neue Technologien investieren. „Wir lassen nicht nach.“